Speckstein schleifen, Holz sägen und mit Farbe experimentieren

Stephan K. Müller im Austausch mit einem Jungen über die Handhabung der Feile bei der Speckstein-Bearbeitung. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Mit Spachteln und Bürsten Farben auf die Leinwand bringen, mit Feilen die Ecken von Specksteinen glattschleifen, Buchstaben aus Kirschholz vom Kirdorfer Feld aussägen: Mehr als 300 Kinder und Jugendliche hatten in den Herbstferien die Gelegenheit, kreativ zu werden. Auf dem Gelände und in der Werkstatt der Galerie Fleck in Ober-Eschbach machte dies der Verein „KulturLeben Hochtaunus“ mit seinem Projekt „Kulturkinder“ möglich.

Die Herbstaktion, vorwiegend finanziert durch die „Kinderhilfe Königstein und Hochtaunuskreis“, war eine Idee von Jutta Kaiser gewesen, und die Vorsitzende des Vereins für kulturelle Teilhabe war denn auch zwei Wochen lang jeden Tag am Ort, teilte die Kinder aus Kinderheimen, Horten und Kindergärten aus dem Hochtaunuskreis in Dreiergruppen ein, sorgte für einen reibungslosen Ablauf und freute sich über die Begeisterung, die die je vierstündigen Kurse bei den jungen Teilnehmern auslösten.

„Mit Holz zu arbeiten, kann eine meditative Arbeit sein, aber man kann sich auch an dem Material austoben“: Mit viel pädagogischem Geschick führte der Bad Homburger Holzbildhauer Francisco Aguilar Oswald Kinder ab vier Jahren und Jugendliche in die Holzbearbeitung ein. Mit Schleifpapier, Holzbohrer und Stichsäge bekamen sie ein Gefühl für Vollholz und Sperrholz, stellten Buchstaben und Holz-Smilies aus heimischen Hölzern her. Unter Anleitung der Ober-Eschbacher Malerin Bianca Scheich, die im großen Garten der Galerie Fleck ein „Maler-Büfett“ mit Rollen, Spachteln, Pinseln, Bürsten und Schwämmen aufgestellt hatte, wagten sich Vier- bis Achtjährige an Acrylmalerei. „Ich habe die Kinder zu freier Malerei ohne Themenvorgabe ermuntert, bei der ihrer Fantasie freier Raum gegeben wird, und herausgekommen sind mehr als 80 Werke abstrakter Malerei“, sagte Bianca Scheich am Ende der Workshops. Die bunten Bilder, gemalt auf Pizzakartons, sind jetzt den jeweiligen Kinderheimen, Kitas und Horten übergeben worden – „ich würde mir wünschen, dass dort Vernissagen mit den Kinderbildern stattfinden“, sagte die Malerin.

„Nimm das Stück mal anders in die Hand und zieh die Feile ganz gleichmäßig durch“: Beispielhaft für seine Geduld mit quirligen Kindern ist der selbstständige Künstler Stephan K. Müller. Der bei einem Bildhauer ausgebildete Bad Homburger, der sich autodidaktisch in Malerei und Bildhauerei weiterbildete und seit 29 Jahren die Galerie Fleck betreibt, fördert die künstlerische Gestaltung mit Speckstein. „Sogenannter Speckstein oder Steatit wurde schon 3000 vor Christus kreativ bearbeitet“, so Müller. In seiner Werkstatt ging es in den beiden Herbstferienwochen munter und staubig zu, viele kleine Kunstwerke entstanden aus dem weichen Stein, den es in vielen verschiedenen Farben gibt. Waren die Kinder gerade einmal nicht mit ihrem Kunstwerk beschäftigt, konnten sie sich im Freien auf dem Galerie-Gelände mit seinem großen Barfußpfad und Sandstellen austoben.

Am Ende gab es Besuch von Oberbürgermeister Alexander Hetjes, der Sozialdezernentin des Hochtaunuskreises, Katrin Hechler, und Annette Goy von der Leitstelle Integration des Kreises. „Ich bin dankbar, dass wir in der Galerie Fleck einen Ort haben, wo jetzt noch solche Dinge für Kinder stattfinden können“, sagte Katrin Hechler. Lucia Lewalter-Schoor, Stadträtin von Bad Homburg, dankte Jutta Kaiser für die Idee, die sie „mit viel Herzblut“ und einem guten Hygiene-Konzept umgesetzt habe.

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