„Hand in Hand für Menschenrechte“

Gonca Kara am Mikrofon erzählt die tragische Geschichte ihrer Flucht. Regine Trenkle-Freund vonm AK Asyl (l.) und Alexander Wagner vom DGB (Hintergund) hören ergriffen zu. Foto: AK Asyl

Friedrichsdorf (fw). Etwa 300 Menschen kamen zur Kundgebung „Hand in Hand gegen Rechtsruck – Menschenrechte kennen keine Grenzen“, die vom AK Asyl, von „Fridays for Future“, von der lokalen amnesty international Gruppe und dem DGB HTK-MTK organisiert worden war. Die zentralen Botschaften waren, Brücken zu bauen statt Hass zu verbreiten (eine Schülerin der Philip-Reis-Schule) und Friedrichsdorf jetzt schon in seiner Buntheit wahrzunehmen, was Bürgermeister Lars Keitel anhand der Veranstaltungen in den einzelnen Stadtteilen treffend beschrieb: „Friedrichsdorf ist bunddisch.“ Regine Trenkle-Freund vom AK Asyl appellierte an die Fähigkeit, zwischen dem aktuellen vermeintlich religiösen Einzeltäter in Mannheim und seiner Religion zu differenzieren: „Es leben fünf Millionen muslimische Mitbürger friedlich in unserer Gesellschaft zusammen. Alle gemeinsame, alle Religionen und Nationalitäten bilden das „Wir“, bilden diese Gesellschaft. Das friedliche Zusammenleben der Kulturen ist alternativlos. Und wenn es Streit gibt, dann sollte dieser offen und fair ausgetragen werden. Das ist gelebte Demokratie.“ Sie erinnerte an die Ermordung des Regierungspräsidenten Walter Lübke vor fünf Jahren, der wegen seinem beherzten Eintreten für eine „Willkommenskultur“ von einem Rechtsradikalen ermordet worden sei. „Flüchtlinge sind ,Botschafter des weltweiten Elends‘, und jede zivilisierte Gesellschaft hat die Verantwortung, Geflüchtete aufzunehmen. Fluchtursachen müssten bekämpft werden, nicht Flüchtlinge. Zumal der globale Norden zu großen Anteilen Mitverantwortung am desaströsen Zustand der Welt hat (Beispiel Kampf um Rohstoffe, Ausbeutung, Klimakatastrophe). Menschenrechte müssten der Kompass allen Handelns sein. Diese sind unteilbar.“ Amnesty international beklagte die schlimmen Zustände an den EU-Außengrenzen, die Kriminalisierung von Menschen, die im Mittelmeer Geflüchtete vor dem Ertrinken retten und forderte die EU auf, selbst Menschenleben zu retten, anstatt diese unter anderem nach Libyien in die Folterkeller zurück zu schicken. Eine Geflüchtete aus Friedrichsdorf, Gonca Kara aus der Türkei, berichtete bei der Kundgebung aus ihrem Leben. Sie erzählte, wie sie vom türkischen Regime verfolgt, diskriminiert und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden sei, nur weil sie einer religiösen Gruppierung angehöre, die andere Vorstellungen als der Staatspräsident habe. Sie habe die Flucht antreten und mit Schleusern verhandeln müssen. Auf der Flucht sank das Schiff, und sie verlor zwei ihrer drei Kinder. Sie hat sie mit eigenen Händen auf der griechischen Insel Chios begraben.

Hildegard Bauer von der Evangelisch-Methodistischen Gemeinde sprach für alle christlichen Gemeinden Friedrichsdorfs. Sie machte deutlich, dass das christliche „C“ eine Verpflichtung sei zu Nächstenliebe und Humanität. Sie berichtete davon, wie ihre Gemeinde zu einer internationalen Gemeinde geworden sei, die auch mit Hilfe von Kirchenasyl Menschen davor retten habe können, abgeschoben zu werden. Bei einer anschließenden Sprendensammlung für die Seenotrettung erzielten die Veranstalter einen Betrag von 800 Euro.



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