Musik von Schubert und Dvorak in einer „dunklen Zeit“

Mitreißend und virtuos präsentiert sich das Klaviertrio beim Benefizkonzert in der Schlosskirche. Foto: jbr

Bad Homburg (jbr). Da man bekanntlich gemeinsam mehr bewirken kann als allein, beschlossen Friedrichsdorf und Bad Homburg, gemeinsame Sache zu machen und organisierten in kürzester Zeit ein Benefizkonzert zugunsten der Urkainehilfe.

Oberbürgermeister Alexander Hetjes betonte in seinem Grußwort, es sei zwar eigentlich kein schöner Anlass, zu dem die beiden Städte in Zusammenarbeit mit dem bekannten Bad Homburger Konzertveranstalter Karl-Werner Joerg an diesem Abend einluden, aber dennoch ein guter Grund für klassische Musik. Auch Lars Keitel, Bürgermeister Friedrichsdorfs und selbst Musiker, zeigte sich fassungslos über die rohe Gewalt im Ukraine-Krieg. Wichtig sei es nun, dass man Geflüchteten die Möglichkeit gebe, zur Ruhe zu kommen, und ihnen Hoffnung schenke. „Der Besuch dieses Konzerts ist auch ein Zeichen der Solidarität“, fügte Keitel hinzu. Er selbst hatte den Anstoß für die gemeinschaftlich organisierte Veranstaltung gegeben und auch die drei Musiker des Abends, Mikhail Pochekin, Simon Tetzlaff und Kiveli Dörken, dafür gewinnen können.

Das Trio aus jungen, sehr gefragten Instrumentalisten bot zu diesem Anlass zwei Werke Antonin Dvoraks und Franz Schuberts da. Nach einem starken Auftakt folgten fließende Melodien des ersten Satzes von Dvoraks 2. Klaviertrio in g-Moll, aus denen immer wieder stürmische Klänge herausbrachen und mal Simon Tetzlaff am Cello und mal Kiveli Dörken am Klavier in den Vordergrund traten, bevor der Violinist Mikhail Pochekin die Führung übernahm. Ausdrucksstark und mit begeisternder Spielweise zogen sie von Beginn an die Zuhörer in ihren Bann. Im darauffolgenden Largo blieb die Stimmung melancholisch und bot einen schönen, mit wehmütig klingenden Harmonien gesäumten Kontrast zum Allegro moderato des ersten Satzes. Das Scherzo im Anschluss erschien jedoch wieder lebhaft und entfaltete einen beinahe frühlingshaften Klangcharakter, der sich aus dem sehr verspielten Klavierpart entwickelte, aber durch auftretende Wendungen nach Moll getrübt blieb. Im Finale erklangen wieder feierliche Akkorde, die mit erst verspielten, dann in Dramatik aufbrechenden Passagen im Wechsel auftraten. Noch einmal vor der Pause jagten hier die Finger der Pianistin Kiveli Dörken über die Tasten und die Bögen Mikhail Pochekins, der in Russland geboren wurde, jedoch aus einem urkainischen Elternhaus stammt, und Simon Tetzlaffs über Geige und Cello.

Fantastisch und mitreißend

Zu Beginn der zweiten Hälfte ergriff Pochekin das Wort und nannte es eine „dunkle Zeit“, in der wir leben, in der es aber auch wichtig sei, Gutes zu tun. „Musik bringt Frieden!“, versprach er. Ein weiteres Klaviertrio, nämlich das erste von Franz Schubert in B-Dur, folgte, ebenso fantastisch und mitreißend gespielt wie das Trio Antonin Dvoraks. Nach einem festlichen Beginn traten kurz darauf bedrohlich wirkende Klänge auf. Zwischen melancholischen Streicherklängen und marschartigem Aufbrausen wendeten die Harmonien immer wieder in Leichtigkeit, die dem Stück einen besonderen Abwechslungsreichtum verlieh. Träumerisch begann Kiveli Dörken den zweiten Satz allein, bevor das Cello mit ergreifenden Melodien hinzukam und schließlich wieder das ganze Trio mit gedeckten Klängen des Andantes sein Publikum fesselte. Die letzten zwei Sätze waren noch einmal geprägt von Schnelligkeit, die mit unterschiedlichen Facetten von heiter bis dramatisch eine Gestalt annahm, die sich reich an Varianz gestaltete.

Begeisterter Applaus und stehende Ovation auf der Empore erfüllten nach dem beeindruckenden Konzert der drei jungen Virtuosen die Schlosskirche. Die Bürgermeister nahmen beim Hinausgehen der Zuhörer persönlich die Spenden in Empfang. Zusammen mit dem CD-Verkauf kam an diesem Abend ein Betrag von rund 2500 Euro zusammen. „Eine stattliche Summe!“, fand auch Karl-Werner Joerg.



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