Junge Klaviervirtuosen auf höchstem Niveau begeisterten die Zuhörer

Begeisterten die Zuhörerinnen und Zuhörer mit ihrem preisgekrönten Klavierspiel auf höchstem Niveau: Jueon Lee, Magdalena Pflüger, Sebastian Rauch und Tatia AbashishviliFotos: Schaller

2. Preisträgerkonzert der „International Piano Competition For Young Pianists“ Kronberg im Augustinum

Neuenhain (es) – Der gemeinnützige Verein „International Piano Competition Taunus e.V.“ fördert seit seiner Gründung 2022 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis neunzehn Jahren, indem er einen internationalen Klavierwettbewerb ausschreibt – so konnte in diesem Jahr der zweite Wettbewerb stattfinden, der jungen Talenten eine Bühne bietet. Aber nicht nur das. Das jeweils dreitägige Auswahlverfahren wird durch ein persönlichkeitsbildendes Beiprogramm zur Förderung des Miteinanders der jungen Menschen bereichert. In dieser Form ist dieser Wettbewerb einmalig. Das Casals-Forum in Kronberg bietet den Austragungsort, und die Preisträgerkonzerte werden vom Augustinum Bad Soden ausgerichtet. Dank großzügiger Unterstützer kann der Verein bis zu 40.000 Euro Preisgelder vergeben. Bürgermeister Dr. Frank Blasch und Ministerpräsident Boris Rhein haben die Schirmherrschaft übernommen und werden dies auch im Jahr 2027 beim 3. Preisträgerkonzert fortführen.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr präsentierte die künstlerische Leiterin des Wettbewerbs, Ulrike Danne-Feldmann, dem Publikum in einem Konzert vier weitere Preisträger und Preisträgerinnen im Vortragssaal des Augustinums. Bereits im Mai hatte ein Preisträger-Konzert der Altersgruppe sechs bis dreizehn Jahre stattgefunden und begeisterte das Publikum und die Presse. Das zweite Konzert wurde von den vierzehn- bis neunzehnjährigen Pianisten bestimmt.

Am Bechstein-Flügel nahmen an diesem 2. Preisträgerkonzert 2025 nun nacheinander vier junge Virtuosen Platz.

Jueon Lee (Südkorea)

Zuerst begeisterte der vierzehnjährige Jueon Lee aus Südkorea mit Wolfgang Amadeus Mozarts erstem Satz: Allegro, Klaviersonate Nr. 17 in B-Dur. Lee hat das Klavierspiel mit fünf Jahren begonnen und debütierte bereits mit zehn Jahren mit dem Seoul Orchestra. Er erzielte in Folge bei mehreren Wettbewerben erste und zweite Preise. Aktuell studiert er am Institut für Hochbegabte der Korea National University of Arts.

Bemerkenswert, dass ein Vierzehnjähriger sich für den äußerst virtuosen Komponisten Franz Liszt entscheidet und sich der künstlerischen Herausforderung schon so früh stellt. Liszt galt als Paganini seiner Zeit. So wie sein Vorbild wollte er komponieren, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Kompositionen von Franz Liszt zu den technisch anspruchsvollsten Werken gehören. 6 Grandes Études de Paganini Nr. 2 (Andante capriccioso) und Nr. 3 (La Campanella) kamen zu Gehör. Lees Fingerfertigkeit versetzte die Zuhörerinnen und Zuhörer in Erstaunen, denn die Töne perlten nur so auf und ab in den spritzigen Läufen. Äußerlich wirkte er ruhig im Spiel, jedoch war seine jugendliche Wildheit spürbar, mit der er jeden virtuosen Lauf gestaltete – dem aber im selben Atemzug auch ein Andante meisterhaft folgte.

Mit hilfreichen Erläuterungen zu den Werken, die an diesem Spätnachmittag zu hören waren, führte Ulrike Danne-Feldmann durch das Programm und kündigte mit biografischen Details die jungen Interpreten an.

Magdalena Pflüger (Deutschland)

Im zweiten Block mit Werken der Komponisten Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Maurice Ravel und Dmitri Schostakowitsch verzauberte die sechzehnjährige Magdalena Pflüger aus Deutschland. Auch sie wurde bereits mit zehn Jahren als Jungstudentin an der Hochschule für Musik „Hans Eisler“ aufgenommen sowie seit 2022 in die Förderung musikalisch Hochbegabter in Deutschland. Etliche Preise berichten von ihrem Können.

Magdalena Pflüger zeigte in allen Stücken ein hohes Maß an Interpretationsfreude. Hervorzuheben hier die von ihr fein durchschauten Sätze Präludium und Fuge Nr. 10 in e-Moll von Johann Sebastian Bach. Bachs Fugen muss man verinnerlichen, um den einzelnen Stimmen zu ihrem Recht zu verhelfen. Das gelang der talentierten Musikerin meisterlich. Ihre innere Haltung dazu konnte man in jedem musikalischen Moment, ob ruhig oder expressiv, in ihrem Gesicht ablesen. So auch bei Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 18 in Es-Dur „Die Jagd“. Die junge Pianistin führte den Gästen das auskomponierte Jagdgeschehen Beethovens vor das innere Auge. Ein Moment, diese zu schließen, um zu genießen. Magdalena schenkte dem Publikum ein großartiges und bezauberndes Klavierspiel.

