Friedrichsdorf (fch). Im Wüstenstaat Katar findet derzeit die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 statt. Bei einem der umstrittensten Turniere der WM-Historie kämpfen 32 Nationalmannschaften vor mehr als 80 000 Zuschauern im Lusail-Stadion um den Einzug ins Finale und den Titelgewinn am 18. Dezember. Trotz aller berechtigter Kritik in vielen Bereichen gelingt es immer wieder jungen, ambitionierten Spielern, auf sich aufmerksam zu machen. Auch in Gambia.
Fußball ist immer Thema. Nicht nur zur WM. Aufmerksam verfolgt werden auch junge Spieler unter anderem von Fußballfans im westafrikanischen Gambia. Dort träumen viele junge, talentierte Straßenfußballer davon, einmal in die europäische Fußball-Profiliga zu wechseln. Ihre Chancen, dass dieser Traum einmal Wirklichkeit wird, sind seit der Gründung der „Fußball-Akademie BK West United“ 2015 durch Cherno Barry gestiegen. Barry, der in Offenbach geboren und in Frankfurt-Oberrad aufgewachsen ist, will mit Gründung der Akademie in Gambia talentierten Spielern eine gute Ausbildung ermöglichen. Barry hat sich einen Namen als Rapper, Synchronstimme von Boxer Lennox Lewis gemacht und in einem RTL-Blockbuster mitgespielt. In seiner Freizeit trainiert er Jugendmannschaften. In einem Interview auf dem HR-YouTube-Kanal „Fußball 2000“ stellte er im Sommer sein Gambia-Projekt vor. Mit ihm will er Jugendliche fördern, eine Fußball-Infrastruktur bilden und ihnen die Chance geben, auf internationalen Turnieren zu spielen. Marius Porte aus Seulberg war sofort vom Projekt begeistert. Schnell stellte er bei Recherchen fest, dass es noch nichts, vor allem noch keinen Film, über die „Fußball-Akademie BK West United“ gibt. Die Akademie hat derzeit nur einen Fußballplatz in der Nähe der Hauptstadt. Gebäude sollen in den nächsten fünf bis zehn Jahren gebaut werden. Der 19-Jährige Friedrichsdorfer schrieb Cherno Barry an. Er schlug ihm bei einem Treffen vor, eine Dokumentation zu drehen. Mehr Infos gibt es auf dem auf dem Instagram-Kanal bk_westunited_fc. Trotz seiner jungen Jahre ist der PRS-Schüler bereits ein Profi. Ins Metier eingeführt wurde er als Kleinkind von seinem vor drei Jahren verstorbenen Vater Bernd. In der zweiten Klasse drehte Marius selbstständig kleine Trickfilme. Es folgten Workshops und Praktika bei Werbeimagefilmproduzenten. Als 15-Jähriger drehte er auf Anfrage des Vaters einer Mitschülerin für den Deutschen Fachverlag auf einer Messe in Frankfurt erstmals einen Film.
Der Traum vieler Talente
Schnell waren sich der Friedrichsdorfer Abiturient und der Fußball-Akademie-Gründer einig. Sie vereinbarten, dass Marius Porte in den Herbstferien eine Dokumentation über den Traum vieler gambischer Fußballtalente und die neue Fußballakademie dreht und produziert. So stieg Marius Porte gemeinsam mit seinem Freund und Assistenten Niklas Löw in den Flieger, um nach acht Stunden in der Hauptstadt des kleinsten Staates des afrikanischen Festlandes, Banjul, zu landen. Zum Gepäck der beiden gehörten zwei Filmkameras, Mikrofone, Stabilisatoren und Stative. „Den Flug habe ich bezahlt, die Kosten für den Aufenthalt hat die Akademie übernommen.“
Zum Interview empfangen wurden die Friedrichsdorfer unter anderem von Bakery Badji, dem gambischen Jugend- und Sportminister, U17-Nationaltrainer Abdoulie Bojang, BK West United-Erst-Liga-Profi Momodu Fadera (17), der bereits beim FC Freiburg, FSV Frankfurt und dem VFB-Stuttgart spielte und nach Belgien wechseln will. Marius führte Gespräche mit BBC-Korrespondent Omar Wally, dem QTV-Sportjournalisten Momodou Gajaga sowie dem bekanntesten Musiker Gambias „Da Gambian Dream“. Zu seinen Interviewpartnern gehörten Schüler einer Mittelschulkasse, die in der Sport-Akademie spielen. Überall wurden die beiden Friedrichsdorfer von begeisterten Kindern umringt. „Wir sind mit Cherno Barry von einem Interview zum nächsten gefahren. Es gibt nur wenige, asphaltierte Straßen, keine Ampeln, wenige Verkehrsschilder, dafür aber viele schrottreife Autos.“
Marius lernte bei den Interviews mit Promienten, unter teils schwierigen Drehbedingungen, viel. Hat aber auch unvergessliche Aufnahmen eines Fußballspiel bei Sonnenuntergang gemacht. „Ich war nicht zum letzten Mal in Gambia. Es ist ein faszinierendes Land mit einer zwar armen, aber mutigen Bevölkerung. Jeder ist bestrebt, das Beste aus sich zu machen.“
