Ein neuer Rhythmus für Friedrichsdorf

Lars Keitel (B90/Die Grünen) ist ab 1. September neuer Bürgermeister von Friedrichsdorf. Er bedankt sich bei allen seinen Wählern und freut sich auf seine neue Aufgabe im Rathaus. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Lars Keitel (Bündnis 90/Die Grünen) ist neuer Bürgermeister von Friedrichsdorf. Der erfahrene Kommunalpolitiker setzte sich in einem spannenden Finale bei den Stichwahlen am vierten Sonntag im März gegen Mitbewerberin Katja Gehrmann (CDU) durch.

Es ist entschieden. Friedrichsdorfs neuer Bürgermeister heißt Lars Keitel (Bündnis90/Die Grünen). Er sicherte sich mit 52,7 Prozent der Wählerstimmen in der Stichwahl am vergangenen Sonntag den Sieg. Für Katja Gehrmann (CDU) stimmten 47,3 Prozent der Wähler. Die Wahlbeteiligung lag bei 51,4 Prozent gegenüber 57,8 Prozent im ersten Durchgang am 14. März. Hinter den beiden Bewerbern lag beim Herzschlagfinale ein Wahlkampf unter Corona-Bedingungen.

„Der Wahlkampf fand teils an Ständen statt. Auf Hausbesuche hatte ich in der Pandemie verzichtet“, berichtet Keitel. Bürger hätten ihn teils per E-Mail, Brief oder Telefon kontaktiert. Mit einigen traf er sich auch zu ausgedehnten Spaziergängen durch die Stadtteile. Durch den direkten Austausch habe er viele Anregungen bekommen. „Die Friedrichsdorfer haben im Wahlkampf ein großes Interesse an ihrer Stadt gezeigt. Das möchte ich künftig wachhalten und für Bürgerbeteiligungsprozesse nutzen. Mir kommt das sehr entgegen, denn ich lege großen Wert auf Kommunikation, werde immer wieder das Gespräch mit den 25 000 Friedrichsdorfern suchen.“

Lars Keitel, der wie viele Bürger der Hugenottenstadt im Kreiskrankenhaus Bad Homburg das Licht der Welt erblickte, ist in Friedrichsdorf zu Hause. Aufgewachsen ist der 50-Jährige im Schäferborn, hat dann 19 Jahre im Römerhof gewohnt. Seit zwei Jahren lebt er mit seiner Familie in Seulberg. Nach dem Abitur 1989 an der Philipp-Reis-Schule (PRS), wo er aktiv in der Redaktion der Schülerzeitung mitarbeitete, studierte er an der der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main bei Professorin Jutta Drehfahl. „Im Fach Orchesterleitung unterrichtete mich Dr. Hans Jaskulsky, Chorleitung lernte ich bei Professor Georg Christoph Biller und Professor Wolfgang Schäfer.“ Das Aufbaustudium für Klavier absolvierte er bei Friederike Richter an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Zehn Jahre lang war er musikalischer Leiter der „Kleinen Oper Bad Homburg“. Solo-Konzerte und Konzerte mit Orchestern führten ihn durch ganz Deutschland, nach Luxemburg, Kroatien, Holland und in die Schweiz. Er ist ein gefragter Moderator und Liedbegleiter, engagierter Musiker in verschiedenen kammer-musikalischen Formationen sowie Juror und Juryvorsitzender bei Musikwettbewerben. Zusammen mit Thomas Herrmann gründete er vor 21 Jahren ein bis heute beliebtes Klavierduo. Zudem unterrichtet der freiberufliche Musiker seit 2008 am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium Musik, wo er das große Orchester leitet.

Politik und Musik

Musik spielt auch in seiner Freizeit stets eine große Rolle. So initiierte er 2001 die Sommer- akademie der Kulturstiftung Friedrichsdorf, die er von Anfang an leitet. „Als Kabinettsbeauftragter für Kunst und Kultur engagiere ich mich im Lions Distrikt 111MN und organisiere im Lions Club Friedrichsdorf Limes Musikwettbewerbe und Konzerte.“ Er ist Vorsitzender des Regionalausschusses „Jugend musiziert Hochtaunus/Wetterau“. Vor elf Jahren gründete er das Jugend-Sinfonie-Orchester Hochtaunus, das er leitet. „Zusammen mit Susanne Rohn und Dr. Andreas Bomba habe ich im Jahr 2019 die künstlerische Leitung des Orgelfestivals Fugato übernommen.“ Das Amt des Schatzmeisters hat er im Verein für Geschichte und Heimatkunde Friedrichsdorf inne und ist Vorstandsmitglied des Fördervereins Saalburg.

Seinen Amtsvorgänger und Parteifreund Horst Burghardt lernte er während dessen Zivildienst im Jugendhaus Taunusstraße kennen. Seit 2001 ist Keitel Stadtverordneter und seit 2003 Fraktionsvorsitzender von B90/Die Grünen. Er ist Vorsitzender des Ausschusses für Bau, Umwelt und Verkehr und Mitglied des Haupt- und Finanzausschusses. Seit 2011 gehört er dem Kreistag an, ist seit 2016 stellvertretender Kreistagsvorsitzender. „Ich verfüge über einen großen politischen Erfahrungsschatz. Trotzdem ist es eine große Herausforderung in der Pandemie ins Bürgermeisteramt zu starten.“

Am 1. September 2021 ist es soweit, und er löst Horst Burghardt, der nicht mehr kandidiert hat, als Stadtoberhaupt ab. Zu den Kernthemen in den kommenden sechs Jahren gehörten Klimaschutz und Klimaneutralität, das Vorantreiben der Mobilitätswende unter anderem mit besseren Busverbindungen, die Wirtschaftsförderung mit einer Stärkung von Handel und Gewerbe. Weitere wichtige Themen sind die Sicherstellung der Wasserversorgung. Ein großes Anliegen ist dem künftigen Bürgermeister die Verbindung der Stadtteile zu fördern, ohne dass diese ihre Identität verlieren, aber für alle ein Gesamtstadtcharakter erkennbar ist.



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