„Erst fang sie ganz langsam an, aber...“

„Bassd-SchO“ der Name der Band vom Samstagabend ist Programm auf der Kerb in Burgholzhausen. Alles passt! Foto: Kerbeburschen

Friedrichsdorf (fch). Freitagabend in Burgholzhausen. Der Festplatz an der örtlichen Grundschule ist menschenleer. Besorgt blickt Kerbe-Otto aus 16 Meter Höhe von seiner Fichte in die Tiefe. Mit vereinten Kräften haben die 15 Kerbeburschen und fünf Kerbemädchen den Kerbebaum gerade aufgestellt.

Aber wo sind die Bürger? Wo ist der Bürgermeister? Und wo der Ortsvorsteher? Das fragen sich mit der Symbolfigur, dem Kerbe-Otto, die wenigen Besucher der Burgholzhäuser Kerb. Auch beim Fassbieranstich bleiben die Aktiven aus den Reihen des Kerbevereins Burgholzhausen so gut wie unter sich. Marcus Muth, Schriftführer des Kerbeverein Burgholzhausen, kann Antworten geben. „Bürgermeister Horst Burghardt ist im Urlaub. Ortsvorsteher Heinz Reinhardt ist Landwirt und um diese Uhrzeit in den Ställen des Reinhardtshof bei seinen Legehennen und Schweinen. Die meisten Kerbebesucher kommen freitags immer erst so gegen 21 Uhr. Den Bürgermeister und damit die Stadt vertritt beim Frühschoppen am Sonntagmorgen immer Erster Stadtrat Reinhold Bingenheimer.“

Und so passiert es dann auch. Die Holzhäuser Kerb, wie sie auch genannt wird, ist eben so genau wie die berühmten Kreuzberger Nächte in dem Lied der Gebrüder Blattschuss: „Erst fang sie ganz langsam an, aber dann, aber dann...“ Wie vorausgesagt, beginnt sich um 21 Uhr das Festzelt zu füllen und Kerbe-Otto atmet in luftiger Höhe erleichtert auf. Rund 400 Besucher feiern mit DJ René zu Hits aus den 1980er/90er Jahren und aktueller Musik aus den Charts eine rauschende Party.

Der Samstag steht ganz im Zeichen von zwei Kerbehöhepunkten. Das sind nach Aussage von Oberkerbebursch Michael Schwarz der Bembel Cup und das Oktoberfest. Beim Bembel Cup treten jeweils fünf Holzhäuser Kerbeburschen gegen Herausforderer aus der Region an. Beim modernen Fünfkampf sind die Disziplinen Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Trinkfestigkeit gefragt, um den begehrten Wander-Pokal für ein Jahr mit nach Hause nehmen zu können. Gegen die Gastgeber angetreten sind Teams aus den Reihen der Orscheler Kerbeburschen, der Tanzgarde Rodheim und der Fußballabteilung des TV Burgholzhausen. Sie alle gaben bei den fünf Disziplinen Bleistifte fangen, Bleistifte in einen Becher springen lassen, dem Cake to face-Spiel, Schwing die Banane und dem Promille-Parcours ihr Bestes. Die Zuschauer amüsierten sich köstlich und die Spieler hatten ebenfalls ihren Spaß. Der Wanderpokal steht jetzt für ein Jahr in Oberursel. Die örtlichen Fußballer wurden Zweiter, die Holzhäuser Kerbeburschen Dritte und die Tänzerinnen aus Rodheim Vierte. Gut gelaunt begießen die Sportler ihre Wettkampferfolge.

Das Holzhäuser „Oktoberfest“ mit der Partyband „Bassd-SchO” lockte am Samstag 600 Besucher an. Die meisten kamen zur große Wiesn-Sause stilecht in Dirndl oder Lederhose, um es sich bei Kerbebier, Weißwürsten und Leberkäse gut gehen zu lassen. Beim Dirndlwettbewerb traten zehn charmante Kandidatinnen aus Stadt und Region gegeneinander an. Alle bewarben sich um den begehrten Titel der Burgholzhäuser Dirndlkönigin. Den lautesten Jubel heimste Noemie Klein aus Friedrichsdorf ein. Per Akklamation wurde sie zur Siegerin gekürt und bekommt Krone, Zepter und Schärpe überreicht. Danach gehörte die Bühne wieder den Musikern, und die sorgten mit zünftiger Musik und poppigen Schlagern für ausgelassen tanzende und schunkelnde Besucher bis spät in die Nacht hinein. In den Sonntag starteten die Kerbburschen und -mädchen nach einer langen Oktoberfestnacht mit dem Frühschoppen. Der fing um 11 Uhr an und endete um 18 Uhr. Für Stimmung im Zelt sorgten die Musiker der Würzburger Oktoberfest-Band „Die Aalbachtaler“. Für das leibliche Wohl der Besucher sorgten an alle Kerbetagen „Die Spiesser”, der Getränke-Ausschank lag in den Händen der Kerbeburschen, Mitgliedern der FFW Burgholzhausen und Ehrenamtlichen.

Erfolgreichste Kerb in zehn Jahren

Nachmittags sorgen die Burgholzhäuser Landfrauen im Landfrauen-Café mit selbstgebackenen Kuchen für lächelnde Gesichter bei den Naschkatzen. Die waren an allen drei Kerbtagen bereits am Stand der Familie Habert aus Butzbach mit Crêpes und Süßigkeiten auf ihre Kosten gekommen. Die Kinder kauften hier bunte Luftballons, die im stürmischen Wind lustig auf und ab tanzten. Das Sturmtief „Mortimer“ machte den Hubschrauberrundflügen zu schaffen. Nur ein Flug kam zustande wie enttäuschte Besucher berichteten. Strahlende Gesichter bei den Aktiven der 80 Mitglieder des 2009 gegründeten Kerbeverein Burgholzhausen: „Unsere zehnte Holzhäuser Zeltkerb war bezogen auf die Besucherzahl und den Umsatz unsere bisher erfolgreichste Kerb.“ Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar, die Pflege und Aufrechterhaltung des Kulturgutes der Holzhäuser Kerb. Diese fand die ersten beiden Male in der Turnhalle statt und ab dem dritten Mal im Festzelt auf dem Parkplatz der Grundschule. Weniger rosig sind die Aussichten für den wetterfesten Kerbe-Otto. Er fällt eine Woche nach der Kerb den Flammen zum Opfer wie die Kerbeburschen und -kerbemädchen ankündigen.

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