Willkommen im Jahr der Schlange

In wunderschönen blassblauen Kleidern und mit Fächern ausgestattet zeigen die Tänzerinnen des Vereins Stuttgart Seidenstraße den Tanz „Mein Heimatland“. Ihre anmutigen Bewegungen begeistern das Publikum im Kurtheater.Foto: csc

Von Christine Šarac

Bad Homburg. Gold und Rot gaben dem Foyer des Kurhauses am vergangenen Freitagabend einen ganz besonders feierlichen Rahmen. Vor eigens aufgestellten Fotowänden posierten die eintreffenden Gäste, um die Erinnerung an diesen Abend zu konservieren. Mit einer großen Gala mit rund 700 Gästen wurde dort erstmals das chinesische Neujahrsfest gefeiert.

Silvester im Januar? Aber ja, denn in China wird das neue Jahr immer nach dem zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende begrüßt und dieses Ereignis fällt nach unserem gregorianischen Kalender in die Zeit zwischen dem 12. Januar und dem 19. Februar. Ausgerichtet wurde die Gala vom Chinesische Liste Verein, dem Konfuzius-Institut und der Germany Overseas Chinese Entrepreneurs Association. Im fast bis auf den letzten Platz gefüllten Kurtheater erwartete die Gäste eine dreistündige schillernde Show aus Gesang und Tanz, Kampfsport und Akrobatik. Moderiert wurde der Abend auf Chinesisch von Dengpeng Zhu und auf Deutsch von Laura Wade. Die Begrüßungsrede hielt der Generalkonsul der Volksrepublik China in Frankfurt, Yiyang Huang, auf Deutsch – eine bravouröse Leistung. „Das Frühlingsfest ist ein Fest, das dazu dient, auf die Vergangenheit zurückzublicken. Die chinesischen Vereine, Schulen und Kunstgruppen werden Ihnen heute Abend wunderbare Darbietungen präsentieren. Hier sind China und Deutschland nicht mehr weit voneinander entfernt“, so der Generalkonsul. Der Stadtverordnetenvorsteher, Dr. Alfred Etzrodt, und Stadtrat Tobias Ottaviani, entschuldigten sich im Gegenzug mit einem Augenzwinkern dafür, dass sie das Publikum nicht auf Chinesisch begrüßten. Stattdessen arbeiteten sie die Gemeinsamkeiten heraus. „Sie haben mit Bad Homburg eine gute Wahl getroffen, denn abgesehen davon, dass Bad Homburg die schönste Stadt im Rhein-Mai-Gebiet ist, kann sie auf eine wechselhafte, aber eigenständige Geschichte zurückblicken und wurde von vielen gekrönten Häuptern besucht“, so Etzrodt. Besonders wichtig, das stellten alle Redner des Abends fest, sei jedoch „das hochgeschätzte Gut der Freundschaft“. Auch eine Videobotschaft von Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef wurde abgespielt, in der der Rathauschef Glückwünsche zum Jahr der Schlange übermittelte: „Mit Zusammenhalt und Entschlossenheit können wir zusammen Gutes für unsere Stadt bewirken“.

Insgesamt 15 verschiedene Vorführungen erwarteten die Gäste im Saal. Den Auftakt bildete ein Trommeltanz des Ansai-Trommeltanz-Ensembles der Stadt Yan’an aus der Provinz Shaanxi. Es handelt sich dabei um einen traditionellen Tanz, der in diesem Stadtbezirk verbreitet ist. Er gehört zum nationalen immateriellen Kulturerbe Chinas. Dies ist ein gutes Stichwort, denn erst am 4. Dezember 2024 wurde das chinesische Frühlingsfest offiziell in die Unesco-Liste des immateriellen Kultur-erbes der Menschheit aufgenommen.

Das Rap-Szenenspiel „Hallo, neues Jahr“, des Dehua Medien- und Bildungszentrums stimmte die Zuschauer auf die Traditionen zum chinesischen Neujahrsfest ein. Farbenprächtig mit Fächern in Blau und Pink stimmten die Tänzerinnen des Stuttgart Seidenstraße Kultur Vereins die Gäste mit „Mein Heimatland“ auf den Abend ein. Mit Anmut und Grazie vollführten sie kunstvolle Effekte und empfanden mit den Fächern kunstvoll die Bewegungen einer Schlange nach. Der Peking Oper Club in Deutschland verzauberte mit „Meine liebe Birnenblüte“, „Caro Mio Ben und Peking Oper“ sowie mit der Ode „Meine Liebe Birnenblüten sind aufgegangen“. Im Anschluss gab es das Ballett „Lilientanz“ der Dance Akademie Wiesbaden zu sehen. Der Kinderchor der Huayin Chinesische Sprachenschule Frankfurt brachte Schwung auf die Bühne. Dirigentin Wu Wei hüpfte und tanzte mit ihren Chorkindern zu den Liedern „Mein neues Kleid“, „Schnee aufspüren“ und „Anleitung zur Jugend“. Aus derselben Einrichtung kamen auch die Tänzerinnen, die den Tanz „Xiang He Ge“ aufführten. Eine Zeitreise durch die Mode unter dem Titel „Die neun Rhythmen des Gewandes aus der Ming Dynastie“ vollführte der Verein der Chinesischen Traditionellen Kultur zum Studium und Austausch in Deutschland. In die anschließende Pause, bei der im Foyer typische chinesische Snacks probiert werden konnten, entließ die Peking-Oper die Gäste mit einem Medley aus „Dingjun-Berg“ und „Duell der Blumenspeere“.

Nach der kleinen Stärkung ging es actionreich mit der Vorführung des Shaolin Kung-Fu Zentrums Frankfurt weiter. Ein deutsch-chinesisches Duett mit dem Titel „You And Me“ hatten die Sänger Shen Shen und Horst Schermutzki vorbereitet. Ebenfalls eine Symbiose aus deutscher und chinesischer Kultur präsentierte die Sängerin Anna Herbst begleitet von Peter Bortfeldt am Klavier mit dem deutschen Volkslied „Der Lindenbaum“, dem Volkslied aus Qinghai „Das Lied der vier Jahreszeiten“ und dem Yunnan-Volkslied „Der Fluss fließt sanft“. Der Kinder-Lateintanz der Motsi Mabuse Tanzschule und das Damen-Solo „Mondlichtliebe“ der Sängerin Wei Xue begeisterten das Publikum. Krönender Abschluss war schließlich der Auftritt eines deutsch-chinesischen Chors, der die Lieder „Lorely“ und „Jasminblüte“ anstimmte. Mit einem großen Defilee der Mitwirkenden auf der Bühne fand die Gala einen imposanten Abschluss.

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