Eva Sauter will erste Bürgermeisterin werden

Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung, Eva Sauter, fordert am 14. September Bürgermeister Adnan Shaikh (CDU) heraus.Foto: Schlosser

ORT:

Eschborn (MS). SPD-Chef Jürgen Hirsch machte es nicht besonders spannend: Gleich zu Beginn seiner Rede, in der er beim Neujahrsempfang am vergangenen Donnerstag verkünden sollte, wer denn bei der Bürgermeisterwahl am 14. September gegen Amtsinhaber Adnan Shaikh (CDU) antreten soll, erklärte er, dass in 1.255 Jahren Eschborn alle Bürgermeister etwas gemeinsam gehabt hätten. „Alle waren Männer“, sagte Jürgen Hirsch. „Und das wollen wir jetzt ändern.“ Sodann gab er bekannt, wer für die Sozialdemokraten ins Rennen gehen wird: Es ist die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Eva Sauter.

Einstimmig hatte der Eschborner Parteivorstand nur wenige Minuten vorher beschlossen, die 57-Jährige zu nominieren. Das letzte Wort haben zwar alle Mitglieder der Eschborner SPD, doch gilt deren Zustimmung als sicher.

Denn mit Eva Sauter haben die Genossen eine respektable Kandidatin aus dem Hut gezaubert. Seit mehr als 25 Jahren lebt sie in Eschborn, ist in zahlreichen Vereinen aktiv, sitzt seit 2017 in der Stadtverordnetenversammlung und ist als Juristin sicher auch grundsätzlich qualifiziert für den Chefposten im Rathaus. Jürgen Hirsch nannte sie „unsere Wunschkandidatin“.

Dann überließ er der frischgebackenen Herausforderin das Mikrofon. „Ja, ich möchte die erste Bürgermeisterin in Eschborn werden“, war ihr erster Satz. In ihrer Rede machte die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen deutlich, dass sie das Amt der Bürgermeisterin weniger repräsentativ gestalten, sondern „mehr machen will“ mit klaren Prioritäten, die auch umgesetzt werden. Eva Sauter will „mehr Tempo bei der Umsetzung von Entscheidungen – denn Zeit ist Geld.“

Dass sie keine Zeit verschwenden will, zeigte Eva Sauter, in dem sie sofort mehrere Themen ansprach, die ihr inhaltlich wichtig sind. Sie will in Eschborn mehr Wohnungsbau fördern, damit „alle, die in Eschborn wohnen wollen, das auch können“. Dass das möglich ist, davon ist sie überzeugt und sieht die Stadt mit ihren finanziellen Möglichkeiten und der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft im Grundsatz auch gut aufgestellt.

Darüber hinaus sprach sie in ihrer Vorstellungsrede auch das gerade so aktuelle Thema Sicherheit an. Auch dabei gehe es mehr ums Handeln und weniger ums Reden. So fragte sie, warum die seit langem bekanntermaßen defekten Lampen im Skulpturenpark erst im Frühjahr repariert werden sollen. „Wäre es nicht besser, dass die Beleuchtung in der dunklen Jahreszeit funktioniert?“ Eine klare Absage erteilte sie allen, die die aktuelle Diskussion um die Sicherheit mit dem Thema Migration in Verbindung bringen. „Wenn die unbestrittene Zunahme von Einbrüchen in Eschborn dazu genutzt wird, Stimmung gegen Migrantinnen und Migranten zu machen, dann ist das reine Stimmungsmache.“

Zum Thema Rathaus-Neubau erklärte Eva Sauter, dass sie nach wie vor an der Dimension des Projektes zweifelt. „Kleiner und bescheidener ist gleich effizienter und besser.“ Mit dem gesparten Geld ließe sich auch vieles andere verwirklichen.

Die Angst und die Dummheit

Die der Vorstellung der Kandidatin war sicherlich der Höhepunkt des SPD-Neujahrsempfangs, zu dem rund 50 Besucherinnen und Besucher in den Sitzungssaal im Rathaus gekommen waren – die meisten natürlich mit rotem SPD-Parteibuch.

Jürgen Hirsch war eingangs der Frage nachgegangen, warum Menschen bei ihrer Wahlentscheidung manchmal merkwürdige Dinge tun. „Warum wählen queere Migranten aus Mittelamerika Donald Trump?“, fragte er und fand Antworten bei Dietrich Bonhoeffer, dem streitbaren Pastor, der von den Nazis 1945 ermordet wurde. „Die Macht des einen braucht die Dummheit des anderen“, zitierte Jürgen Hirsch Dietrich Bonhoeffer und erläuterte, dass Dummheit und Angst immer dicht beiander anzutreffen sind. Wer die Opfer von der Angst befreie, befreie sie auch von der Dummheit.

Daran knüpfte auch der SPD-Unterbezirksvorsitzende Michael Antenbrink in seinem Grußwort an und erinnerte daran, dass Bildung genau deswegen immer ein zentrales Thema der SPD sei. Weniger philosophisch als pragmatisch sagte er: „Viele haben Probleme, das, was in ihrem komplexen Leben passiert, einzuordnen.“ Da hätten es Populisten mit vermeintlich einfachen Lösungen manchmal leicht. Im Bezug auf die schlechten Umfrageergebnisse der SPD für die Bundestagswahl versuchte Michael Antenbrink den Genossen Mut zu machen: „Es lohnt sich immer zu kämpfen.“

Beim Neujahrsempfang der Eschborner SPD stellte sich Eva Sauter als Bürgermeisterkandidatin vor. Foto: Schlosser

RUBRIK:

Weitere Artikelbilder



X