Ein Lausbub im Himmel, auf der Erde und im Kurtheater

Die beiden Sonnenstrahlen, Laura (10) und Lara (14), wecken die Sonne (Liberty, 15) gemeinsam mit Lausbub (Jonas, 12) auf (v. l.). Foto: fch

Bad Homburg (fch). Im Vereinsheim der Volksbühne Bad Homburg wird fleißig geprobt. Kein Wunder, denn Weihnachten steht bald vor der Tür und damit die Aufführungen des alljährlichen Märchens der Volksbühne. Die Wahl fiel dieses Mal mit dem Märchen „Ein Lausbub im Himmel“ auf ein bekanntes und immer wieder gern gesehenes Stück.

Geschrieben hat das Märchen 1976 der im Jahr 2021 verstorbene Schauspieler und Regisseur Joachim Brunke. „Er war ein langjähriges und sehr geschätztes Vereinsmitglied. Ihm zu Ehren hat sich die Volksbühne Bad Homburg für dieses Märchen entschieden“, teilt der Vorsitzende Rainer Maria Ehrhardt mit. Inszeniert wird das Weihnachtsmärchen mit zwei Akten und sechs Bildern dieses Mal in einer von Louise Oppenländer geschriebenen Neufassung, gemeinsam mit Anja Vollrath-Kühne. „Ich habe es bereits schon einmal vor 15 Jahren inszeniert. Auf der Kurtheaterbühne wurde es drei oder vier Mal mit jeweils großem Erfolg gespielt“, berichtet Louise Oppenländer.

Die Regisseurin probt mit ihrem jungen Ensemble seit den Herbstferien. „Das ist bis zur Premiere der ersten Schul- und Kindergartenvorstellung am 14. Dezember kurz, vor allem, wenn man weiß, dass die 22 Darsteller teils sehr viel Text auswendig zu lernen haben.“ Ein richtig gutes Gedächtnis braucht Hauptdarsteller Jonas Nass. Der Zwölfjährige gehört seit zwei Jahren zum Volksbühne-Nachwuchsensemble. Im vergangenen Jahr stand er als „Täubchen“ auf der Bühne, in diesem spielt er mit dem Lausbub Jimmy bereits seine erste Hauptrolle.

Der Lausbub ist tollpatschig und hat deshalb noch immer keine Engelsflügel, worüber er traurig ist. Die Engelsflügel will Jimmy sich jetzt durch seine Mitarbeit bei den Weihnachtsvorbereitungen verdienen. Im Himmel haben alle viel zu tun – der Weihnachtsmann (Torsten Leiß), Petrus (Tim Vollrath-Kühne) und die Engel Lukas (Lean Benedetto), Pepe (Lara Ludwig) und Lena (Hannah Löcker). Schnell zeigt sich auf der abenteuerlichen Reise des Lausbuben Jimmy, dass er nicht immer schuld an allen Missgeschicken ist. Jimmys Reise führt ihn von der Weihnachtsbäckerei unter anderem zu Frau Sonne (Liberty Laxy, 15) und zum Regenmacherlehrling (Lean Benedetto). Alle Hoffnung auf Engelsflügel schwinden bei Jimmy, nachdem er den Engeln auf dem Strahl des Abendsterns zur Bescherung auf die Erde gefolgt ist und dort allein zurückbleibt. Der Lausbub hat sich wegen einer guten Tat, einem Sonderauftrag von Petrus und dem Weihnachtsmann, verspätet. Ob am Ende alles gut ausgeht und Jimmy seine heiß ersehnten Engelsflügel bekommt, können die Zuschauer bei einer der sechs Aufführungen live miterleben.

Bis es soweit ist, proben die Darsteller regelmäßig. Dabei ist es nicht nur wichtig, den Text einwandfrei auswendig zu können, sondern auch richtig zu betonen, damit die Botschaft beim Publikum ankommt. Einstudiert werden in einer der Proben Szenen mit Frau Sonne. Jimmy und die beiden Sonnenstrahlen Sunny (Lara Noss, 14) und Emmi (Laura Ludwig, 10) müssen Frau Sonne aus ihrem Winterschlaf wecken. Das ist kein leichtes Unterfangen. Beim Aufwachen gähnt und rekelt sich die Sonne mehrfach.

Immer wieder werden die einzelnen Szenen geprobt, bis alles zur Zufriedenheit von Regisseurin Louise Oppenländer ist. Bei den vier Darstellern handelt es sich um Humboldt-schüler, die trotz der zahlreichen Wiederholungen und Korrekturen sichtlich Spaß an der Probe haben. Das ist ganz im Sinne der Regisseurin. „Unser Team soll ein sicherer Hafen für die Kinder und Jugendlichen sein.“ Das ist wichtig für ihr Selbstvertrauen, denn vor allem in den ersten zehn Minuten vor jeder Aufführung leiden alle unter Lampenfieber. „Das ist meist nach fünf Minuten auf der Bühne verflogen.“

Doch nicht nur die Darsteller haben bis zu den Aufführungen viel zu tun, sondern auch die für Bühnenbild, Requisiten und Kostüme zuständigen Vereinsmitglieder. So müssen ein Haupt-, Sonnen- und Eishimmel gestaltet werden. Das Bühnenbild besteht aus zwei Ebenen. Andrea Erler baue gerade an einer „Arbeitswolke“ verrät die Regisseurin. Die Kostüme stammen teils aus dem Fundus, teils müssen sie wie die Sonnenstrahlen neu gekauft werden.

Bereits fast ausverkauft sind die Kindergarten- und Schulvorstellungen. Karten gibt es noch für die Familienvorstellungen am Samstag, 17. Dezember, und am Sonntag, 18. Dezember, jeweils um 15 Uhr. Tickets zu je neun Euro zuzüglich Servicegebühren gibt es bei Tourist Info + Service im Kurhaus, Telefon 06172-1783710, und bei Frankfurt-Ticket, Telefon 069-1340400, oder im Internet unter www.dievolksbuehne.de.



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