Sebastian Rauch (Deutschland)

Der achtzehnjährige Sebastian Rauch aus Deutschland gestaltete den dritten Block mit Frederic Chopin, Nocturne fis-Moll op.48 Nr.2 und Alexander Skrjabin, Klaviersonate Nr. 5 op.53. Er ist Stipendiat der Jürgen Ponto Stiftung Berlin, der Deutschen Stiftung Musikleben und der Internationalen Musikakademie Liechtenstein. Dem ging ein ehrgeiziges privates Klavierstudium voraus, das mit etlichen Preisen und Orchesterauftritten gekrönt wurde. Seine Virtuosität versetzte das Publikum in atemloses Zuhören.

Vor ca. einem Jahr begann Sebastian Rauch, Skrjabins Klaviersonate „zu lesen“, einhergehend mit der Beschäftigung um das außergewöhnliche Leben des Komponisten. Dieser hat ausschließlich für Klavier komponiert, war ständig auf der Suche nach philosophischer und mystischer Lebensgestaltung, was sich in seinen Kompositionen widerspiegelt. Er verstarb bereits in jungen Jahren. Sebastian bemerkte weiter: „Mit dieser Klaviersonate begann ein Prozess, natürlich technisch, aber auch interpretatorisch. So wie ich es heute Abend gespielt habe, werde ich es im Weiteren vielleicht nicht mehr spielen. Das Stück lebt in mir und verändert sich – es ist ein musikalisches Abenteuer.“

Eine Musik voller Überraschungen, nichts ist vorhersehbar. Die Töne, von ruhig bis rauschhaft, überfallen einen geradezu. Skrjabin selbst sagte über seine Komposition: “Ich weiß selber nicht, was für ein Wunder da passiert ist“. Ein auch sichtbar körperlicher Kraftakt für den jungen Pianisten, der sich auf die Flut an aufkommenden Emotionen der Komposition einließ. Technisch und interpretatorisch anspruchsvoll, erlebten die Zuhörer hautnah ein überwältigendes Klanggebäude.

Tatia Abashishvili (Georgien)

Der vierte und letzte Block brachte die neunzehnjährige Tatia Abashishvili aus Georgien auf die Bühne. Sie wurde bereits mit fünf Jahren als musikalisch begabtes Kind erkannt und gefördert. Momentan studiert sie an der HfMT in Köln bei Andreas Fröhlich. Zahlreiche erste und zweite Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben bestätigen ihr Können.

Es bedurfte eigentlich keines Höhepunktes musikalischen Könnens mehr an diesem Abend. Es hatten bereits drei hochbegabte junge Menschen am Bechstein-Flügel – der natürlich das Klangerlebnis vervollständigte – ihre Musikalität gezeigt.

Mit Tatia Abashishvili am Flügel öffnete sich jedoch erneut eine Tür. Mit Frederic Chopins Nocturne Fis-Dur op. 15 Nr. 2 versetzte sie das Publikum in eine „laue ruhige Sommernacht an einem See im Mondschein“, so die Moderatorin Ulrike Danne-Feldmann. Mit großer innerer Ruhe gestaltete Tatia diese wunderschöne Komposition. Im krassen Gegensatz dazu folgte Franz Liszts Mephisto-Walzer Nr. 1. Musikalisch wird in dem Stück eine Szene geschildert, in der Mephisto und Faust eine Dorfkneipe betreten, in der getanzt wird. Mephisto bedrängt und verführt Faust zum Tanzen. In der Komposition erlebt man die Taktik Mephistos und seine Verlockungen: „… nun mach schon, trau Dich“.

Dem entgegen die innere Zerrissenheit Fausts, bis dieser schließlich nachgibt. Wie nicht anders zu erwarten, führt die tänzerische Bewegung Fausts zu einem teuflisch-wahnsinnigen Veitstanz.

Mit Tatia Abshishvili am Flügel wurde das ganze Geschehen in Bildern nachvollziehbar. Das Hin und Her zwischen Faust und Mephisto, das dämonische, erotische Verführungsspiel hat Liszt in eine fast wahnsinnige Komposition umgesetzt.

Dem Laien erscheint das Stück unspielbar, was da an Notenflut auf dem Notenpapier erscheint. Unfassbar, wie die junge Künstlerin dieses expressive Stück präsentierte. Auch hier ein körperlicher und seelischer Kraftakt, der absolut hohe Musikalität, tiefes Verständnis und eine gestandene Selbstwirksamkeit voraussetzt. Dies zeigte sie in jedem Moment ihres Spiels.

Ein großer verdienter Applaus mit Bravorufen des Publikums galt ihr, wie auch den anderen jungen Menschen nach jedem ihrer Auftritte.

Einfach phantastisch!

Alle vier Konzertanten wurden von Ulrike Danne-Feldmann am Ende des Konzerts auf die Bühne gebeten, um die Urkunde „Special Prize Certificate“, begleitet von einer wunderschönen Rose, entgegenzunehmen. Nochmals erfolgte ein anhaltender Applaus für die Künstler und Künstlerinnen aus dem voll besetzten Saal.

Zum Abschluss bedankte sich die Vorsitzende sehr herzlich bei der Augustinum Gesellschaft sowie bei der bankenunabhängigen Vermögensverwaltung Hansen & Heinrich, die durch Herrn Samir Zakaria, Herrn Michael Craatz und Herrn Siegfried Franz vertreten war. Ohne deren Unterstützung und Förderung sei dieses musikalische Geschenk an die jungen Menschen nicht möglich. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Homepage www.piano-competition-kronberg.de für weitere Informationen zum Verein zu besuchen.

Bei Sekt und Saft, ausgeschenkt von Hansen & Heinrich, wurden noch lange begeisterte Gespräche an den Bistrotischen im Foyer geführt. Große Vorfreude besteht bereits auf die dritte Ausschreibung und damit Entdeckung von jungen Talenten für das Jahr 2027.

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