Sommer, Sonne, Schnäppchenjagd

Clara und Luise, zwei coole und modebewusste Frankfurterinnen, sind auf Schnäppchenjagd in der Kurstadt. Foto: fch

Bad Homburg
(fch). Der Flohmarkt in der Brunnenallee im Rahmen des Bad Homburger Sommers ist längst Kult. Sowohl bei den Anbietern als auch bei den Besuchern. Warum dies so ist, beschreibt Stefanie Kürten von der Kur- und Kongress-GmbH: „Dieser Markt hat den Charme von einem richtig schönen alten Flohmarkt. Die Standvergabe erfolgt nur an Bad Homburger Bürger, und zugelassen sind nur Privatleute und Hilfsorganisationen, keine gewerblichen Anbieter.“

Das Konzept kommt bei den Fans an. Bereits ab acht Uhr morgens sind die ersten Fans unter den schattigen Kurparkbäumen unterwegs, um das Angebot an den 101 Verkaufsständen zu inspizieren und mit den Anbietern ins Gespräch zu kommen. Den ganzen Sonntag über strömen Kurstädter und Gäste aus der Region in den Kurpark. Sie alle sind gekommen, um zu bummeln, auf Schnäppchenjagd zu gehen, nach lange gesuchten Dingen oder Raritäten Ausschau zu halten und ihre Freizeit unbeschwert mit Gleichgesinnten zu genießen. Wie immer ist das Angebot breit gefächert. Und schnell zeigt sich beim Blick auf die Stände, dass viele Dinge viel zu schön sind, um in Kisten im Keller zu verstauben. Da funkeln Gläser, Schalen und Vasen aus Kristall mit Spiegeln und echtem oder Mode-Schmuck in der Sonne um die Wette. Taschen, Hüte, Schuhe, Gürtel, Kleidung für Kinder und Erwachsene, Tisch- und andere Decken warten auf Liebhaber. Selbst bei 28 Grad Celsius werden dicke Jacken, Mäntel und Strickjacken in Augenschien genommen und anprobiert. Zu den erfolgreichen Flohmarktbesucherinnen gehören Clara und Luise. Die beiden jungen Frankfurterinnen sind zur Schnäppchenjagd in die Kurstadt gekommen. Und das mit Erfolg. Bereits nach kurzer Zeit ist Clara stolze Besitzerin einer großen gehäkelten Tasche.

Delfintherapie für Jesse

Luise ist eigentlich auf der Suche nach Sommerbekleidung. Da fallen ihr Oberteile und Hosen ins Auge. Die sind zwar nicht unbedingt für schweißtreibende Temperaturen gedacht, aber cool. An einem Stand warten drei sportliche Trekkingräder zu Schnäppchenpreisen auf neue Besitzer. Aber auch Uhren, Bilder, Haushaltsgeräte, Töpfe und Geschirr gehören neben lustigen Bechern für Kids mit Micky-Maus-Figuren auf den Deckeln zum bunten Warensortiment. Spielsachen, Schlümpfe, Teddybären oder Eisen- und Rennbahnen lassen Kinderherzen neben vielen Gesellschafts- und Geschicklichkeitsspielen höher schlagen.

Am Stand von Andreas Dihn können die Flohmarktbesucher ihre Einkäufe mit einem guten Zweck verbinden. Die Erlöse aus dem Verkauf gehen als Spende an seinen Neffen Jesse Dihn. Die Flohmarktverkäufe sollen helfen, dem Zwölfjährigen eine Delfintherapie zu finanzieren. „Seine erste Delfintherapie hat einen sichtbaren Fortschritt gezeigt. Seither träumt er davon, wieder mit Delfinen zu schwimmen“, informiert der Onkel. Die Ärzte konnten nicht feststellen, was dem jungen Kurstädter fehlt. Er kann nicht alleine laufen, nicht sprechen und hat Epilepsie. „Jesse liebt Wasser und Tiere“, berichtet der Onkel den Flohmarktbesuchern. Kunstliebhaber wurden unter anderem bei Peter Koch fündig. Er hatte Zeichnungen, Aquarelle, Blumen- und Landschaftsbilder aus dem Nachlass des Petterweiler Malers Hermann Linke im Angebot. An einem der Stände interessieren sich zwei Mädchen für Reitstiefel. „Die sind kaum getragen und so gut wie neu“, versichert der Standinhaber. Kaum hatte er seinen Töchtern die Reitstiefel gekauft, schon waren sie aus diesen herausgewachsen.

„Hier finde ich immer irgendetwas Nützliches, Dekoratives oder Schönes“, schwärmte eine Kurstädterin. Sie komme jedes Jahr hierher, lasse sich treiben, sehe sich alles an, ohne etwas Bestimmtes zu suchen. „Ich bin noch nie ohne ein schönes Teil nach Hause gegangen“, berichtet sie lächelnd. Eine andere Besucherin berichtet, dass sie nicht nur wegen des Warenangebots gern zum Flohmarkt komme, sondern auch, „um Leute zu gucken“. Auf der Brunnenallee seien alle Bevölkerungsschichten unterwegs. „Da sehen sie Familien mit kleinen Kindern, coole Teenager, Paare und rüstige Senioren. Einige sind gestylt als wären sie gerade einem Modemagazin entstiegen, andere bevorzugen einen legeren Freizeitlook, und einige führen ihren kreativen Look vor.“

Auch Kritik an der Organisation wird geäußert. Peter Otto aus Bad Homburg ärgert sich über das telefonische Auswahlverfahren. „Wir versuchen seit fünf Jahren vergeblich, einen Platz zu bekommen. Das Telefonverfahren ist keine ideale Lösung. Oberursel macht vor wie es besser geht.“

Dazu sagt Stefanie Kürten, die mit ihrem Team den Flohmarkt organisiert: „Es bewerben sich jedes Jahr mehr als 1000 Leute für einen Stand. Es gibt aber nur 100 Standplätze.“ Ihr Tipp: Immer wieder am Stichtag anrufen und nicht aufgeben.

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