Glückwunsch zum zehnten Geburtstag!

Gratulanten, Ehrenamtliche und Gäste, darunter auch Bürgermeister Horst Burghardt und sein Nachfolger Lars Keitel, stoßen auf den zehnten Geburtstag der „Friedrichsdorfer Tafel“ an. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). „Lebens-mittel retten – Menschen helfen lautet das Motto der Tafeln. Beim Verein „Wir Friedrichsdorfer“ fiel die Idee gemeinnütziger Hilfsorganisationen, Lebensmittel, die im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet und ansonsten vernichtet werden würden, an sozial schwächer gestellte Menschen weiterzugeben, auf fruchtbaren Boden. Jetzt konnten die Helfer den zehnten Geburtstag ihrer offiziell seit 20. Juli 2011 bestehenden „Friedrichsdorfer Tafel“ feiern. Und zwar pandemiegerecht mit einem Open-Air-Empfang vor der Ausgabestelle am Houiller Platz 13.

Im Namen des Bürgerselbsthilfe-Vereins „Wir Friedrichsdorfer“ begrüßten Bernd-Heiner Scholz, seit acht Jahren Leiter der Tafel, und Andrea Salger, die stellvertretende Vereinsvorsitzende, die Teilnehmer, darunter zahlreiche ehrenamtliche Tafelhelfer. Zu den Gratulanten gehörten Bürgermeister Horst Burghardt, sein Nachfolger Lars Keitel (beide Bündnis 90/Die Grünen), Stefanie Limberg, Leiterin des Diakonischen Werks Hochtaunus, dem Träger der Tafel im Hochtaunuskreis, und Dr. Tobias Krohmer, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung des Dekanats Hochtaunus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Andrea Salger fasste in ihrer Rede die Geschichte der „Friedrichsdorfer Tafel“ zusammen. Los ging es nach Sondierungsgesprächen mit der Stadt Friedrichsdorf und der Bad Homburger Tafel, bei der Hans-Jürgen Gratz den Bürgerselbsthilfe-Verein vertrat, am 8. September 2009. Kooperationspartner wurde das Diakonische Werk Hochtaunus, am 1. November 2010 wurde ein Ladenlokal in der Ringstraße 12 angemietet. Die Umbaukosten in Höhe von rund 30 000 Euro wurden vom Diakonischen Werk, durch Spenden Friedrichsdorfer Bürger, Firmen und Kirchengemeinden und der Sanitätsrat-Dr.-Fuchs-Stiftung aufgebracht. Die Stiftung trägt bis heute die Nettomiete der Tafelräume, inzwischen die der Ausgabestelle Am Houiller Platz 13. Fahrzeuge, Bedürftigkeitsprüfung, Organisation und Fundraising übernahm die Bad Homburger Tafel.

„Jeder gibt, was er kann“

Alle ehrenamtlichen Tafel-Helfer kommen von Beginn an aus den Reihen der „Wir Friedrichsdorfer“. Ein Teil der laufenden Kosten wird damals wie heute durch Spenden und Patenschaften entsprechend dem Tafelmotto „Jeder gibt, was er kann“ finanziert. Die erste Ausgabe der“ Friedrichsdorfer Tafel“ fand bereits am 6. Mai 2011, zwei Wochen vor der offiziellen Gründung, statt. Berechtigt, Lebensmittel abzuholen, waren beim der ersten Ausgabe 40 Haushalte mit 85 Personen. Hans-Jürgen Gratz hatte den Bürgerselbsthilfe-Verein, während der Vorbereitungen ab 2009 vertreten. Er übernahm als Erster die Tafelleitung. Rosemarie Hinkel löste ihn 2012 ab, ihr Nachfolger ist seit 2013 Bernd-Heiner Scholz.

Er gab Gästen und Gratulanten anschließend einen Überblick über zehn erfolgreiche Jahre ehrenamtlichen Engagements und humanitärer Hilfe am Ort. Im Oktober 2015 wurde der Tafel das Ladenlokal in der Ringstraße 12 gekündigt. Es galt, bis zum 1. November 2016 neue Räume zu finden. Das Ladenlokal am Houiller Platz ist perfekt, deckt es doch den stetig steigenden Bedarf. „Nach einem halben Jahr versorgten wir bereits 50 Haushalte mit 114 Personen. Im Jahr 2019 haben wir unsere Kapazitätsgrenze mit 106 Familien in Friedrichsdorf erreicht.“ Von Anfang an sorgen jeden Freitag zwölf Ehrenamtliche dafür, dass in Friedrichsdorf Supermärkte und einige Bäckereien angefahren, Lebensmittel abgeholt, anschließend sortiert, portioniert und am Nachmittag ausgegeben werden.

Jeder berechtigte Haushalt bekommt alle 14 Tage Lebensmittel. Seit Juni 2019 werden im Tafelladen auch die Kisten für Neu-Anspach gepackt. Dafür wurde freitags eine zweite Tour zur Wareneinsammlung eingerichtet. „Im März 2020 wurde die Tafel aufgrund der Corona-Pandemie eingestellt. Für den weiteren Betrieb wurde ein detailliertes Hygienekonzept erstellt. Nach Ostern begann Mitte April die Not-Tafel mit Helfern unter 65 Jahren. Die Gruppen wurden halbiert, und die Kunden bekamen alle vier Wochen in Papiertüten verpackte Lebensmittel. Das war eine starke Arbeitsbelastung für die Helfer“, betonte der Tafelleiter.

Nach Ergänzung der Räume mit Abtrennungen konnte im September 2020 wieder der Corona-Normalbetrieb aufgenommen werden. Entfallen sind aber bisher die gemeinsamen Frühstückssitzungen der Helfer. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir 33 067 Kisten mit Lebensmitteln eingesammelt. Wenn man grob mit zehn Kilogramm je Kiste rechnet, kommt man auf 330 Tonnen. Dazu kommen noch die Lieferungen aus dem Zentrallager und die Sonderaktionen wie beispielsweise die Rewe-Fünf-Euro-Tüten im November.“ Bei der Vorbereitung seiner Rede stellte Bernd-Heiner Scholz fest, dass von den über 20 Helfern von 2010 noch acht Helfer – Helene, Inge, Vera, Gunilla, Lothar, Gerwin, Bernd und Helmut – bis heute dabeigeblieben sind. Er dankte ihnen und allen anderen herzlichen für ihren Einsatz.

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