Amerikanischer Soldatensender AFN und Eschborn

Die Offiziere des amerikanischen Soldatensenders AFN haben ihre Bleibe zum Wohnen mit der „Villa Luce“ in Eschborn gefunden. Foto: Museum Eschborn

Eschborn (es). Aus dem Museum in Eschborn berichtet Gerhard Raiss, Stadtarchivar und Museumsleiter:

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm der amerikanische Soldatensender AFN am 15. Juli 1945 seinen Sendebetrieb aus Frankfurt auf. Nach einer Anordnung von General Eisenhower verlegte auch das Hauptquartier des Senders seinen Sitz von London, wo es während des Krieges eingerichtet war, in den Raum Frankfurt. Nach einiger Suche fand man im Höchster Schloss eine geeignete Bleibe. Die Bewohner des Schlosses wurden ausgewiesen und ab dem 1. Oktober 1946 nahm der Sender von dort aus seinen Betrieb auf. Das währte bis 1966.

Die höheren Offiziere, die den Sender leiteten, mochten nicht in Höchst selbst wohnen und suchten sich in der näheren Umgebung eine schönere, wie sie meinten, angemessenere Bleibe zum Wohnen. Sie wurden in Eschborn fündig. Die Villa Luce (seit 1967 Wohnheim für Behinderte, Träger: Verein „Lebenshilfe“), Hauptstraße 114 hatten sie sich dafür ausgesucht. Dieses hochherrschaftliche Haus mit Eingangshalle, großem Foyer mit offenem Kamin, Billiard-Zimmer, Bügelzimmer, extra Dienstbotenaufgang und schönem Park mit altem Baumbestand fand ihren Gefallen. Bewohnt wurde das Anwesen damals noch von der Familie Luce, den Eigentümern der gegenüberliegenden Ventilatoren-Fabrik Schiele.

Kurzfristig mussten die Luces ihre Villa am 1. Oktober 1946 räumen und für AFN-Offiziere freimachen. Sie wurden ausgewiesen und ihr Haus von der amerikanischen Besatzung beschlagnahmt. Glücklicherweise hatten sie schon viele Jahre vorher die Eschborner Alte Mühle erworben. Die Wohnung im Mühlengebäude, ein altes Fachwerkhaus, direkt am Westerbach gelegen, war vermietet und im dazu gehörenden Park hatte Dr. Alfred Luce sich eine Orchideenzucht mit beheizten Gewächshäusern eingerichtet; das war sein Hobby.

Plötzlich wohnungslos geworden, übersiedelte die Familie Luce nun notgedrungen in das Gebäude der Alten Mühle. Vorher wurde das alte Haus noch schnell „modernisiert“, es wurden z.B. ein Bad eingebaut, die Küche und die Heizung erneuert.

Die Familie Luce ist im Laufe der Jahre in der Mühle sesshaft geworden und nicht wieder in ihr altes Zuhause, die „Villa Luce“, zurückgegangen, als die Amerikaner das Haus später frei gegeben hatten. Die inzwischen verwitwete Margarete Luce ist 2006, hochbetagt, in der Mühle verstorben.

Die „Villa Luce“ wurde später (2001) von den Erben an den „Verein Lebenshilfe verkauft.



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