Eine Reise in die Vergangenheit der Pfarrkirche St. Marien

Diese beiden Glocken aus dem Jahr 1962 stehen heute vor dem barrierefreien Seiteneingang der Kirche St. Marien. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Wer gut zu Fuß ist, sollte unbedingt ab Donnerstag kommender Woche die Stufen zum Turmzimmer der Pfarrkirche St. Marien hochsteigen. Dort präsentieren Michaela Walter und Ewald Lederer die von ihnen zusammengestellte Ausstellung „Geschichte der Pfarrkirche St. Marien und der Pfarrei“. Auf historischen Urkunden, Plänen, Bildern und Plakaten hat das Duo die wechselvolle Geschichte der Pfarrei und ihrer beiden Bad Homburger Kirchen zusammengetragen. Auf die Besucher warten viele spannende Entdeckungen und Informationen zur Geschichte der beiden Jubiläumsdaten 1869 und 1895.

In vorreformatorischer Zeit gab es eine katholische Gemeinde mit einer Liebfrauenkirche unterhalb des heutigen Schlosses. Sie stand auf der heutigen Einfahrt zur Schlossgarage und wurde abgerissen. 1526 wurde die Kurstadt evangelisch. Der Pfarrer von Weißkirchen, Dr. Jakob Brand (1776-1833), setzte sich Anfang des 19. Jahrhunderts für die Homburger Katholiken ohne Kirche ein. 1812 mieten sie von der Reformierten Gemeinde die Jakobskirche in der Dorotheenstraße 5 die heutigen Jakobshallen. Seit 15. August 1812 zelebrierte der Weißkirchener Pfarrer jährlich eine Heilige Messe zu Maria Himmelfahrt in der Jakobskirche. Am 19. November 1869 wurde die Pfarrei Sankt Mariae Himmelfahrt vom Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877) errichtet.

Zum ersten Pfarrer ernannt wurde am 7. Dezember 1869 Alexander Menzel, der Erbauer der heutigen Marienkirche. Bis 1895 feierten die Homburger Katholiken die Heilige Messe in der Jakobskirche. Erst der fünfte Entwurf des Mainzer Architekten und späteren Dombaumeisters Ludwig Becker (1855-1940) fand im Jahre 1888 Akzeptanz. Er hatte eine neugotische Kirche in frühgotischen Bauformen geplant.

Der erste Spatenstich zum Bau der Marienkirche vollzog Pfarrer Menzel am 2. März 1892. Am 7. Juni 1892 wurde der Grundstein gelegt. Er ist zwischen den beiden Turmeingängen zu sehen. Im Juni 1895 trafen die sechs Glocken in der Dorotheenstraße ein. Sie bilden das einzige erhaltene sechsstimmige Glockengeläut im Rhein-Main Gebiet. Am Abend des 13. August 1895 wurde der Limburger Bischof Karl Klein in der Jakobskirche „nach kirchlich vorgeschriebener Weise“ empfangen. Einen Tag später begann die Konsekration der neuen Marienkirche durch den Limburger Bischof Dr. Karl Klein um 8 Uhr. Um 11 Uhr begann mit dem Auszug aus der Jakobskirche der Einzug in die neue Kirche. An den Feierlichkeiten nahmen Kaiserin Friedrich, Vertreter des hessischen Fürstenhauses, die Homburger evangelische Gemeinde und alle Vertreter der Stadt teil.

Am 15. August 1895, dem Fest Mariae Himmelfahrt, feierte Bischof Klein in der neuen Marienkirche ein Pontifikalamt mit Spendung des Sakraments der Firmung. Damit endeten die drei Festtage der Konsekration. Der Bau der St.-Marien-Kirche und ihre Renovierungen sind in der Ausstellung chronologisch von 1892 bis 2017 dargestellt. Bei der letzten Innenrenovierung 2016/17 wurden alte Schichten freigelegt. Zum Vorschein kamen unter anderem Zeichnungen mit alten Weinreben, Glorienschein und Quadratmalerei, die auf Fotos gezeigt werden. Ewald Lederer bietet zudem einen Ausstellungskatalog zum Selbstkostenpreis an.

!Besichtigt werden kann die Ausstellung jeweils sonntags nach den Gottesdiensten von 10.30 bis 13 Uhr, dienstags und donnerstags von 14 bis 16 Uhr sowie auf Anfrage im Pfarrbüro der Pfarrei St. Marien Bad Homburg-Friedrichsdorf, Dorotheenstraße 13, unter Telefon 06172-177040, E-Mail: st.marien[at]badhomburg.bistumlimburg[dot]de. Geöffnet hat das Pfarrbüro montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie dienstags und mittwochs von 15 bis 18 Uhr.

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