Zutiefst poetisch und wunderschön: Die wunderbare Kunst des Thomas Pildner

Samtig glatte Flächen wechseln sich ab mit rauher Struktur: Wie kaum ein Anderer ist Thomas Pildner in der Lage, der Seele des Holzes Ausdruck zu verleihen. Fotos: Scholl

Bad Soden (Sc) – Großformatige, schwingende Schalen mit seidig glatten Oberflächen: Die Schönheit der Holz-Kunstwerke von Thomas Pildner ist atemberaubend – ihnen wohnt Leben und eine Form von Perfektion inne, die sprachlos macht und doch so viel zu erzählen hat. Was Thomas Pildner aus dem Werkstoff Holz zu schaffen vermag ist zutiefst poetisch und einfach wunderschön.

Vom Manager zum Künstler

In seinem früheren Leben war Thomas Pildner Manager eines großen Luftfahrtkonzerns und ein „Herr der Zahlen“, der in der ganzen Welt unterwegs war, viele Menschen und Kulturen kennenlernen durfte und doch „nur“ zum Zahlenwerk in der Konzernbilanz beitrug. Sein Weg war erfolgreich und doch auch geprägt von verletzenden persönlichen Erfahrungen, die in ihm den Entschluss reifen ließen, „etwas anderes“ zu versuchen. Eine Begegnung in Indiens Metropole Delhi war es letztlich, die seine Begeisterung für Holzarbeiten – und hier ganz besonders das Drechseln – weckte.

„Heimatbäume“

Heute arbeitet Pildner in seiner Werkstatt in Bad Homburg oder aber in einem kleinen „Hideaway“ an der Ostseeküste, um seine wunderschönen Kunstwerke zu entwerfen und zu erarbeiten. Sein Werkstoff ist das Holz und ein ganz besonderer Anspruch liegt darin, dass er nur Stämme verarbeitet, die „ohnehin gefällt wurden“. „Alle Stämme, aus denen meine Objekte gefertigt werden, stammen von einheimischen Bäumen – viele sogar aus (notwendigen) Fällungen in Bad Homburg und dem Kurpark selbst“, so Thomas Pildner. Diese „Heimatbäume“ liegen ihm besonders am Herzen, denn mit ihnen sind oft Geschichten verbunden, die er in den Begleittexten zu seinen Kunstwerken erwähnt, dokumentiert und damit lebendig hält. „Wenn heute in Bad Homburg und Umgebung notwendigerweise ein großer Baum gefällt wird, bekomme ich oft einen Anruf, ob ich nicht Holz aus dem Stamm für meine Kunstwerke übernehmen möchte“, so der Künstler. Dabei hat es ihm das Holz des Mammutbaumes mit seinem leicht rötlichen Grundton und seiner besonderen Beschaffenheit besonders angetan.

„Die Seele des Holzes“

Für seine Kunstwerke wählt Pildner gerne größere Teile des Stammes oder der kräftigsten Äste aus, begutachtet sie vor Ort und bringt die ausgewählten Holzteile, oft mehr als 30 Kilogramm schwer, anschließend in seine Werkstatt, um sie zu bearbeiten. „Jeder Stammabschnitt hat seine eigenen Lebensspuren und Besonderheiten, manchmal sind es sichtbare kleinere Astgabelungen oder Besonderheiten unter der Rinde – manchmal findet sich die Besonderheit eines jeden Holzabschnitts aber auch erst, wenn der Stamm geteilt wurde und er so sein Innenleben offenbart.“ Die manuelle Teilung des Stamm- oder Astabschnittes erfolgt sehr oft vertikal, wodurch eine ganz andere Perspektive auf das Innere des Stammes möglich wird, weil die Sicht nicht auf die Jahresringe, sondern in sie hinein erfolgt (Querholzarbeiten). Anschließend folgt die Bearbeitung auf einer klassischen Drechselbank. Die Drechselbank wird in Rotation versetzt, um die Grundkontur des Kunstwerkes mit unterschiedlichen Werkzeugen zu erstellen. An diesen ersten „Schaffensprozess“ der Grundformgebung schließt sich ein zweiter an – wenn Thomas Pildner seinem Werkstück mit unterschiedlichen Werkzeugen die finale Form verleiht, frei moduliert und so „die Seele des Holzes“ sichtbar macht.

