Schutz für bedrohte Schmetterlinge: NABU legte den Grundstein

Matthias Fehlow, Landwirt Jürgen Schaar, Erste Kreisbeigeordnete Madlen Overdick, Vorsitzender des NABU Bad Soden Günter Sieper, Andrea Preiss vom Amt für Ländlichen Raum in Bad Homburg und Klemens Fischer vom NABU Bad Soden (v. l.) Foto: Mirjam Kuschel

Main-Taunus-Kreis
(bs/mk) – Wie wichtig der Schutz und die Erhaltung eines fragilen Ökosystems mit all seinen kleinsten Lebewesen darin ist, wurde Anfang August am Beispiel der Schmetterlingspopulation im Süßen Gründchen deutlich. Der NABU Bad Soden betreut das Gebiet, immer mit Rücksprache des „UNB“ – der Unteren Naturschutzbehörde – seit dem Jahr 2007. Hier wurde aus „Wildnis“ das Tal so gestaltet, wie es heute ist. 2008 dann wurde es als „FFH-Gebiet“ (Abkürzung für Fauna-Flora-Habitat) ausgewiesen.

Auch der Kreis setzt sich dort gezielt für den Schutz zweier seltener Schmetterlingsarten ein. Wie Erste Kreisbeigeordnete Madlen Overdick mitteilte, untersucht der Tierökologische Gutachter und Diplom-Biologe Matthias Fehlow im Auftrag des Kreises die Bestände des Hellen und Dunklen Ameisenbläulings. Daraus würden Maßnahmen zum Naturschutz abgeleitet, unter anderem durch Ausweisung von Schutzgebieten. „Wir leisten damit einen Beitrag zum Schutz heimischer Arten“, fasst Overdick zusammen.

Klimawandel wirkt sich auf Bestände aus

Der Helle Ameisenbläuling sei im Kreis vom Aussterben bedroht, andernorts sogar bereits verschwunden. Den Angaben zufolge wurden im vergangenen Jahr nur noch zwei Exemplare des Hellen Ameisenbläulings belegt, aktuell sehe es etwas besser aus. Der Dunkle Ameisenbläuling kam 2021 mit 200 Exemplaren vor, damit war die Zahl nach den Worten der Umweltdezernentin dramatisch eingebrochen. Die Zahlen der Schmetterlinge würden nach bestimmten Standards ermittelt. Sie gäben nicht verlässlich die exakte Größe, aber doch die Größenordnung an.

Die Schmetterlinge fliegen zwischen Anfang Juli und August, daher untersucht aktuell Matthias Fehlow die beiden Arten. Experten vermuten, dass der Rückgang der Bläulinge auch mit dem Klimawandel zusammenhängt: Die Schmetterlinge seien auf zwei Wirtsameisen angewiesen, die offenbar mit den immer trockeneren Sommern nicht zurechtkommen und deren Bestände ebenfalls unter den Klimaveränderungen leiden. Zudem wächst in den trockenen Jahren die Futterpflanze Großer Wiesenknopf nach der ersten Mahd nicht schnell genug nach, so dass zur Flugzeit der Schmetterlinge die Pflanzen für die Eiablage fehlen.

Maßnahmen zur Erhaltung

Deutlicher Rückgang der Bestände

Zu früheren Zeiten wurde die Anzahl der Schmetterlinge im Main-Taunus-Kreis beim Dunklen Ameisenbläuling auf mehr als 3.000 Individuen in etwa 20 Gebieten geschätzt, vom selteneren Hellen Ameisenbläuling auf 350 Individuen in fünf Gebieten. Inzwischen seien die Zahlen gegenüber 2018 auf einen erschreckenden Bestand von 5 bis 10 Prozent geschrumpft.

Wie kann den Schmetterlingen geholfen werden?

Die erwachsenen Schmetterlinge saugen an Blüten des Großen Wiesenknopfes und legen dort auch nach der Paarung ihre Eier ab. Nach dem Schlüpfen leben die Raupen einige Zeit an den Blüten, wandern aber anschließend zum Erdboden. Dort werden sie von bestimmten Ameisenarten in deren Nester transportiert. Anschließend werden sie von den Ameisen gefüttert oder ernähren sich als Parasiten von der Ameisenbrut. Die Raupen überwintern in den Ameisenbauen und verpuppen sich nahe der Bodenoberfläche im oberen Teil der Nester. Ab Ende Juni schlüpfen die Schmetterlinge, verlassen die Ameisennester und paaren sich im Bereich der Wiesenknopfpflanzen. Damit beginnt der jährliche Zyklus von Neuem.

„Die Lebensweise dieser Schmetterlingsarten ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie alles in der Natur miteinander zusammenhängt“, so die Umweltdezernentin. „Unsere Wertschätzung für die heimische Natur zeigt sich gerade im Schutz solch kleinerer Arten.“ Um diese zauberhafte Welt der verschiedensten Arten, insbesondere der Insekten und Schmetterlinge, zu erhalten, ist der richtige Umgang mit diesen Lebensräumen unerlässlich.

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Ein Dunkler Ameisenbläuling

Foto: Matthias Fehlow

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