Ausverkauft und unvergleichlich

Markus Müller, Holger Rohlfs, Fatih Serbest, Hanna Möbus, Hans-Heinrich Müller und vorne unten Musiker Rivorn und Katharina Marosz (v. l.) freuen sich über volles Haus beim dritten Poetry Slam in Garniers Keller. Foto: bin

Friedrichsdorf (fw). „Wir sind zum ersten Mal bombenvoll ausverkauft“, begrüßte Moderatorin Katharina Marosz die Zuschauer zum dritten Poetry Slam in Garniers Keller, „Die Regeln sind die gleichen wie immer: die Texte müssen selbstgeschrieben sein und das Zeitlimit beträgt sechseinhalb Minuten. Spätestens bei Minute sieben werden Ton und Licht ausgeschaltet.“ Somit konnte der „Dichterwettstreit“ auch schon losgehen. „In der sechsten Klasse habe ich dir einen Brief geschrieben: Hallo Klara, willst du mit mir gehen? Ja, Nein, Vielleicht, Toastbrot. Du hast Toastbrot angekreuzt. Da sah ich eine Gemeinsamkeit, ich mag auch Toastbrot. In der siebten Klasse habe ich dir einen Milchshake mitgebracht. Obwohl „mitgebracht“ schon sehr hoch gegriffen ist – ich habe ihn aus Versehen über deine Kleidung geschüttet“, erzählte der ehemalige Friedrichsdorfer, Markus Müller (Mainz), von seiner Kindheitsliebe. „Wer am lautesten ist, hat am rechtesten, oder so“, wusste hingegen Holger Rohlfs (Darmstadt). Er verriet humorvoll, wie er sein Leben mit fünf Kindern meistert, während andere mit ihrer einen Tochter „Janine-Chantal“ schon verzweifeln. Der Text kam so gut bei den Publikum an, dass er einen zweiten im Finale vortragen durfte: „Jetzt habe ich Euch von meinen Kindern erzählt. Vielleicht denkt Ihr jetzt ich bin nett? Falsch gedacht! Heute ist wieder einer dieser Tage. Ein Smartfahrer parkt so, dass er zwei Parkplätze braucht, in der Tagesschau laufen wieder die selben Katastrophen und auf Facebook, das ist Instagram für Alte, erreichen wieder „Limbo-Meister der Sprache“ neue Tiefpunkte. Wenn jemand nicht meine Meinung hat, ist er falsch!“ Auch Fatih Serbest (Mainz) durfte ins Finale. Nachdem er sich vor der Pause mit der Frage „Was ist Familie“ auseinandergesetzt hatte, nahm er das Publikum im Finale mit in seinen „Gedankenirrgarten“. Hanna Möbus (München) verband ihren Besuch in der alten Heimat gleich mit einem Auftritt in Garniers Keller: „Wenn man in die Sonne geht, braucht man Sonnencreme, beim Mond nicht. In die Sonne kann man nicht reinschauen, beim Mond schon. Und überhaupt, ist der Mond nicht viel besser?“ Aufgrund einer krankheitsbedingten Absage durfte Hans-Heinrich Müller (Bad Homburg) ein zweites Mal sein Talent unter Beweis stellen. Nachdem er beim vergangenen Mal „die größte Zahn-OP in der Geschichte“ überstanden hatte, behandelte er diesmal ein ernsteres Thema. Er wechselte zwischen Gedicht und „normalem“ Text und beantwortete am Ende die Frage, weshalb und für wen lohnt es sich nach einer harten Trennung noch zu leben? „Als ich in Rente ging, wusste ich, dass ich mir etwas für meine Freizeit suchen musste. Insgesamt wurden es drei Dinge: Hausaufgabenhilfe, Frühstück für Obdachlose und eben Poetry Slam. Seit ich erfahren habe, dass es in der Nähe Wettbewerbe gibt, schreibe und trete ich regelmäßig auf. Meistens bin ich dann der Älteste“, berichtete der Slamer, „Zu Hause überlege ich mir immer ein Thema, schreibe etwas dazu und falls ich damit zufrieden bin, kommt die Feinarbeit.“

Am Ende wurde das Publikum wieder vor die schwierige Aufgabe gestellt: Es musste vergleichen, was unvergleichlich ist. In der Publikumsjury saß auch Tino Mißbach. „Ich bin zum ersten Mal bei einem Poetry Slam“, erzählte der Rodheimer, „Der Abend war sehr lustig, und am besten gefallen hat mir Markus Müller.“ Dies sahen viele aus dem Publikum genauso. Deshalb ging die kleine Trophäe des Abends, ein kleines goldenes Telefon auf einem Zwieback, an Markus Müller.

Zusätzliche Informationen:

!Der nächste und letzte Termin der Poetry Slam-Serie ist am Donnerstag, 16. Mai, um 19.30 Uhr in Garniers Keller.



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