Stadt will „Hängepartie“ um Wingertsberg-Häuser beenden

Blick auf einen Teil der Personalwohnungen, die zur Reha-Klinik der Deutschen Rentenversicherung gehören. Der Leerstand wächst, immer mehr der alten Wohnungen sind nicht mehr belegt. Foto: js

Bad Homburg (js). Die Zeit der Ungewissheit geht ins achte Jahr, die Unzufriedenheit mit dem Status Quo auf dem Wingertsberg wächst. Nach den nun endgültig gescheiterten Verhandlungen zwischen der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) und der Hochtaunusbau-Genossenschaft eG über den Kauf der 116 Personalwohnungen auf dem Wingertsberg am Rand des Kurparks, wo die DRV seit mehr als 50 Jahren eine Reha-Klinik betreibt, steht nun die Stadt in den Startlöchern, um die „Hängepartie“ zu beenden.

„Ja, wir haben Interesse und der Rentenversicherung signalisiert, dass wir die Wohnungen erwerben wollen, aber nicht um jeden Preis“, fasst Oberbürgermeister Alexander Hetjes den Stand der Dinge zusammen. Und Hetjes lässt gleichzeitig keinen Zweifel daran, dass nach Aufnahme des angebotenen Gesprächsfadens die Stadt viel Zugkraft an den Strippen habe. „Wir haben den Finger drauf, sind in einer guten Lage“, so Hetjes. „Wenn die DRV nicht an uns verkauft, muss sie Eigentümerin bleiben.“

Nach sieben Jahren Hin und Her ohne konkrete Ergebnisse bei den Verkaufsverhandlungen sollen nun möglichst schnell Entscheidungen eingefordert werden. Dies hatte das Stadtparlament Ende des vergangenen Jahres beschlossen, von einer „unsäglichen Hängepartie“ wurde schon bei der Debatte häufig gesprochen.

Die Bewohner, darunter viele Pflegekräfte, hätten „es verdient, anständig zu wohnen, vor allen Dingen ist es ihr Recht, zu wissen, wie es für sie weitergeht“, sagte SPD-Vorsitzende Elke Barth damals. Sie bedauert es jetzt zwar, dass der Verkauf an die Hochtaunusbau nach der langen Zeit gescheitert sei, ist aber froh, „dass die Katze nun aus dem Sack ist. Der SPD ist vor allem eine soziale Lösung wichtig“, so Barth, langjährige Kämpferin für eine neue Zeit auf dem Wingertsberg. „Wir wollen, dass günstiger Wohnraum erhalten wird“, gibt auch Hetjes die Richtung vor.

Der Oberbürgermeister sieht die Stadt bei den Verhandlungen mit der Deutschen Rentenversicherung in einer guten Position. Im Jahr 2014 hat die DRV aus wirtschaftlichen Gründen beschlossen, bundesweit möglichst alle Personalwohnhäuser ihrer Kliniken zu verkaufen, sie passten nicht mehr ins Konzern-Konzept. Die Häuser am noblen Wingertsberg gehörten zum Verkaufspaket, mussten aber herausgelöst werden, weil sich die Stadt ein kommunales Vorkaufsrecht sicherte und Grunddienstbarkeiten im Grundbuch eingetragen sind, die nun für eine komfortable Position bei den Kaufverhandlungen stehen. Der gewünschten Löschung der Grunddienstbarkeit hat die Stadt 2014 widersprochen. Die Stadtpolitik favorisierte damals den Verkauf der Wohnungen an eine Genossenschaft.

Bei der Vorstellung der neuen Idee saß Hochtaunusbau-Vorstand Sven Groth mit am Tisch und erläuterte die Gründe für das nach langer Pause bei den Gesprächen nun endgültige Scheitern der Kaufverhandlungen. Nach „Prüfung der Rahmenbedingungen“, so Groth, hätte die Genossenschaft von einem Kauf der Liegenschaft abgesehen. Zum 75-jährigen Bestehen der Genossenschaft wäre es unter passenden Bedingungen ein schöner Coup gewesen. Im parallel zu den immer wieder stockenden Verhandlungen sei das Ergebnis beim Abwägen von „Kosten und Nutzen, Chancen und Risiken“ immer ungünstiger geworden, eine baurechtliche Bewertung im Zusammenhang mit einer Nutzungsänderung habe schließlich den Ausschlag gegeben, so Groth, der geforderte Preis habe in keinem rechten Verhältnis mehr zum Gegenwert gestanden.

Im Gespräch bleibt die Hochtaunusbau dennoch, sollte es zu einem Deal zwischen Stadt und DRV kommen, könnte sich Hetjes die Genossen etwa als Verwalter der Immobilie vorstellen. Teil der Verhandlungsmasse ist auch das einstige Chefarzt-Haus auf dem Gelände, daraus könnte eine Einrichtung für Kinderbetreuung werden. Interesse daran hat laut OB Hetjes die Jüdische Gemeinde Bad Homburg. Sie möchte dort gerne eine Kita einrichten.

Die Stadt will nun möglichst schnell handeln und auf eine zügige Entscheidung drängen, kündigte Hetjes an. Vereinbart sei bereits, dass Stadt und Rentenversicherung gemeinsam ein Gutachten bestellen, das den Wert der längst nicht mehr zeitgemäßen Immobilie auf dem Wingertsberg bestimmen soll. Dies könne im Idealfall bereits Ende Februar vorliegen, heißt es im Rathaus. Dann sollen die Verhandlungen weitergeführt werden, in einem früheren Gutachten wurde der Wert auf 7,7 Millionen Euro taxiert. „Wir sind bereit“, sagt der Oberbürgermeister und meint damit die Bereitschaft zu einer Dienstreise mit dem städtischen Finanzplaner Meinhard Matern nach Berlin zu finalen Verhandlungen über den Kaufpreis.



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