Nach dem Abitur ist Sansibar das Ziel

Abiturientin Lisa-Marie Gierse zieht es nach der Reifeprüfung für ein „weltwärts“-Jahr nach Tansania. Dort wird sie westlich von Sansibar auf der kleinen Insel Chumbe Island Coral Park Ranger bei ihrer Arbeit in Naturreservat unterstützen. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Jahrelang ist Lisa-Marie Gierse von ihrem Wohnort Friedrichsdorf nach Bad Homburg an die Humboldtschule (HUS) gependelt. Ab August wird sie wieder pendeln. Dann aber nicht mehr mit dem Bus von Dillingen in die benachbarte Kurstadt, sondern mit einem Boot von Insel zu Insel. Und zwar von ihrem Wohnort bei einer Gastfamilie im tropischen Sansibar auf die rund einen Kilometer lange weltberühmte Naturschutzinsel Chumbe. Dort will die 18-Jährige ein Auslandsjahr verbringen.

Ende Juni endet für sie mit Erhalt ihres Abi- turzeugnisses die Schulzeit, und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Die Abiturientin hofft trotz Corona-Pandemie zwei Monate später ihre Koffer packen und in den Flieger nach Tansania steigen zu können. „Ich kann es kaum erwarten. Mit dieser Reise verwirkliche ich mir meinen Traum von einem Auslandsjahr in einem Land, in dem ich in einer Gruppe Gleichgesinnter, Menschen an Ort und Stelle unterstützen kann. Teilweise mit dem Ansatz Hilfe zur Selbsthilfe.“

Bereits in der zehnten Klasse war sie für ein halbes Jahr in Kanada. Die HUS ist seit 1999 Unesco-Projektschule und pflegt seit vielen Jahren eine intensive und außergewöhnliche Schulpartnerschaft mit der Mwanga-High-School in Tansania. Das in der Schule geweckte Interesse an Afrika vertiefte Lisa-Marie mit Urlauben in Namibia und Marokko. Doch dieses Mal geht es nicht um einen Urlaub in Tansania, sondern darum, im Rahmen eines „weltwärts“-Jahres in einem ökologischen Projekt mitzuwirken. Auf der Suche nach einer geeigneten Organisation wurde sie auf die „Deutsch-Tansanische Partnerschaft“ (DTP, www.dtpev.de) aufmerksam. „Dieser Verein wurde im Jahr 2020 von den Vereinten Nationen zum „Weltdekadenprojekt“ für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Er hat sich Völkerverständigung und Klimaschutz durch die gemeinsame Arbeit junger Menschen aus Deutschland und Tansania im Bereich der regenerativen Energien zum Ziel gesetzt. Das Projekt zeichnet sich durch seine überzeugenden Ideen wie Nachhaltigkeit, Völkerverständigung und Klimaschutz aus.“

Auf der Insel Chumbe im Einsatz

 

Die DTP bietet für ein „weltwärts“-Jahr neun Projekte in Tansania an. „Ich bin sehr glücklich, den Auswahlprozess unter allen Bewerbern bestanden zu haben und zu den 16 Freiwilligen zu gehören.“ Zugleich gehört sie zu den ersten drei Freiwilligen aus Deutschland, die im Naturschutzgebiet auf der Insel Chumbe eingesetzt werden. „Chumbe Island Coral Park ist ein privates Naturschutzgebiet. Dort werden wir Freiwilligen das Rangerteam bei Datenerhebung, Monitoring und anderen Arbeiten unterstützen.“

Der Park verfügt über ein komplett unter Naturschutz stehendes Korallenschutzriff, ein Waldreservat und eine Öko-Lodge. Da die Insel militärisches Sperrgebiet war, konnte sich ihre ursprüngliche Fauna und Flora erhalten. 1994 wurden die Insel und das umgebende Korallenriff zum Nationalpark erklärt. Verwaltet wird die Insel von der Non-Profit-Organisation Chumbe Island Coral Park, Ltd. (CHICOP), die Meeresforschung und einen begrenzten Ökotourismus auf Chumbe fördert und 2000 für ihr vorbildliches, nachhaltiges Parkmanagement ausgezeichnet wurde.

Auf ihren Einsatz vorbereitet werden die Teilnehmer von der DTP in Deutschland und in Tansania unter anderem mit einem Kiswahili Sprachkurs, damit sie sich mit ihren Gastfamilien und der Bevölkerung verständigen können. Eine große Hürde muss Lisa-Marie mit der Finanzierung ihres „weltwärts“-Jahres noch bewältigen. „Das ‚weltwärts‘-Jahr kostet pro Teilnehmer um die 10 000 Euro, die durch den Flug, monatliche Lebenshaltungskosten, die Betreuung, Sprachkurse, Versicherungen und anderes entstehen. Von diesen Kosten übernimmt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 75 Prozent. Die fehlenden 25 Prozent müssen von der DTP und den Freiwilligen aufgebracht werden. Mein Anteil liegt bei 2350 Euro. Natürlich unterstützen mich meine Eltern, aber ich muss mir auch einen Unterstützerkreis aufzubauen, der mir meinen Aufenthalt in Tansania ermöglicht. Im Gegenzug informiere ich meine Spender regelmäßig und ausführlich in Wort und Bild über meine Arbeit, meine Erfahrungen und Eindrücke, über das Land, die Menschen und das Leben in einem der ärmsten Länder der Welt.“

Wer mehr darüber wissen oder finanziell unterstützen möchte, kann sich bei Lisa-Marie Gierse per E-Mail an lisamarie.gierse[at]icloud[dot]com informieren.



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