Kommentar

Die Sehnsucht nach Veränderung

Es kommt sicher nicht von ungefähr, dass auch in Bad Soden und Sulzbach die Partei der GRÜNEN die größten Zuwächse bei den Wählerstimmen zu verzeichnen hat. In Bad Soden konnte die Partei ihre Wählerstimmen annähernd verdoppeln, und in Sulzbach steigerte sie sich sogar um satte 14,1 %-Pkt. auf 23,1 % der Stimmen (2016 – 9%). Vor diesem Trend, der sich im gesamten Rhein-Main-Gebiet abzeichnet, kann kein verantwortungsvoller Bürger die Augen verschließen – Wer hätte gedacht, dass die GRÜNEN einmal stärkste Kraft in Frankfurt werden?

Es stellt sich die Frage, was diese Partei so stark macht – oder was die anderen Parteien schwächt, denn bis auf die Wählergemeinschaften, die ebenfalls „zulegen“ konnten, verloren die „Volksparteien“ fast flächendeckend Wählerstimmen oder konnten lediglich leichte Stimmenzuwächse verzeichnen.

Eine erste Erklärung bietet sicher der Wahlkampf, der unter Pandemiebedingungen nicht so durchgeführt werden konnte, wie es über Jahrzehnte üblich war. Vieles verlagerte sich ins Netz – Onlinediskussionen, Team-Speaks und Bewerber-Clips lösten das persönliche Gespräch am Wahlstand in der Fußgängerzone ab. Social-Media und Online-Foren entpuppten sich (welch Wunder!) als ein bevorzugter Aufenthaltsort der Jugend, weniger des politischen „Establishments“, das eher auf das konservative Gespräch setzt. Wer die Jugend mobilisieren wollte, musste sich ins Netz begeben und sich auf die Formate stützen, die von der Jugend genutzt werden!

Vielleicht lag ein entscheidender Unterschied auch in der Themenwahl? Klimaschutz, E-Mobilität und Umweltthemen finden sich in nahezu jedem Parteiprogramm, aber kamen die Themen bei den Wählern auch immer authentisch rüber? Offenbar trauten „Alt“ wie „Jung“ den GRÜNEN bei der Umsetzung ihres Programms mehr zu als den „etablierten“ Parteien. Man bedenke auch, dass Klimaaktivisten und die durch sie vertretenen Bewegungen (z.B. Fridays for Future) gerade bei den jungen Wählern hoch im Kurs stehen, denn die Jugend möchte etwas verändern, die Zukunft gestalten und fühlt sich dabei von den „Alten“, die aus ihrer Sicht eher am Erhalt des „Status Quo“ interessiert sind, ausgebremst. Liegt hier vielleicht der Grund für den großen Zustrom bei den GRÜNEN? Oder ist er der Tatsache geschuldet, dass Klimaveränderung heute für jedermann „erlebbar“ ist? Geschädigte Wälder, Starkregenereignisse und jahrelange Sommer-Dürreperioden treffen ALLE Bürger*innen und lassen zunehmend die Überzeugung reifen: So kann es nicht weitergehen! – Wahrscheinlich war dies der wichtigste Aspekt, der den GRÜNEN den großen Erfolg bei den Wählern bescherte: Sie stehen konsequent für Veränderung!



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