Boni Bjutie Beus mögen die krumme Gass’

Pierre Toussaint von den Dillinger Kerbeburschen weiß, wie’s geht. Trotzdem ist jeder Wurf beim Krummgasskegeln letztendlich nicht 100-prozentig berechenbar. Der Grat zwischen „alle Neune“ und Bande ist sehr schmal. Foto: jul

Von Julian Uhrhan

Friedrichsdorf. Die Eröffnung der Dillinger Kerb ist eine wilde Feier voller Musik, Tanz, Speis und Trank, die Begeisterte sogar aus Frankfurt auf den Dillinger Berg lockt. Außer einem breiten Musikprogramm, gesteuert von den DJs im DJ-Turm, gibt es auch Life-Musik von der 70s-Glam-Rock-Coverband „Coverkidzz“ aus Hohenstein sowie Schießbuden, Hüpfburg und zahlreiche Stände für Verpflegung.

Gut organisiert und ausgestattet ist die Feier auch, eine große mobile Küche mit Grill, Fritteuse und Kühlsystem. Hunderte von Lampen, die die Dillinger Straße erhellen und ein schönes Ambiente für einen tollen Abend liefern sowie moderne Toilettenwagen, die die Ausstattung abrunden. Nicht destotrotz kann es selbst bei bester Organisation und Bemühung zu Problemen kommen. Das größte sind die zahlreichen Glasscherben, denn wo der Alkohol in den Adern vieler Feiernden fließt, da geht schon mal was zu Bruch. Umso beeindruckender ist es, dass am folgenden Samstag die Straße so sauber ist, als hätte hier nie ein Fest stattgefunden, eine Leistung, die den vielen helfenden Händen der Dillinger Kerbebienen zu verdanken ist.

Und das ist auch gut, denn am Samstag nach der Eröffnungsnacht, bei Sonnenschein und entspannter Stimmung, finden die Kerbespiele statt. Diese werden traditionell mit dem Krummgasskegeln pünktlich um 15 Uhr eingeleitet und bilden den Auftakt zu einem Nachmittag voller Spiele und Wettkämpfe. Bei dem Krummgasskegeln wird aus Holzbanden eine krumme Bahn gebaut, an deren Ende neun Kegel stehen, die die Teams aus jeweils fünf Spielern umkegeln müssen, ohne dabei die Bande zu berühren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Dillinger Straße eine starke Neigung hat, die in den Kegelkugelwurf mit einberechnet werden muss, wenn man die Kegel, und nicht die Bande treffen will. Das Team, das die beste Kontrolle über die Kegelkugel beweist, gewinnt.

In den vergangenen drei Jahren war dies stets das Team der „Dillinger Freunde“, aber dieses Jahr geht der Titel an die „Boni Bjutie Beus“, bestend aus Werner, Joachim, Ditmar, Manni und Dieter, allesamt vom Bonifatius-Männerballett, dem einzigen seiner Art in Friedrichsdorf. Das Team hat eine lange gemeinsame Geschichte mit der Kerb und kommt bereits seit 2007 zum Fest. Dieses Jahr ist das zehnjährige Jubiläum ihrer Laufbahn als Krummgasskegler, und da ist die Freude über den Sieg besonders groß.

Nach dem Krummgasskegeln beginnt der Kerbe-Fünfkampf, bei dem die Spieler in Wettkämpfen Geschicklichkeit, Stärke, Intelligenz, Ausdauer und vor allem Alkoholresistenz beweisen müssen. Die erste Herausforderung besteht in einem Bottleflip, bei dem eine zu einem Drittel mit Wasser gefüllte Flasche im Wurf um sich selbst gedreht werden muss, sodass sie am Ende auf ihrem Boden landet und stehen bleibt. Wem das gelingt, der darf schnell ein Geripptes mit Äppler leeren und dann nochmal die Flasche werfen. Gewonnen hat die Herausforderung, wer zuerst keine Gerippten mehr hat.

Wasserspaß ist beim zweiten Spiel angesagt, und es muss die Zielgenauigkeit unter Beweis gestellt werden. Ähnlich wie beim Krummgasskegeln müssen die Kontrahenten hier Feingefühl beweisen, denn es gilt, eine halbvolle Gießkanne über eine Strecke von zwei nassen Biertischen so weit wie möglich an das Ende des letzten Tischs zu schubsen, ohne dabei über das Ziel hinauszuschießen. Sensationell gelang es dem Team aus Burgholzhausen dabei, ihre Gießkanne direkt auf der Kante des letzten Tischs balancieren zu lassen.

Danach kommt der Brunnenlauf, bei dem die Teams einen kleinen Parcours, bestehend aus dem Rand des Brunnens, einem Alkoholstand sowie einer sportlichen Herausforderung im Über- und Unterwinden eines Biertischs innerhalb von genau 39 Sekunden absolvieren müssen. Ohne Hilfsmittel muss jeder Läufer auf sein eigenes Zeitgefühl achten, um so nahe wie möglich an die 39 Sekunden ranzukommen, eine Aufgabe, die die Dillinger Kerbeburschen mit 34 Sekunden meisterten.

Außer körperlichen gibt es auch geistige Herausforderungen, denn danach treten die Teams in dem Spiel „Wir haben 100 Leute gefragt“ gegeneinander an. Bei diesem Spiel hatten die Kerbe Bienen zuvor einhundert Leuten Fragen gestellt und deren Antworten festgehalten. Die Teams müssen die gleichen Fragen beantworten, und die Kandidaten erhalten Punkte abhängig davon, wie viele der vorher Befragten die gleiche Antwort gegeben haben.

Das krönende Finale aber bildet das Schubkarrenrennen. Dabei treten Zweierteams an, von denen einer den anderen in einer Schubkarre durch einen Parcours bewegen muss. Dabei gilt es, unterschiedliche Aufgaben auf Zeit zu lösen, etwa einen Gießkannenslalom, oder das präzise Absägen eines Stockteils.

Das Team, das die Aufgaben am schnellsten erledigen kann, gewinnt, und trotz der großartigen Leistungen der anderen Teams konnte sich das Heimteam der Dillinger Kerbeburschen in der Gesamtwertung durchsetzen und den Sieg einfahren. Trotz dieses Siegs ist für Frank Knoblich aber der größte Erfolg, dass die Kerb trotz des Ansturms der Gäste so reibungslos und friedlich abgelaufen ist. Er und die Bienen freuen sich bereits auf die nächste Dillinger Kerb 2024.

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