Zehn Jahre Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine – „Wider das Vergessen“

Lissy Hammerbeck und Ingo Heise von der Arbeitsgemeinschaft mit einem StolpersteinFotos: Natalie Diehl

Bad Soden (nd) – Die Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine feiert ihr zehnjähriges Bestehen und lädt zu diesem Anlass vom 21.-29. Oktober in das Badehaus im Alten Kurpark zu einer Ausstellung unter dem Motto „Wider das Vergessen - 10 Jahre AG Stolpersteine“.

Gut besuchte Eröffnungsfeier

Zur Eröffnung am 21. Oktober kamen zahlreiche Besucher sowie geladene Gäste, der Bürgermeister von Bad Soden, Dr. Frank Blasch, hielt eine Rede wie auch die Sprecherin der Initiative Lissy Hammerbeck und Gründungsmitglied Ingo Heise. Das Duo „Die stolzesten Frau‘n“ aus Frankfurt, bestehend aus Dorothea Paul und Michaela Bender, unterhielt die Zuschauer mit wunderschöner, getragener Klezmer-Musik, die aus der Volksmusiktradition des Judentums stammt. Außerdem gaben sie das Lied „Die Moorsoldaten“ zum Besten – geschrieben wurde das Stück von Bergmann Johann Esser und dem Regisseur Wolfgang Langhoff während ihrer Zeit als Insassen des Konzentrationslagers Börgermoor.

Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine

Die Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine gibt den Opfern der Nationalsozialisten im 3. Reich ihre Namen zurück. Zahlreiche Menschen wurden damals in Konzentrationslager deportiert, umgebracht und vertrieben. Betroffen waren neben Millionen von Juden auch Homosexuelle, körperlich und geistig Beeinträchtigte, politische Gegner, Sinti und Roma. Um ihrer zu gedenken, hat der Künstler Gunter Demnig im Jahr 1992 ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem kleine Messingtafeln, die auf einem Betonsockel befestigt sind, in das Pflaster des Hauses eingelassen werden, in dem die betroffene Person ihren letzten selbstgewählten Wohnsitz hatte – genannt Stolpersteine. Auf der Tafel stehen der Name, Geburts- und Todesdaten sowie das Schicksal des Opfers. Inzwischen gibt es ca. 90.000 Stolpersteine in ganz Europa, davon 29 in Bad Soden. Poliert werden die Stolpersteine deutschlandweit traditionell am 10. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht – so auch in Bad Soden – in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Schulen. Gegründet wurde die hiesige Arbeitsgemeinschaft im August 2013 und sie leistet im wahrsten Sinne des Wortes „Arbeit gegen das Vergessen“. Laut Bürgermeister Dr. Blasch wird die „Zahl der Zeitzeugen immer weniger“ und die „passive Erinnerung immer wichtiger“. Alle Mitglieder der AG arbeiten ehrenamtlich, und die Stolpersteine werden zwar in Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Soden verlegt, bezahlt werden sie aber durch Spenden der sogenannten Stolperstein-Paten. Dabei geht es ausschließlich um die Sichtbarkeit und das „Gedenken der Opfer und nicht darum, Täter oder Nachfahren an den Pranger zu stellen“, so Gründungsmitglied Ingo Heise. Am schwierigsten gestaltet sich die Recherche der Einzelschicksale, denn auf den Opferlisten stehen keine Wohnorte, und so sei man vor allem auf die Mithilfe von Zeitzeugen angewiesen, die sich an die Geschehnisse erinnern können, oder auch von Nachfahren, die Daten zur Verfügung stellen können. „Wir brauchen Namen – wer also etwas weiß, kann sich bitte gerne bei uns melden“, erwähnte die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine, Lissy Hammerbeck. Während der Ausstellung ist jederzeit ein Ansprechpartner vor Ort und auch über www.stolpersteine-in-bad-soden.de kann Kontakt aufgenommen werden. Der Antrieb der Beteiligten ist vielschichtig. Laut Mitglied Brigitte Kramer war es ihr, als sie von der Initiative erfuhr, „ganz wichtig, die Aktion zu begleiten“, und auch eine Ermahnung an die jetzige und zukünftigen Generationen sind die Stolpersteine, denn „Wer in der Demokratie schläft, wacht in einer Diktatur auf“, stellt Ingo Heise fest. Mit Blick in den Fernen Osten und auf Deutschlands Straßen ist das Thema Antisemitismus aktueller denn je. Auch im nächsten Jahr wird wieder ein Stolperstein verlegt, der ausnahmsweise schon bei der Ausstellung zu sehen ist.

Die Veranstaltung kostet keinen Eintritt und kann noch an folgenden Tagen besucht werden:

Donnerstag, 26. Oktober, von 15 bis 20 Uhr,

Freitag, 27. Oktober, von 15 bis 20 Uhr,

Samstag, 28. Oktober, von 11 bis 20 Uhr,

Sonntag, 29. Oktober,+ von 11 bis 18 Uhr.



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