Männergesangverein Taunusliederzweig Altenhain feierte 150-jähriges Jubiläum im Grünen Baum

Chorleiter Jürgen Gottschalk scherzte, dass es 1875 drei wesentliche Ereignisse gegeben habe – u.a. die Gründung des Taunusliederzweiges.

Altenhain (nd) – Am vergangenen Sonntag war der große Saal im Gasthaus Zum Grünen Baum pünktlich um 18 Uhr gut gefüllt. Rund achtzig Besucher waren gekommen, um mit dem Männergesangverein Taunusliederzweig 1875 Altenhain e. V. das 150-jährige Bestehen des Vereins zu feiern. Am 7. Februar 1875, einem Sonntag, waren 27 junge Männer in Altenhain zusammengekommen, um den Verein aus der Taufe zu heben und gemeinsam die Freude am Singen zu teilen. Dieses Ereignis und die vergangenen 150 Jahre zu würdigen, war das Ziel der Vereinsmitglieder. Mit großem Erfolg, denn es waren mehr Gäste in den Grünen Baum gekommen, als alle Beteiligten erwartet hatten.

Singen – Medizin für Leib und Seele

Begrüßt wurden die Besucher durch Chorleiter Jürgen Gottschalk. Dieser erklärte, dass es im Jahr 1875 drei wesentliche Ereignisse gegeben habe – die Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SPD), die Uraufführung von Georges Bizets Oper „Carmen“ und natürlich die Gründung des Taunusliederzweiges. Dieser zeigte dann auch direkt sein Können. Mit den Singstücken „Abendfrieden“ von Franz Schubert und „Heimatlied – Wo auf Tales schmalen Wegen“ in der Version von Max Orel begeisterten die Sänger unter der Leitung von Chorleiter Wolfgang Weiss das Publikum.

Im Anschluss begrüßte der Erste Vorsitzende des Taunusliederzweiges, Wolfgang Löb, die Anwesenden. Im Vorfeld hatte Michael Cyriax (Landrat des Main-Taunus-Kreises) dem Verein bereits die Silberne Ehrenplakette für das 150-jährige Bestehen des Taunusliederzweiges überreicht. „Singen ist Medizin für Leib und Seele – Sie sehen, wer in einem Gesangverein singt, wird uralt“, so Löb.

Gemeinsames Singen fördert die Gemeinschaft

Mit dem Apollo-Chor 1843 e. V. traten Gäste auf die Bühne. Die Neuenhainer Sänger sind dem Taunusliederzweig Altenhain eng verbunden – oft tritt man gemeinsam auf. Die schwungvollen Stücke „Sprühe, Flamme! Glühe, Eisen!“ aus der Oper „Der Waffenschmied“ von Albert Lortzing und „Wie schäumst Du in den Gläsern, edler Gerstensaft!“ aus der Komischen Oper „Die verkaufte Braut“ von Bedrich Smetana brachten die Zuhörer zum Mitschunkeln. Anschließend stand die Entgegennahme von Glückwünschen auf dem Programm. Den Anfang machte der Präsident des Hessischen Sängerbundes, Claus-Peter Blaschke. Er erinnere sich noch gut, dass sein eigener Chor 1976 bei einem Wettbewerb gegen den Taunusliederzweig verloren habe, so Blaschke. Schließlich habe dieser unter der Führung von Chorleiter Wolfgang Hauck zur Crème de la Crème der Gesangvereine in Süddeutschland gehört. Tatsächlich reihen sich in zwei großen Vitrinen im großen Saal des Grünen Baumes zahlreiche Pokale aus den goldenen Zeiten des Vereins aneinander. Blaschke erklärte, dass in Gesangvereinen vor allem der Zusammenhalt wichtig sei. Schließlich habe man eine Verantwortung für die Gesellschaft. Achtzig Jahre habe man in Frieden, Wohlstand und Freiheit gelebt. „Eine Freiheit, die auch von Sängern erkämpft wurde – das sind Rechte, die man sich bewahren muss“, betonte Claus-Peter Blaschke. Mit dem Singen müsse man früh beginnen – zuhause, in der Kita und der Grundschule. Gemeinsames Singen fördere den Zusammenhalt in der Gemeinschaft und man lerne, sich zurückzunehmen und füreinander einzustehen. „Musik entwickelt sich, genauso wie die Gesellschaft – deswegen darf man ruhig nach vorne blicken“, erklärte Blaschke. Auch könne er nicht bestätigen, dass junge Menschen heute nicht mehr singen wollen. Der jährliche Zuwachs bei der Deutschen Chorjugend sei erheblich. Allerdings müsse man sich als Verein fragen, was man erreichen möchte und sich nach denen richten, die man erreichen möchte. Er kenne einen Chor, den es seit 55 Jahren gebe und der über 60 Sängerinnen und Sänger habe und das, obwohl man dem Chor erst ab einem Alter von 65 Jahren beitreten dürfe. „Chöre werden gemeinsam älter, und das dürfen sie auch“ schloss Blaschke. Er überreichte Urkunden des Präsidenten des Deutschen Chorverbandes, Christian Wulff, und des Hessischen Ministers für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Timon Gremmels. „Es waren anregende Dinge dabei, vielleicht können wir sie beherzigen“, bedankte sich Wolfgang Löb.

