Ein neues „zweites“ Zuhause für alle Bürger

Friedrichsdorf (fch). Am heutigen Donnerstag hat das Warten ein Ende. Um 13 Uhr öffnen sich erstmals bis 18 Uhr die Türen der neuen Stadtbibliothek Friedrichsdorf, Am Houiller Platz 2, für Besucher. Bürgermeister Lars Keitel stellte die 600 Quadratmeter große Bibliothek vorab gemeinsam mit dem niederländischen Architekten Aat Vos und der Leiterin der Stadtbücherei Kristina Wachsmuth der Presse vor.

Erfreuliches mit Blick auf die Kosten hatte Bürgermeister Lars Keitel anlässlich der lang-ersehnten Eröffnung der Stadtbücherei zu berichten. Die Stadt bleibt zehn Prozent unter den kalkulierten Kosten von 2,05 Millionen Euro. Aus dem Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ erhielt die Stadt Zuschüsse in Höhe von 700 000 Euro, von der hessischen Bibliotheksförderung 200 000 Euro und 10 000 Euro für digitale Medien. Damit belaufen sich die Kosten für die Stadt Friedrichsdorf auf 1,15 Millionen Euro. „Zum Glück war der Eigentümer der Räumlichkeiten von Anfang an überzeugt von dem Potenzial einer Bücherei auf dem Houiller Platz und hat die Verzögerungen durch den Lockdown sowie die Kostensteigerungen mitgetragen“, sagte der Bürgermeister. Er dankte allen Anrainern für ihre Unterstützung seit Beginn des Projektes. Und er betonte: „Die neue Stadtbücherei ist eine Teamarbeit, in die viele eingebunden waren. Die Bandbreite reicht vom Architekten und seinem Team über die Mitarbeiter des städtischen Bau- und Kulturamtes bis zu den zahlreichen Firmen. Heute ist ein schöner und wichtiger Tag für die Bürger und die Stadt.“ Die Bürger waren von Anfang an in das Projekt einbezogen. 800 Bürger hatten eine Petition unterschrieben, 400 Bürger an einer Umfrage teilgenommen und ihre Wünsche geäußert, 50 hatten sich als Models für die Stadtbücherei zur Verfügung gestellt, und zudem hatten Friedrichsdorfer 43 Gegenstände zur Dekoration zur Verfügung gestellt. Herausgekommen ist ein „inspirierender Ort“ für alle, zu dem der Architekt den Bürgern gratulierte: „Orte wie dieser sind wichtig im öffentlichen Bereich.“ Die neue Stadtbücherei sei ein Ort, an dem sich Nutzer als Teilhaber fühlten. „Es ist ein Ort, der Menschen ernst nimmt. Das Angebot ist niedrigschwellig, zugänglich, demokratisch, komfortabel, informell, sichtbar, nutzbar und sicher.“ Zudem biete die Stadtbücherei „Raum für neue Erlebnisse und Erfahrungen, diene als „Katalysator für den Austausch von Wissen und Ideen. Im Gespräch mit dieser Zeitung zitierte Aat Vos, der 2021 mit der Karl-Preusker-Medaille, der höchsten Auszeichnung im deutschen Bibliothekswesen geehrt wurde, das niederländische Sprichwort: „Den Wipe blick verräumt het denken“. Sein Konzept für die Stadtbücherei Friedrichsdorf basierte seit dem ersten Entwurf darauf, dass „ein weiter Blick das Denken räumlicher macht“. Aus diesen Grund habe er die Innenansicht so hoch wie möglich gemacht. Unterhalb der dunkel gestrichenen Decken ist die offen gelegte, in Rohren verlaufende Infrastruktur sichtbar. Zudem habe er die ehemalige 70 Quadratmeter große Restaurantterrasse in den Raum integriert, wodurch das Gebäude näher an den Houiller Platz heranrücke. Im Sommer werde der Bereich vor dem Eingang mit 40 Stühlen bestückt. Beim Farbkonzept war die Wärme ein wichtiges Thema. Erreicht wurde sie durch viele unterschiedliche Holzfarben, Vorhänge, Wandtapeten, das facettenreiche Spiel von Licht und Schatten durch die Beleuchtung und das durch die großen Fenster einfallende Tageslicht. Außer der gelungenen Verbindung von innen und außen durch die großen Fensterfronten erhalten auch Passanten Einblicke in die Stadtbücherei. Kristina Wachsmuth meinte dazu: „Unser Ziel war, dass die Stadtbücherei so sichtbar wie möglich ist“. Sie wünscht sich, dass mehr Bürger künftig vom Angebot Gebrauch machen werden. „Wir haben 6000 Ausweise ausgegeben. Davon sind 2500 aktive Leser.“ Diese können 23 000 Medieneinheiten wie Bücher, Spiele und Tonie-Boxen ausleihen. Mit virtuellen Medien wie E-Books liegt der Bestand bei mehr als 320 000 Medien. Bereits der Eingang ist als Treffpunkt konzipiert. Dort steht ein großer Gemeinschaftstisch, und in unmittelbarer Nähe befindet sich die mit einem Getränkeautomaten bestückte Theke. Dahinter schließen sich ein intelligentes Rückgaberegal, links davon eine mit einem Sofa ausgestattete Roman-abteilung, ein lärmgeschützter Raum zum Arbeiten und zwei gemütliche Kabinen. Weitere Bereiche sind der Kreativraum „Philipps-Werkstatt“, ideal für kleinere Veranstaltungen wie das Bilderbuchkino oder Gaming-Nachmittage. Rechts von der Theke gibt es eine große Veranstaltungsfläche mit Podest. An sie schließt sich die als Amphitheater gestaltete Kinderwelt an. Jetzt liegt es an den Bürgern, ihr neues „zweites“ Zuhause mit Leben zu erfüllen.

!Öffnungszeiten: Die neue Stadtbücherei öffnet am 30. Januar, von 13 bis 18 Uhr zum ersten Mal. Geöffnet ist sie dienstags, mittwochs und donnerstags von 10 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr, freitags von 13 bis 18 Uhr, samstag von 10 bis 14 Uhr. Die Stadtbücherei ist barrierefrei und taktile Leitbahnen auf dem Boden helfen sehbehinderten und blinden Besuchern sich zu orientieren.

Bürgermeister Lars Keitel, Architekt Aat Vos und Stadtbibliothekleiterin Kristina Wachsmuth stellen Pressevertretern die neue Stadtbibliothek Friedrichsdorf vor. Foto: fch

Im einladenden Eingangsbereich der neuen Stadtbibliothek steht unter anderem auch ein großer, langer Gemeinschaftstisch. Foto: fch

Eine richtige Wohnzimmeratmosphäre verströmt die Romanabteilung, an die sich das Lernstudio anschließt. Foto: fch

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