Mit Kreativität, Talent und Technik

Wie aus Fundstücken und Material vom Schrott Kunst aus Eisen wird, zeigt Bernd Bannach (rote Hosenträger) den Teilnehmern. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). In dieser Woche haben Teenager und Erwachsene Gelegenheit, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Unter Anleitung erfahrener Künstler und Handwerker können die mehr als 80 Teilnehmer verborgene Talente an sich entdecken. Gelegenheit hierzu bietet ihnen die „19. Sommerakademie“ der Kulturstiftung Friedrichsdorf.

Ort für Kunst und Kultur ist bis zum 2. September die Philipp-Reis-Schule (PRS). Wählen konnten die Teilnehmer unter dem Angebot von sieben Kunstwerkstätten und zwei Musikwerkstätten. Bürgermeister Lars Keitel, der zugleich Vorsitzender der Kulturstiftung Friedrichsdorf ist, freute sich bei der Begrüßung der Dozenten und Teilnehmer, dass alle Kurse ausgebucht sind und damit stattfinden. Keitel, der zu den Gründungsmitgliedern der Sommerakademie gehört, hat früher selbst als Dozent in der Musikwerkstatt unterrichtet. Dort finden in diesem Jahr Kurse für Gesang unter der Leitung von Gabriele Zimmermann, Kammermusik mit den Dozenten Mercedes van Gunsteren und Andrea Christ sowie Klavier mit Klaus Dreier statt.

Außer Bühnenpräsenz und Training stehen bei den Musikern Technik und dynamisches Spiel mit Schwerpunkt Artikulation und Phrasierung auf dem Programm. Bei den Sängern liegt das Augenmerk auf der intensiven Erarbeitung von Gesangsstücken gemeinsam mit Musikern. Ebenso abwechslungsreich und vielfältig ist das Programm in den Kunstwerkstätten. Hier reicht die Bandbreite von Comic und Graffiti über Holz, Linol- und Holzschnitt und die Herstellung eines Künstlerbuchs Blatt für Blatt bis zur Bearbeitung von Stein und Feuer und Eisen.

Gefühl für Material bekommen

Die Schmiedewerkstatt von Bernd Bannach vermittelt den sieben Teilnehmern, wie sie aus Stäben oder Blechplatten Eisenskulpturen, Windspiele oder Deko-Stäbe für den Garten herstellen können. „Wir fangen bei Null an, vom Gebrauch des Hammers bis zum Umgang mit Feuer und Eisen wird alles erklärt. Ich vermittele ihnen ein Gefühl für Material und Werkzeuge, zeige ihnen die verschiedenen Techniken wie Spalten, Lochen, Feuer- und Elektroschweißen, Löten und Schneidbrennen. Die benötigen sie, um etwas Eigenständiges zu erschaffen. Sie lernen, wie rotglühendes Eisen durch ihre Arbeit eine neue Gestalt annimmt“, sagt der gebürtige Duisburger Bernd Bannach.

Er ist seit 1994 mit seiner Kunstschule „Feuer Eisen“ bundesweit unterwegs. Seit einigen Jahren gehört er zum Dozentenkreis in Friedrichsdorf. Die weiteste Anreise von allen Dozenten in die Hugenottenstadt hatte Ulrich Schröder. Der Grafiker und Comiczeichner lebt und arbeitet in Barcelona. Bekannt ist der Artdirector als Illustrator von Disney-Comics und Kinderbüchern. In Friedrichsdorf illustriert er mit den sieben angehenden Comiczeichnern eine Geschichte in ihrem Stil. „In der Comicwerkstatt lernen die Teilnehmer in Etappen alle Schritte, um einen Comic selbst zu zeichnen. Das beginnt mit der Vor- und Rohzeichnung mit Bleistiften à la Joachim Raff, geht weiter über die saubere Zeichnung, die dann mit Tusche nachgezeichnet wird. Die Bandbreite geht vom Thumbnail bis hin zum fertigen Comic“.

Bei Thumbnails handelt es sich um kleine Versionen der späteren Illustrationen. Sie sollen die Kernidee der Illustration bestmöglich wiedergeben, im einfachen Stil die Idee, den Aufbau, die Farben und Kontraste zeigen. Bereits hier können die Teilnehmer erkennen, was funktioniert und was nicht. Die Werkstatt startet mit einer Einführung zu Thumbnails und Lettering sowie einem Überblick über die verschiedenen Comic-Stile. Danach erstellen die Teilnehmer für ihre eigene Geschichte Thumbnails. Anschließend lernen sie, wie man Figuren animiert, Gesichtsausdrücke oder Silhouetten treffend zeichnet, und sie bekommen das Rüstzeug zum Lettering an die Hand.

Ulrich Schröder zeigt ihnen, wie sie ihre Rohentwürfe in Reinzeichnungen überführen, um dann mit Tusche die Figuren zum Leben erwecken. Kreativität, Talent, Techniken und Handwerk greifen auch in allen anderen Kursen ineinander. Am Freitag präsentieren die Kursteilnehmer ab 16 Uhr in der PRS im Rahmen einer Finissage bei Sekt und Selters in einer Schau die Ergebnisse aus allen Werkstätten der Sommerakademie. Den Bogen zwischen den Werkstätten schlagen Musiker und Sänger mit Musik und Gesang. Besucher sind willkommen.

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