Rosenhof für Senioren oder große Gewerbekomplexe?

Bad Homburg (js). Wo einst der Showroom von Mercedes am Hessenring für Luxus-Automobile warb, prangt jetzt die Visualisierung der möglichen Zukunft des ehemaligen Senger-Areals auf der gläsernen Front. Großflächig signalisieren Bilder unter dem Arbeitstitel „Marienbader Quartier“, wie diese Zukunft aussehen könnte. Bebaut mit einer verzweigten Seniorenwohnanlage des gehobenen Segments auf sechs Ebenen, auf dem Freigelände sporteln fitte Senioren mit ihren Enkeln, Autos sind im Quartier nicht zu sehen, Bürokomplexe nicht zu erkennen.

Ein „vitales Stadtquartier für Menschen jeden Alters“ wollen die potenziellen Investoren schaffen, einen „Wohlfühlort für Jung und Alt“. Gestaltet durch diverse Bausteine im Kontext mit den Aspekten „Leben, Arbeiten, Wohnen“. Mit Gastronomie am mittigen grünen Quartiersplatz, mit vielfältigen „Gesundheits- und Freizeitangeboten“ in bester Lage, auf rund 15 000 Quadratmeter Fläche nahe der inneren City, ein Katzensprung zum Bahnhof.

Jetzt liegen die Pläne der GGBHO Grundstücksgesellschaft Bad Homburg mbH auf dem Tisch. Diese hat etwa 75 Prozent der Gesamtfläche des Areals zwischen Hessenring und Frölingstraße, Marienbader Platz und Am Hasensprung schon 2019 gekauft, um dort zusammen mit der Rosenhof-Gruppe ihre Idee vom neuen innerstädtischen Quartier zu verwirklichen. „Unsere Vision“ steht in einem grün unterlegten Fenster der Werbefläche. „Wir glauben an das Projekt“, sagen Roxana Schaper und André Aue, die beiden Geschäftsführenden der an der Idee des Marienbader Quartiers beteiligten Investoren. Sie könnte Vision bleiben, denn die Stadt hat andere Ideen, die sie auf dem Areal, das durchaus als Filetstück gilt, verwirklichen will. Und sich dabei nicht vom Weg abbringen lassen will, das hat Oberbürgermeister Alexander Hetjes in der vergangenen Woche einmal mehr bekräftigt.

Der Magistrat hat einem Bebauungsplan für das Gebiet bereits zugestimmt, im Bau- und Planungsausschuss wurde am Dienstagabend noch einmal darüber diskutiert, noch vor Weihnachten soll das Stadtparlament über das Konzept abstimmen, hinter dem die CDU/SPD-Koalition steht. Ein Konzept, das bereits zur Diskussion stand, als der Kauf des Geländes durch die heutigen interessierten Investoren noch nicht in trockenen Tüchern war, wie dessen Verfechter stets betonen. Zuletzt stand das Areal bei den Haushaltsdebatten im Vordergrund, bei der Sanierung des städtischen Haushalts spielt die Gewerbeansiedlung eine wichtige Rolle. Mehrere große Gewerbekomplexe sind vorgesehen, dazu ein paar Stadtvillen, ein Verhältnis von etwa 70 zu 30 Prozent der Gesamtnutzfläche. Etwa umgekehrt sieht die Flächenverteilung bei den Investoren auf dem 75-Prozent-Grundstück aus, sie wollen maximal 12 000 Quadratmeter Bürofläche anbieten, mehr seien „perspektivisch nicht verträglich“, mehr sei auch am Markt nicht nachgefragt.

Die GGBHO Grundstücksgesellschaft Bad Homburg mbH verweist mit ihrem Partner indes auf den Zukunftsmarkt Senioren hin. In der Kurstadt seien schon jetzt mehr als 40 Prozent der Menschen über 60 Jahre alt, diese Tendenz werde noch zunehmen. Der Bedarf an Seniorenwohnungen sei nicht gedeckt, in der Vision von Rosenhof-Chefplaner André Aue ist von bis zu 400 Bewohnern die Rede. Versorgt rund um die Uhr in der vollstationären Abteilung, eigenständig lebend wie der flotte Senior im Jogging-Dress, der nach dem Duschen mit Frau und Enkelkind ins Caféhaus am grünen Quartiersplatz mit Springbrunnen und Außengastronomie geht. „Jeder Rosenhof vereint die Großzügigkeit und den Komfort eines privaten Ambientes mit dem vielfältigen Dienstleistungsangebot einer modernen Seniorenanlage“, so Aue. Allein im Gesundheitssegment könnten so etwa 200 Arbeitsplätze geschaffen werden, mit einer medizinischen Infrastruktur, die offen sei für alle interessierten Menschen in der Stadt. Lasse sich die Bürofläche noch reduzieren, seien Wohnungen für die Angestellten im „preisgedämpften Segment“ denkbar.

Den Weg zum neuen Marienbader Quartier in welcher Form auch immer werden nun die politischen Gremien der Stadt vorgeben. Ob es dann eine Einigung zwischen Investoren und Stadt geben wird, könnten am Ende auch Gerichte entscheiden.

Für Roxana Schaper und André Aue ist das kein Thema: „Wir liegen gar nicht weit auseinander“, findet Schaper, Basis für die Entwürfe sei schließlich stets der „in einem breiten demokratischen Prozess unter Mitwirkung der Bürgerschaft entstandene Masterplan Bad Homburg 2030“ gewesen. Diese seien ständig im Dialog mit der Stadt angepasst und weiterentwickelt worden. Auf Dialog wollen die Investoren weiter setzen, einem Konsens sehen sie „optimistisch“ entgegen. Aue: „Wir sind nach Bad Homburg gekommen, um zu bleiben.“

Roxana Schaper und André Aue, die beiden Geschäftsführenden der beteiligten Investoren, erläutern die Idee des Marienbader Quartiers. Foto: js



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