Bad Soden (es) – Vierzehn Erwachsene und vier Kinder scharten sich am vergangenen Samstag um die unterschiedlichsten Krippendarstellungen, die auf langen Tischen aufgebaut waren. Einführend zu dieser Veranstaltung erläuterte Pfarrerin Marlene Hering die Geschichte der Krippen bis in die heutige Zeit. Das Ursprungsland des Krippenbaus ist Italien. Dort wurde die erste Krippe um 380 n. Chr. nachgewiesen – erste Steinfiguren wurden um 1290 für die Kirche Santa Maria Maggiore in Rom von Bildhauern erstellt. Von dort breitete sich die Frömmigkeit weiter aus, erreichte die Herrnhuter, die Krippen zu einer festen weihnachtlichen Tradition werden ließen. Zuerst konnte sich nur das reiche Bürgertum im Barock Krippenfiguren leisten. Ab dem 19. Jahrhundert fanden dann Krippendarstellungen aus unterschiedlichsten Materialien ihren Einzug in die privaten Häuser.
Begeisterte Krippenbauer
Die Idee, die eigene Krippe aufzubauen, sie anderen Mitmenschen zu zeigen und zu erzählen, woher sie kommt, führte am Samstag eine interessierte Gruppe zusammen. Den Anfang machte Herr Kornmann, der drei außergewöhnliche Krippen präsentierte. Zwei Krippen, wie in einem Guckkasten gerahmt, aus Südtirol, die in früheren Zeiten ihren Platz im sogenannten Herrgottswinkel in der Wohnstube fanden. Ein weiteres frühes Sammlerstück, zeichnete sich durch einen Terrassenaufbau aus, auf dem sich der Weg der einzelnen Figuren zu Maria, Josef und dem Kind sehr plastisch erlebbar darstellte.
Unmittelbar daneben eine Krippe die den totalen Kontrast darstellte: minimalistisch kleine Holzstücke mit Namen versehen– die drei Könige, Schaf, Rind, Esel, Hirte, Maria, Josef und das Kind, passten in einen Schuhkarton. Beides nebeneinander zu sehen, bot Anlass zu angeregten Gesprächen.
Große Vielfalt
Die Vielfalt der Krippengestaltung war etwas Besonderes und wurde durch das Erzählen der jeweiligen Besitzer und Besitzerinnen ganz lebendig. Die Gespräche zeigten auch, wie sehr das persönliche Empfinden den Kauf einer Krippe bestimmt. Bei dem einen war es der Besuch bei einem Holzschnitzer im Erzgebirge, beim anderen ein Urlaub in der Rhön, dem viele folgten, um sich jedes Jahr eine Figur eines Holzbildhauers zu leisten. In einem Fall war es der Besuch eines Weihnachtsmarktes, von dem sich die Familie sogar eine recht dekorative Figurensammlung für den Christbaum mit nach Hause nahm.
Die vielen Erzählungen zeugten von den Erfahrungen im Elternhaus und dem daraus erwachsenen Wunsch nach Tradition für die eigene Familie.
So fand nach langem Suchen eine Besucherin in Ebay die Krippe ihrer Kindheit und konnte sie glücklich erwerben.
So reihten sich an diesem Nachmittag die persönlichen Geschichten um die Krippendarstellungen aneinander und machten diesen Nachmittag-Kaffee zu etwas ganz Besonderem – nicht zuletzt durch einen nachdenklichen stimmenden Gegensatz, den Pfarrerin Hering einbrachte, indem sie zwei völlig reduzierte Darstellungen der Heiligen Familie und dem Christuskind präsentierte.
Beide machten in ihrer reduzierten Schlichtheit darauf aufmerksam um was es am Christfest ursächlich geht: Das Christuskind in der Krippe, in Armut geboren als Heiland für die Welt.