Langeweile im Lockdown ist für Philipp kein Thema

Preisträger Philipp ist ganz entspannt. Langeweile – Fehlanzeige. Seine Drechselbank rettete ihn durch den Lockdown-Sommer.

Bad Homburg (nl). Plätzchen backen – Marco Weiss wusste sich zu helfen, als der Lockdown immer zäher für ihn wurde. Noch dazu kam eine Zeit der Quarantäne, in der er ausharren und eine häusliche Zwangspause einlegen musste. Der engagierte Jugendliche beteiligte sich an einem Wettbewerb, den das Jugendbildungswerk der Stadt ausgeschrieben hatte: Wie geht’s euch während der harten Corona-Zeiten? Das war sinngemäß die Frage des Aufrufs, verbunden mit dem Wunsch, dass Jugendliche über sich erzählen und per Kurzfilm berichten. Über die Schulen hatte die jungen Bad Homburger diese Aktion erreicht.

Sieben Videos wurden eingereicht, drei haben gewonnen. Wobei sich Silke Amrein, stellvertretende Leiterin des Jugendbildungswerks, sehr überzeugend für alle Einsendungen stark machte: „Eigentlich“, so sagt sie, „haben alle Teilnehmer es verdient, den ersten Platz zu machen. Am liebsten hätte ich den auch gleich sieben Mal vergeben.“

Silke Amrein gehörte zur Jury, die die Videos gesichtet und bewertet hatte. Mit ihr zusammen waren das außerdem zwei Mitglieder des Bad Homburger Jugendbeirats, Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor und vom Presseamt der Stadt Stadtsprecher Marc Kolbe.

Außer Marco Weiss, der seine einsame Beziehung zwischen seinem PC und sich eindrucksvoll schilderte und damit den zweiten Platz belegte, gab es noch Bafeyus Beitrag, Impressionen aus der Welt eines 16-Jährigen. Professionell spielt er mit Ironie. Er hat einen fast analytischen Blick auf die Zeit der Pandemie-Aussichtslosigkeit, die ihm eine absurde Normalität vorgaukelt. Bafeyu baut damit eine überraschende Dramaturgie auf. Augenzwinkernd filmt er mit den Versprechungen und Botschaften der Werbewelt seinen Alltag zwischen Keks und Cola. All seine Erlebnisse, zeigt Bafeyu, sind aus zweiter Hand und kommen vom Bildschirm. Es gibt keine Welt außer der digitalen. Selbst sein Name – wie konsequent – ist nicht „echt“.

Während der etwas ältere Marco auch Bilder aus der Zeit vor dem Lockdown einfließen lässt. Damit schwärmt er von einer verheißungsvollen, mittlerweile fast fremd anmutenden Zeit. Es wird deutlich: Je älter die Jugendlichen sind, umso mehr haben sie noch eine Verbindung zur Vor-Corona-Zeit. „Eine tolle Aktion, mit Kontakt zu jungen Leuten und einem Einblick in ihren Lebensalltag“, lobte Lucia Lewalter-Schoor.

Eine Ausnahmeerscheinung ist sicherlich der 12-jährige Philipp Büche. Er gewann den Wettbewerb. Ausgestattet mit einer neuen Drechselbank, einem Mountainbike, genannt „Fully“, und einer Aufrüstung für seinen PC, mit der er seinen Filmbeitrag kinderleicht zurechtschneiden konnte, lebt es sich nicht schlecht in diesen Tagen. Philipp ist viel draußen gewesen, seine Mutter und sein Vater haben sich anstecken lassen von Philipps Begeisterung für den Extremsport auf zwei Rädern und tun es ihm jetzt gleich. Auch für seine selbstgedrechselten Schalen und Schüsseln hat der Junge ein Händchen. Seine Arbeiten schauen fast professionell aus und zieren nun den Wintergarten der Familie. Prompt fuhr die Familie mit ihrem Sohn zu „Meister Eder“, wie Philipps Mutter Peter Gwiasda, einen Drechsler aus Wehrheim, bezeichnet, um den Tatendrang ihres Sohnes auf beste Art zu fördern. So lässt es sich aushalten.



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