Es geht voran auf und unter der Erde

Nur ein schmaler Gehweg trennt die Geschäfte von der Baustelle auf dem Landgrabenplatz, wo bereits Leitungen verlegt, saniert, umgelegt und erneuert werden.Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Bagger und Baukräne zeugen von einer regen Bautätigkeit in Friedrichsdorf. Gleich zwei Baustellen erregen das Interesse der Bevölkerung. Es sind die Grundsanierung und Neugestaltung des Landgrafenplatzes und das Neubaugebiet Öko-Siedlung.

Friedrichdorfs Bürgermeister Horst Burghardt (B90/Die Grünen) berichtet: „Die Baumaßnahmen für die aktuellen Bautätigkeiten in Friedrichsdorf, den Landgrafenplatz und die Öko-Siedlung, liegen im Zeitplan.“ Auf dem Landgrafenplatz werden Kanal-, Abwasser- und Gasleitungen saniert, Frischwasserleitungen neu verlegt, Strom- und Telefonleitungen umgelegt, Hausanschlüsse erneuert. Danach wird Klinkerpflaster in hellen, changierenden Farben im „Ellenbogenverband“ verlegt und, falls von den Anwohnern gewünscht, auch ein barrierefreier Zugang zu den Geschäften und Häusern ermöglicht. Die Sanierung, Gestaltung und Möblierung des Landgrafenplatzes mit Begrünung kostet 1,6 Millionen Euro und soll bis Dezember 2019 abgeschlossen sein. Kanalisation und Trinkwasserleitungen sind bereits verlegt. Zur Freude des Bürgermeisters gab es „keine Überraschungen“.

Baustelle beeinträchtigt Anlieger

Von den Bauarbeiten und der Sperrung des belebten Innenstadtareals betroffen sind neben Anwohnern bereits auch einige der Geschäftsleute. Zu ihnen gehört Salvatore Lombardo vom Schuh- und Schlüsseldienst. Er sagt: „Ich habe 50 Prozent, vielleicht sogar mehr Umsatzrückgang. Wenn das zwei Monate so weitergeht, dann kann ich schließen. Mein Vermieter lehnt eine Mietredzuierung mit dem Hinweis ‚ich kann nichts dafür‘ ab.“ Salvatore Lombardo wünschte sich Unterstützung seitens der Stadt in Form von Hinweisschildern etwa am Taunus Carré. „Wenn ich eine Baumaßnahme wie diese initiiere, dann muss ich die Geschäfte auch unterstützen.“ Auch das Kundenverhalten in der Bäckereifiliale Moos hat sich verändert. „Vor allem nachmittags haben wir seit drei Wochen einen Kundenrückgang. Uns fehlt das Café-Publikum“, erzählt Verkäuferin Tina Böttcher. Ihr Chef hat die Schichten der Mitarbeiter und Aushilfen umgestellt. „Anfangs litten wir unter großem Lärm. Ging die Tür auf, haben wir die Kunden nicht mehr verstanden. Das ist zum Glück vorbei.“ Einmal habe das Bäckereiteam einem blinden Kunden geholfen, der durch den Lärm die Orientierung verloren hatte, sagt Böttcher: „Vergangenen Mittwoch war aufgrund der Baumaßnahmen das Wasser abgestellt“. Ärgerlich finden die Mitarbeiter von Moos, dass die Baustelle am Rosenmontag und Faschingsdienstag ruhte. Dieter Kraft von Obst-Kraft erklärt: „Wir haben im Moment branchenübergreifend schwächere Wochen. Inwieweit die Baustelle dazu beiträgt, ist nicht klar. Massiv merken wir, die Verschiebung des Wochenmarktes mittwochs und samstags.“ Nachteilig durch die Baustelle wirke sich der fehlende Platz auf dem Bürgersteig für die Außendarstellung aus, meint Kraft: „Das werden wir besonders mit Saisonbeginn für Spargel und Erdbeeren merken.“ Die Lärmbelästigung sei im Rahmen, er habe schlimmeres erwartet. „Wir gehen das Ganze positiv an und hoffen, dass die Baumaßnahme eher fertig ist als geplant.“ Auch Daniela Kress von „Lederwaren Kahlstadt“ vermisst die Laufkundschaft. „Wir leben von unseren Stammkunden und unserem Werkstatt-Service.“ Die ersten beiden Monate eines Jahres seien generell ruhig, die Lärmbelästigung im Rahmen. Drei Anwohnerinnen, junge Mütter, und eine Geschäftsfrau wollten sich nicht zu dem Thema äußern.

Läuft bei der Öko-Siedlung!

Erfreuliches zu berichten hat das Stadtoberhaupt vom Neubaugebiet ÖkoSiedlung im Westen der Stadt. Auf dem 7,5 Hektar großen Gelände zwischen Kernstadt und Köppern entstehen 150 Ein- und Mehrfamilienhäuser mit 350 Wohneinheiten für bis zu 1000 Menschen. Dazu gehören 54 Seniorenwohnungen, von denen 25 öffentlich gefördert sind. Hinzu kommen ein Kindergarten (87 Plätze), ein Nachbarschaftstreff (120 Quadratmeter) und zwei Gewerbeflächen (je 115 Quadratmeter). Baustart war in 2016, die Fertigstellung soll bis 2021 dauern. „Der erste Bauabschnitt ist Ende März 2019 abgeschlossen, dann ziehen die ersten Bewohner ein.“ Die ersten Wohnhäuser mit begrünten Dächern stehen auf der Tiefgarage. Zu den dominierenden Gebäuden auf dem Areal gehören ein hölzerner siebenstöckiger Wohnturm und die Energiezentrale mit Eisspeicher, der umgekehrt wie ein Kühlschrank funktioniert. Mit Hilfe des Eisspeichers wird Wärme für Wasser und die Heizung gewonnen. Im Winter wird dem Wasser im 1200 Kubikmeter fassenden Speicher, der einen Durchmesser von 17 Metern und eine Höhe von sieben Metern hat, die Energie entzogen. Durch Abkühlung friert das Wasser langsam zu, und das Eis taut im Sommer langsam wieder auf. Die Wärme dafür liefern Solar-Absorber. Sollte die Eisspeicher-Wärme nicht ausreichen, liefern ein Blockheizkraftwerk samt Gasbrennwertkessel, Photovoltaik- und Solarthermie-Systeme die benötigte Energie. Ziel ist es, den kompletten Strombedarf der Siedlung in Eigenregie zu decken.

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