Die Zehn Gebote in Minischrift

Bad Soden (bs) – Das Museumsstück im Monat Oktober im Bad Sodener Stadtmuseum ist ein Zufallsfund, entdeckt auf dem Jüdischen Friedhof in Bad Soden. Dick Byer wollte eigentlich nur den dortigen Nistkasten für den Naturschutzbund kontrollieren. Dabei fand er das über hundert Jahre alte Schutzamulett, das vermutlich durch Tiere an die Oberfläche gebracht wurde. Jetzt ist das Amulett im Stadtmuseum zu sehen, das jeden Monat eines seiner Exponate besonders in den Fokus rückt.

Eine Erinnerung an die Bar-Mizwa

Auf dem Amulett sind die Zehn Gebote auf zwei Tafeln auf Hebräisch wiedergegeben, je fünf Gebote pro Tafel: rechts die Gebote 1 bis 5, links 6 bis 10. Es erinnert mit den Anfängen der Zehn Gebote an die Bar-Mizwa. Bar-Mizwa ist hebräisch und bedeutet: „Sohn des Gebots“ oder im erweiterten Sinn „Mann der Pflicht“. Eine Bar-Mizwa ist weder ein Sakrament noch ein heiliges Ritual. Es ist eine Zeremonie in der Synagoge, bei der der 13-jährige jüdische Junge die religiösen Pflichten eines Mannes übernimmt und zum Vollmitglied der Gemeinde wird.

Amulette wie dieses sind seit frühester Zeit belegt. Während sie für orthodoxe Juden ausschließlich Symbol der ständigen, heilenden Gegenwart Gottes sind, ordnen die Kabbalisten – das sind jüdische Mystiker – ihnen Kräfte zu, mit deren Hilfe man bis zum Göttlichen vorstoßen kann oder gar Heilungen von Krankheiten erhofft. Heute ist diese Art Schutzamulette nicht mehr gebräuchlich.

Der Jüdische Friedhof in Bad Soden

Auf dem Jüdischen Friedhof in Bad Soden, der trotz der Zerstörungen durch die Nationalsozialisten im Eingangsbereich – vor allem der Leichenhalle – erhalten blieb, fand die erste Bestattung im Juli 1873 und die letzte 1939 statt. Er liegt am Ende der Nieder-hofheimer Straße, gegenüber der Wilhelmshöhe oberhalb des Wasserturms. „189 mehr oder weniger beschädigte oder verwitterte Grabsteine kann man auf den insgesamt 288 Gräbern noch zählen“, schreibt Lissy Hammerbeck in der Publikation „Der Jüdische Friedhof in Bad Soden – ein Archiv im Freien“. Die Stadt Bad Soden bietet mehrmals im Jahr sachkundige Führungen auf dem Jüdischen Friedhof an.

Die Öffnungszeiten des Stadtmuseums sind Mittwoch, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.



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