Erich Bruckner ist seit 65 Jahren bei der SG Ober-Erlenbach aktiv

Bad Homburg (gw). Erich Bruckner ist ein weiterer lebender Beweis dafür, dass regelmäßige sportliche Bewegung jung erhält. Der 74-jährige Sportler durch und durch hat zum Auftakt der Tennis-Saison 2022 im Bezirks-Derby bei der TSG Oberursel für die Herren 65 des TC Bad Homburg im Einzel und Doppel (zusammen mit Frank Heiden) zweimal ohne Satzverlust gepunktet.

Darüber hinaus ist Bruckner beim Traditionsverein aus dem Bad Homburger Kurpark auch in dieser Saison außerdem noch für die Hessenliga-Mannschaft der Herren 60 gemeldet.

Vor wenigen Wochen ist der „eiserne Erich“ von der SG Ober-Erlenbach für 65-jährige Mitgliedschaft geehrt worden, und die SGO liegt ihm trotz der Spielberechtigung für den Nachbarverein TC Bad Homburg nach wie vor sehr am Herzen. In Ober-Erlenbach ist er nämlich am 26. April 1948 geboren worden, dort lebt er mit seiner Ehefrau, die er vor 49 Jahren geheiratet hat, und dem Verein aus dem Wingert ist er stets verbunden geblieben.

Mitglied bei der 1919 gegründeten Sportgemeinschaft ist Bruckner bereits seit dem 1. August 1957. Als Fußballer hat er ab der C-Jugend alle Jugendteams durchlaufen und im März 1966 als 17-Jähriger seinen ersten Einsatz in der 1. Mannschaft gehabt.

Seine außergewöhnliche Ausdauer, die lebenslang sein Qualitätsmerkmal gewesen ist, verdankt er auch seinem Beruf, denn der drahtige Sportler hat beim Postamt Bad Homburg 35 Jahre lang als Zusteller gearbeitet. Dieser Job ermöglichte ihm die Freiheit, in der Freizeit sehr intensiv seinen sportlichen Hobbys nachzugehen.

„Ein Tag ohne Bewegung ist ein verlorener Tag“, lautet das Motto von Erich Bruckner, der jeden Morgen eine halbe Stunde Gymnastik als festes Ritual in seinem Leben einplant und im Sommer jede Woche mindestens sechs Stunden Tennis spielt (im Winter sind es vier).

Diese bemerkenswerte Einstellung brachte ihm im Laufe der Jahrzehnte viele positive Rückmeldungen. 50 Jahre lang hat er bei der SGO mit großer Leidenschaft Fußball gespielt, ehe er mit „59“ bei den Alten Herren die aktive Laufbahn mit den Stollenschuhen endgültig beendete.

„Wir haben dreimal den Kreispokal gewonnen, ich habe dreimal gegen Eintracht Frankfurt gespielt sowie gegen Ajax Amsterdam, Hertha BSC und Dukla Prag“, erinnert er sich an die Glanzzeit der Ober-Erlenbacher, als die Amateurfußballer aus dem Taunus einige Male vor weit mehr als 1000 Zuschauern gegen die Profi-Prominenz gekickt hatten.

Erich Bruckner war auch ganz entscheidend beteiligt, als bei der SG Ober-Erlenbach im Jahr 1972 der Tennis-Sport seinen Erfolgsweg angetreten hat. „Wir hatten damals für 15 D-Mark ein Netz gekauft und dieses auf dem Bitumensportfeld der Grundschule aufgespannt“, erinnert er sich noch gut an die Anfänge. 120 D-Mark und damit ein Drittel seines damaligen Monatsgehalts investierte er in den ersten Dunlop-Schläger, der sich bis auf den heutigen Tag in seinem Besitz befindet und den er zum Fototermin mitgebracht hat.

Der heutige Tennis-Platz 5 direkt neben dem heutigen Kunstrasenplatz auf der Sportanlage im Wingert ist damals in Eigenhilfe entstanden. Mehr als zwei Dutzend freiwillige Helfer haben ihn mit Spaten, Schaufeln und Schubkarren gebaut. Offiziell eingeweiht wurde er am Pfingstmontag des Jahres 1972 mit einem Schleifchenturnier, und natürlich gehörte auch Erich Bruckner mit Mitgliedsnummer 8 zum Teilnehmerfeld.

„Der damalige Vorsitzende Karl Seeger hatte die Zeichen der Zeit erkannt und uns Fußballer im Verein beitragsfrei auch Tennis spielen lassen.“ Aus dieser zukunftsweisenden Idee hat sich inzwischen eine starke Abteilung mit rund 300 Mitgliedern entwickelt, die 40 Prozent des gesamten Club-Bestands ausmacht.

Nach einer Zeit des Übergangs, als er an einigen Sonntagen im Mai und Juni morgens Tennis und nachmittags in der damaligen Bezirksliga Frankfurt/West Fußball gespielt hat, ist Erich Bruckner mit 35 Jahren zum Mannschafts-Tennis umgeschwenkt. „Ich war in dieser Sportart Autodidakt und habe mir alles selbst erarbeitet – auch den Aufschlag, mit dem ich inzwischen sehr zufrieden bin“, beschreibt er seine zweite Laufbahn, die von der SG Ober-Erlenbach über den TV Ober-Eschbach und den TC Seulberg (mit dem Aufstieg aus der Bezirksliga B bis in die Hessenliga binnen zehn Jahren) in den Bad Homburger Kurpark geführt hat.

Dort steht er beim Training gelegentlich mit dem ehemaligen Fußball-Weltmeister Andreas Möller auf dem Platz und freut sich auf die Gemeinschaft und sportliche Herausforderungen der Herren 60 und 65, obwohl er längst bei den „70ern“ spielen dürfte.

„Früher Björn Borg und heutzutage Roger Federer“ sind die sportlichen Vorbilder auf dem Tennis-Court, und als Fußballer waren Fritz Walter und Uwe Seeler seine Idole.

Das vielzitierte runde Leder – zu Erichs aktiver Zeit stimmte dieser Begriff auch noch – übt für Bruckner nach wie vor eine große Faszination aus. Auf seinem weißen Auto prangt deshalb auch das Logo der Ober-Erlenbacher „Dallesadler“, einem Fan-Club der Frankfurter Eintracht, bei dem er seit zehn Jahren eines von inzwischen 120 Mitgliedern ist.

Mit dem Erreichen des Endspiels der Uefa Europa League, bei dem am 18. Mai die Glasgow Rangers in Sevilla der Gegner von Eintracht Frankfurt sind, ist für Bruckner und seine „Dallesadler“ ein langgehegter Traum in Erfüllung gegangen.

Seit 65 Jahren Mitglied bei der SG Ober-Erlenbach und noch immer in der Tennis-Hessenliga aktiv: Erich Bruckner mit der Urkunde und dem ersten Schläger aus dem Jahr 1972. Foto: gw



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