Zu Hause angekommen – die Künstlerin Elvira Bach macht Station in ihrer alten Heimat

Bad Soden (wto) – Elvira Bach ist eine auch international gefeierte Größe der Kunstszene. Dabei wird sie oft einfach als „Berliner Malerin“ eingruppiert – und so unterschlagen, dass sie ihre Wurzeln in Neuenhain und Bad Soden hat. Geboren wurde sie 1951 in Neuenhain, das damals noch eine selbstständige Gemeinde war.

Elvira Bach hat eine außergewöhnliche künstlerische Reise um die Welt hinter sich. Nun macht sie Station in ihrer alten Heimat: In der Stadtgalerie des Kulturzentrums Badehaus ist derzeit eine Schau mit Werken der Künstlerin zu sehen, vor allem Malerei auf Leinwand und Papier. Das Spektrum reicht von älteren bis hin zu aktuellen Werken der heute 71-Jährigen. Die Resonanz ist enorm: Bei der Vernissage zum Start der Ausstellung Anfang März war kaum noch ein Durchkommen.

Bach blickt gern auf ihre Zeit in Neuenhain und Bad Soden zurück, wo ihre Eltern und Verwandten zu Hause waren; ihre Mutter kam aus Neuenhain, der Vater stammte aus Bad Soden. „Ich hatte eine unbeschwerte und schöne Kindheit“, sagt sie. Als Jugendliche zog es sie auch immer wieder mal nach Frankfurt. Später wurde Berlin der Ort ihrer Wahl: Hier studierte sie Malerei, die Stadt wurde zu ihrer Wirkungsstätte, und hier schrieb sie mit der Künstlergruppe der „Neuen Wilden“ Kunstgeschichte. Ihren Durchbruch feierte sie, als sie im Jahr 1982 Gelegenheit bekam, auf der documenta 7 die internationale Bühne zu betreten. Ihre künstlerische Reise um die Welt ist neben Berlin und der documenta-Stadt Kassel mit weiteren spannenden Orten verbunden: In ihrem Werk spiegeln sich auch ihre Aufenthalte in der Karibik und in Afrika wider.

Powerfrau in Aktion

Wer Elvira Bach erlebt, dem ist schnell klar, wie sich bei ihr Person und Werk verbinden: Es ist eine Powerfrau, die starke „Weibsbilder“ malt. Sie schafft flächige, ausdrucksstarke Darstellungen, oft großformatig, immer ein Farbenmeer und ein Fest für die Augen. Sehr präsent sind die Farbe Rot und Rot-Töne, ergänzt von Anthrazit-, Grau- und Schwarz-Weiß- und zuweilen auch Blau-Tönen. Wenn man so will, dann hat Elvira Bach immer sich selbst gemalt. Aber wer da letzten Endes zu sehen ist, was für Frauen auf ihren Bildern dargestellt werden – das festzustellen liegt im Auge der Betrachterin und des Betrachters.

Vielfältige Rollen

In jedem Fall werden vielfältige Frauenrollen, die im Leben der Elvira Bach eine Rolle gespielt haben und spielen, in Szene gesetzt: die Malerin, die erotische Frau, die Managerin, die Mutter, die Köchin zu Hause. Das tut Bach immer in der für sie typischen Weise: „Die Protagonistin in diesem Werk ist anmutig, kraftvoll, sensibel, reflektiert und selbstbewusst“, sagt Michael Marius Marks von der Wetzlaer Galerie am Dom, die die Bach-Schau zusammen mit der Stadt Bad Soden organisiert hat. Die Galerie hat Elvira Bach seit zwanzig Jahren im Programm. Selbst wenn sie eine Frau in der Küche malt, dann wird sie bei Bach eine „Küchendiva“ – so der gleichnamige Titel eines Bildes aus dem Jahr 2022. Die Küchendiva hat rote Lippen, sie trägt ein figurbetonendes, prägnant gemustertes Kleid, auffälligen Ohr- und Armschmuck und einen Turban, in der rechten Hand hält sie acht gestapelte Kochtöpfe, in der linken eine Zigarette.

In der Bad Sodener Ausstellung spielen zwei Themen eine besondere Rolle. Da ist zum einen das immer wieder auftauchende Motiv „Glaube, Liebe, Hoffnung“. Auf vielen ihrer neuesten Bilder sind die Frauen mit den Symbolen dieser drei Werte versehen: ein Kreuz für den Glauben, ein Herz für die Liebe, ein Anker für die Hoffnung. Die Protagonistinnen haben diese Zeichen in der Hand, tragen sie als Ohrschmuck oder sind von ihnen umgeben. Sie stehen für Tugenden aus der christlichen Tradition, aber Bach betont, dass sie die Symbole nicht im religiösen Sinn versteht. „Man muss auch an sich glauben“, sagt sie, „darf nicht so viel darauf geben, was andere oder die Medien vorgeben. Man muss bei sich bleiben.“ Die Symbole stehen so für eine innere Kraft und Stärke.

In Bad Soden gibt es zum anderen eine Sonderedition mit neun Arbeiten, in denen Neuenhainer Motive präsent sind und die sich mit dem Thema Glaube, Liebe, Hoffnung verbinden. Dabei hat Bach eine grafische Vorlage in verschiedenen Varianten malerisch vollendet. Die Protagonistin ist immer mit Kreuz, Herz und Anker ausstaffiert, aber teilweise auch mit auffälligen roten Erdbeeren als opulentem Ohrschmuck. Hier schließt sich der Kreis zu ihrer Kindheit. Denn Bach ist damals mit ihrer Tante zum Markt nach Frankfurt gefahren, den Lastwagen voller Obst der Bauern aus Neuenhain. „Auf dem Markt haben wir Erdbeeren, Kirschen und Mirabellen verkauft“, erzählt sie. In ihren Bildern taucht das Obst heute scheinbar ganz anders auf, als Accessoire des prallen Lebens.

Vor der weißen Leinwand

Bach malt intuitiv. „Ich fange mit einer weißen Leinwand an, während des Malens kommt die Idee. Ich male, bis ich fertig bin, ich mache keine Pause, bevor ich das Bild vollendet habe.“ Erst in letzter Zeit habe sie begonnen, auch zurückzublicken auf frühere Werke. „Das konnte ich früher nicht, es ging immer weiter. Ich freue mich jetzt auch über Altes, es bekommt eine aktuelle Bedeutung.“ Das gilt auch für die Neuenhainer Motive.

Bad Sodens Bürgermeister Frank Blasch sieht in der Elvira-Bach-Ausstellung eine Bestätigung, wie wichtig es ist, dass das alte Badehaus heute als Kulturzentrum fungiert. „In diesem Jahr begehen wir das 25-jährige Jubiläum des Kulturzentrums“, so Blasch. „Wenn wir heute mit Elvira Bach einen internationalen Star zu Gast haben – einen Star, der aus Neuenhain kommt –, dann können wir glücklich darüber sein, dass das im Badehaus möglich ist.“

Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist noch bis zum 2. April in der Bad Sodener Stadtgalerie des Kulturzentrums Badehaus zu sehen, und zwar von Mittwoch bis Sonntag jeweils von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Die Schau mit ihren Werken ist noch bis zum 2. April in der Stadtgalerie im Badehaus zu sehen: Elvira Bach vor ihrem großformatigen Bild „Liebe Dich Selbst“Fotos: Tocha

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