Magische Schöpfungen

Thomas Pildner schafft es mit seinen einzigartigen Werken nicht nur, das grundlegende Drechslerhandwerk mit der Kunst der freien Gestaltung perfekt zu verbinden, sondern auch, die Schönheit und Originalität eines jeden Werkstückes in perfekter Symmetrie zu vereinen. Den oft mehrere Kilogramm schweren Kunstwerke wohnt eine unglaubliche Leichtigkeit inne – perfekt geglättete Oberflächen variieren mit scheinbar unbearbeiteten Besonderheiten des Stammes und verleihen damit jedem Kunstwerk eine unverwechselbare Identität und Originalität, die ihresgleichen sucht. Die von Thomas Pildner geschaffenen Kunstwerke sprengen das Gewohnte und wirken, als wollten sie „ihre“ Geschichte neu und in ungewöhnlicher Form erzählen – fast wirken sie wie „Wesen oder magische Geschöpfe aus geheimnisvollen Naturwelten“. Die skulpturale Ausdruckskraft der Kunstwerke geht damit weit über die sonst übliche Gefälligkeit gedrechselter Gefäße hinaus, schließt eine praktische Nutzung aber auch nicht aus – eine Befüllung mit z.B. Obst oder Nüssen ist vielfach möglich. Ein Muss ist es aber nicht, denn jedes Gefäß steht für sich selbst – als Holzskulptur jenseits der Funktionalität.

Anerkannter Künstler

„Kunstwerke sind wie Kinder“, erwidert Thomas Pildner, wenn er nach dem kreativen Prozess und natürlich dem Verkauf der einzelnen Kunstwerke gefragt wird. „Jedes einzelne Kunstwerk durchläuft einen Schaffensprozess, der manchmal Monate oder auch Jahre dauert.“ In jedem Kunstwerk wohne auch ein Teil von ihm selbst, weshalb jedes Werkstück auch erst dann für „fertig“ befunden wird, wenn es in seinen Augen perfekt ist. Das Loslassen falle ihm auch heute noch schwer, aber es sei auch eine Freude, wenn die Kunstwerke von Personen erworben würden, die etwas mit ihnen verbinden. Dass dies glücklicherweise häufig der Fall ist, ist den schönen Geschichten zu entnehmen, die Thomas Pildner vom Verbleib seiner Kunstwerke erzählen kann. Zahlreiche Käuferinnen und Käufer schicken ihm Bilder vom „Aufenthaltsort“ der Werke – bis hin zu dem Blick aus einem Penthaus auf den Central Park in New York (mit Kunstwerk versteht sich!).

Thomas Pildner ist als Künstler und Holzbildhauer weit über die Grenzen des Rhein-Main-Gebietes – auch international – bekannt. Zahlreiche Ausstellungen und die Aufnahme seiner Kunstwerke in die Ausstellungen verschiedener Museen – darunter das Museum für moderne Kunst (MMK) in Frankfurt – zeugen von seinem Erfolg. Im Jahr 2021 wurde Pildner in den „Homo Faber Guide“ der Michelangelo Foundation for Creativity and Craftmanship mit Sitz in Genf, aufgenommen. Bei dem Guide handelt es sich um eine digitale Plattform, auf der das Beste an europäischem Kunsthandwerk vereint und zugänglich gemacht wird. Nur drei deutschen Künstlern wurde die Ehre der Aufnahme (auf Einladung) bisher zuteil.

Die Ausstellung in der Stadtgalerie im Badehaus kann noch bis zum 5. Januar 2025 besucht werden. Öffnungszeiten: Mi. + Fr. 15 bis 18 Uhr / Sa. + So. von 13 bis 18 Uhr

Thomas Pildner wird an den Wochenenden persönlich in der Ausstellung anwesend sein.

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