Dr. Stephan Hauk zeigt sein künstlerisches Schaffen im Badehaus
Bad Soden (es) – Die Ausstellung ist eine Premiere für das interessierte Publikum, hat doch Dr. Stephan Hauk erst für sich den richtigen Zeitpunkt finden wollen, an dem er seine großformatigen Werke der Öffentlichkeit präsentiert.
Im persönlichen Gespräch mit dem Künstler war zu erfahren, dass er seit vielen Jahren einen festen Vormittag in der Woche ausschließlich seiner Malerei widmet. Als bekannter Kieferchirurg und Spezialist für Implantate ist er nicht nur zahlreichen Patientinnen und Patienten weit über Bad Soden hinaus ein Begriff. Um sich neben seinem Beruf eine Zeitzone zu gönnen, braucht er nach eigener Aussage „diese Klarheit und die ruhigen Rahmenbedingungen“, um ganz „abtauchen“ zu können. Die Präzision, mit der er als Implantologe täglich konfrontiert ist, bestimmt auch sein malerisches Handwerk und Können.
Die Kunst der Farbe
Die Leuchtkraft seiner Bilder und die Intensität der Farben sind auf eine spezielle Farbmischtechnik zurückzuführen, die bereits in der Renaissance ihren Anfang nahm. Es handelt sich um die lasierende Ölmalerei, die in der Malerei so lange Bestand hatte, bis letztendlich die Farbe in der Tube ihren Siegeszug antrat. Im Gegensatz zu Wasser- oder Temperafarben kommt es bei dem pastosen Farbauftrag darauf an, dass das alte Wissen um die Beschaffenheit der einzelnen Farbe je nach Ton variiert und zu neuen Zusammensetzungen und farblichen Mischungen herausfordert. Jede Farbe erhält auf diese Weise ihre eigene kristalline Struktur, erläutert Dr. Hauk. Als Beispiel nennt er das Kobaltblau, das deckender ist als das Ultramarin. Dieses spezielle Hintergrundwissen um die Farbkompositionen und die angestrebte Farbmischung führt dann dazu, dass das Bild, welches im Kopf des Künstlers entsteht, geplant werden muss. Des Weiteren bevorzugt Dr. Hauk das Malen auf Holz, denn es ist dauerhafter als die Malerei auf Leinwand. Das Auftragen von vielen Farbschichten führt zu eben jener Tiefe, die er bei den niederländischen Malern der Renaissance so sehr bewundert.
Farbintensive Kunstwerke
Das Bildnis der alten Russin, die 112 Jahre alt wurde und das Zarenreich noch erlebte, lag Hauk als DPA-Fotografie vor. Fein arbeitet er die Gesichtszüge heraus, das Gesicht leuchtet von innen, umgeben von einem farbenfrohen Kopftuch – die Wirkung ist einfach magisch. Daneben die Szenerie einer bischöflichen Zusammenkunft – links im Bild ist Bischof Reinhard Marx zu erkennen –, ein farbiger Gleichklang in den leuchtend blaugrünen Soutanen. Der Blick wandert unwillkürlich zu den Gesichtern, und hier zeigt sich die wahre Beobachtungsgabe des Künstlers, denn jedes Gesicht zeigt eine andere Regung, ist von blass bis leuchtend, skeptisch, wach, schlafend, zweifelnd… – Hauk ist wahrhaftig ein Meister der Porträtmalerei.
Porträts als Leidenschaft
In der Ausstellung gibt es zahlreiche Porträts zu entdecken. Hauks Augenmerk liegt auf Personen des öffentlichen Lebens. Darüber hinaus gibt es aber eben auch jene Szenen, die geprägt sind von Alltag und Zufall. Ob die Mittagspause zweier Prostituierter, eine Londoner Straße oder der detailverliebte Blick auf einen Büroschreibtisch machen diese Ausstellung zu einem Event für Entdecker. Die Farben ziehen die Betrachterinnen und Betrachter magisch an. Mit dabei: die ausdrucksstarken Gesichter von Passanten in einer Stadt oder eine Reihe von Protagonisten bei einer Versteigerung bei Sotheby, dies ein überdimensioniertes Wandgemälde. Die leuchtende Farbigkeit bringt das Geschehen zusätzlich noch zum Ausdruck. Die Kunst als „Fotorealismus“ zu beschreiben greift zu kurz, denn in jeden Gesichtsausdruck und in jede Szenerie lässt Hauk „Eigenes“ einfließen.
Langer Weg als Künstler
Lang ist der Weg des Künstlers Dr. Hauk von den Anfängen als Zwölfjähriger bis heute gewesen. Mit Bleistiftzeichnungen fing es an und als Vierzehnjähriger fand er fördernde Aufnahme in der Porzellanmanufaktur Höchst, wo er von der Pike auf das Porzellanmalen lernte. Der Leistungskurs Kunst rettete ihn damals sogar durchs Abitur. Sein damaliges Hobby nicht zum Beruf zu machen, war ihm wichtig. Er wollte frei sein, um seine Techniken zu verbessern, seinen Stil ausbauen zu können, um Relevantes zu schaffen, ohne finanziell in Abhängigkeiten zu geraten.
Seit nunmehr 25 Jahren widmet er sich mit Präzision und Disziplin in seiner freien Zeit seiner Kunst und hat – so Dr. Hauk im Gespräch – nach und nach seinen eigenen Stil gefunden. Nun war es für ihn an der Zeit, seine Werke einem interessierten Publikum zu zeigen und Einblicke in sein künstlerisches Tun zu gewähren. Sein Jugendfreund und Kunsthistoriker Dr. Thomas Wiercinski würdigte in seiner Einführung zur Vernissage diesen ungewöhnlichen Werdegang und auch Bürgermeister Dr. Frank Blasch sprach ein Grußwort anlässlich der Ausstellungseröffnung.
Begleitend zur Ausstellung ist ein Katalog in Deutsch und Englisch erschienen, der für 5 Euro vor Ort zu erwerben ist.
Die Ausstellung „Passanten des Lebens“ ist im Badehaus bis einschließlich 24. November immer mittwochs, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr zu sehen.