Drittältester Verein in Bad Soden

Auch Bürgermeister Dr. Frank Blasch war gekommen, um zu gratulieren – allerdings nicht nur in seiner Funktion als Bürgermeister, sondern auch als leidenschaftlicher Sänger. Es sei ein beeindruckendes Jubiläum, welches der Taunusliederzweig begehe. Gemeinsam mit der TSG Bad Soden sei der Gesangverein der drittälteste Verein der Kurstadt. Die beiden ältesten Vereine sind ebenfalls Gesangvereine – der Apollo-Chor 1843 Neuenhain und der MGV Brüderlichkeit 1873 Neuenhain.

Der Taunusliederzweig sei wichtig für den Zusammenhalt und das Vereinsleben in Altenhain. Er habe ein bedeutendes deutsches Kulturgut hochgehalten. „Euer Ziel waren 150 Jahre. Ich wünsche Euch ein neues Ziel – Ihr habt es selbst gesagt: Singen hält jung und fit“, so Dr. Blasch.

Als Präsent hatte er einen Scheck der Stadt mitgebracht. Bei den Mitteln für die Vereinsarbeit sei ein Teil für Jubiläen vorgesehen, allerdings müsse das Jubiläumsjahr ohne Rest durch 25 teilbar sein. Das trifft bei 150 Jahren natürlich zu und so gab es für jedes Jahr fünf Euro – insgesamt also 750 Euro. Es folgten weitere Gratulanten. Roland Häuber, Schriftführer des Sängerkreises Main-Taunus, lobte den Verein als einen der aktivsten und übergab ebenfalls einen Geldbetrag. Markus Kalin vom Vereinsring Altenhain überbrachte Glückwünsche und Apfelwein des OGV Altenhain. Bernd G. Krause, Vorsitzender der TSG Altenhain, gratulierte ebenfalls. „Ich bin richtig stolz, Mitglied in Eurem Verein zu sein, auch wenn ich kein Sänger bin“, so Krause. Er habe immer mit ein wenig Neid auf die Sänger geblickt, denn diese seien früher viel bekannter als die Sportler gewesen. „Bitte setzt Eure schöne Tradition fort – Ehrenamt ist wichtig, denn die Gesellschaft kann nur mit Zusammenhalt bestehen“, schloss Krause. Auch er brachte ein Geldgeschenk mit.

Nun hätte ein Solo von Tenor Martin Gauger-Schmidt folgen sollen. Da dieser aufgrund einer Erkrankung jedoch absagen musste, übernahm Chorleiter Wolfgang Weiss mit einem Rondo am Klavier.

Ehrungen für langjährige Vereinsmitgliedschaft

Die Ehrungen der langjährigen Mitglieder übernahm Hans Dieter Höhn, Schriftführer des Sängerkreises Main-Taunus. „Wer so lange in einem Verein singt, für den ist Singen nicht nur ein Hobby. Singen ist mehr als nur Töne treffen, es ist Ausdruck von Gefühl, Zusammenhalt und Lebensfreude“, so Höhn. Für ihre langjährige aktive Mitgliedschaft wurden Josef Herr (40 Jahre aktiv), Wolfgang Löb (60 Jahre aktiv, seit 2005 Erster Vorsitzender) und Norbert Best (70 Jahre aktiv) ausgezeichnet. Robert Best, der seit 23 Jahren Solist ist, wurde außerdem auf Beschluss des Vorstandes zum Ehrenmitglied ernannt. „Ich bin überwältigt und möchte mich bei Chorleiter Wolfgang Weiss bedanken, der immer an mich geglaubt hat“, sagte Best sichtlich gerührt.

Nach einer Pause, die alle für ein leckeres Abendessen nutzten, ging es mit Liedbeiträgen des Taunusliederzweiges, teils gemeinsam mit dem Apollo-Chor, musikalischer Unterhaltung am Keyboard durch Jürgen „Luggi“ Lugert und einem Auftritt der SKG Bad Soden weiter. Es war ein bunter Abend voller Ehrungen, Musik und Gesang und damit einem solchen Jubiläum mehr als würdig. Auch wenn das Ziel erstmal nur das 150-jährige Jubiläum war, so war die Feier ganz sicher kein Schwanengesang, der das Ende des Vereins ankündigt. Deswegen sucht der Taunusliederzweig weiterhin begeisterte Sänger. Zurzeit liegt der Altersdurchschnitt bei 79 Jahren.

Doch das muss nicht so bleiben – musikbegeisterte Männer jeden Alters sind herzlich willkommen, um gemeinsam mit dem Verein deutsches Liedgut zu feiern. Vielleicht kann der Taunusliederzweig dann in fünfzig Jahren die Goldene Ehrenplakette für das 200-jährige Bestehen entgegennehmen. Getreu dem Motto des Vereins: „Rein unser Sang, Deutsch unser Wort. Taunus Liederzweig blüh‘ immerfort“.

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