„Es kann doch nur besser werden“

Auch in diesem Jahr bleiben die Kostüme im Fundus, was Hofdame Hannah Dobberan, Königin Tania Chapius, Froschkönig Cilian Chapuis und Prinzessin Paula Peindl bedauern (v. l.). Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Leider sind sie vorbei, die „alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat“. Und so muss die Burgspielschar Burgholzhausen schweren Herzens coronabedingt zum zweiten Mal die geplanten Aufführungen ihres Sommerstückes „Der Froschkönig“ auf der Freilichtbühne „Alte Burg“ absagen.

Kein Frosch der nach einer goldenen Kugel taucht. Keine Prinzessin, der diese zuvor in den Brunnen gefallen war. Das Sommerstück der Burgspielschar Burgholzhausen fällt für dieses Jahr endgültig aus. Dabei waren die 18 Ensemblemitglieder, Regisseurin Tanja Garlt und auch der Vorstand der Burgspielschar Burgholzhausen optimistisch. Die Chemie zwischen den Vereinsmitgliedern, den Schauspielern und der freien Regisseurin und Gründerin des Theater Total, das sie 2011 im Gewächshaus der Gärtnerei Fischer in Rodgau-Dudenhofen gründete, stimmt. Zueinander gefunden haben die Regisseurin aus dem Rodgau, Kulturpreisträgerin des Kreises Offenbach 2009, und der Verein aus dem Hochtaunuskreis mit Hilfe der Medien. Ideal für die Mitglieder der 1948 als Burgspielschar Burgholzhausen gegründeten Amateurtheatergruppe war, dass die Regisseurin nicht nur Zeit und Lust hatte, sondern auch über Freilichtbühnenerfahrung verfügt. Damit mehr Personen im auf dem Märchen „Der Froschkönig” von den Gebrüder Grimm basierenden Stück auftreten können, schrieb die Regisseurin es um. Sie modernisierte die Rollen, passte die Handlung an Kinder und Jugendliche an und unterlegte sie mit Musik.

Freuen dürfen sich die Zuschauer bei einer Premiere auf der Freilichtbühne „Alte Burg“, falls es dazu im nächsten Sommer kommen sollte, auf teils vertauschte Rollen und weitere Überraschungen. Die dürften nicht nur den Gebrüdern Grimm ein Schmunzeln entlocken. Geprobt haben die 18 zwischen acht und 66 Jahre jungen Darsteller mit der Regisseurin für das Sommerstück der Burgspielschar seit Anfang Januar. In Corona-Zeiten fanden die Proben nicht gemeinsam in einem Raum statt. Jeder saß allein zu Hause vor dem PC. „Kommuniziert“ und geprobt wurde via Zoom. „Die Proben haben sehr gut geklappt. Alle waren diszipliniert dabei“, blickt Jan Tore Ohlsen, zweiter Vorsitzender der Burgspielschar zufrieden zurück. „Gefehlt hat bei den Proben das Kennenlernen der Mitspieler, das Gemeinschaftsgefühl und die Gruppendynamik bei den Proben“, sagt „Hofdame“ Hannah Dobberan. „Das Auswendiglernen der Texte ging nach einiger Zeit. Durch das wiederholte Lesen bekam man Routine“, berichtet „Prinz und Froschkönig“ Cilian Chapuis.

Die Unsicherheit ist zu groß

„Ich fand es schwierig, so viele lange Texte zu lernen“, bekennt Paula Peindl. Sie spielt in der modernen mit Musik unterlegten Märchenadaption die Prinzessin und ein Fröschlein. Theatererfahrung gesammelt hat die Humboldtschülerin bereits zuvor in zwei Aufführungen in ihrer früheren Grundschule. Paula gehört mit dem „vierten Frosch“ Clara Werckmeister und dem „ersten Frosch“ Louisa „Lou“ Nuber zu den drei neuen Ensemblemitgliedern.

Am 1. April sollten die Proben auf der Freilichtbühne unter Zeitdruck beginnen. „Damit alles klappt, müssen alle Darsteller zweieinhalb Monate vor der Premiere da sein und gemeinsam proben. Da die Unsicherheit groß ist, wann und vor wie vielen Leuten gespielt werden kann, hat sich der Vorstand entschlossen, das Sommerstück trotz eines ausgearbeiteten Hygienekonzeptes erneut abzusagen“, informiert Ohlsen. Zwar hätten die Proben und Aufführungen im Freien auf einer großen Bühne auf dem weitläufigen Vereinsgrundstück stattgefunden, aber „wir dürfen als Verein auch nicht in kleinen Gruppen proben. Vereinsaktivitäten stehen in der Pandemie hinten an. Die Kultur hat im Gegensatz zum Sport in der Politik keinen Stellenwert“, bedauert der zweite Vorsitzende.

Cilian Chapuis ist durch die Absage um den Tanzunterricht herumgekommen. „Prinz und Hofdame tanzen im Stück. Er tritt ihr dabei auf die Füße, weshalb nur wenige Proben notwendig gewesen wären“, verrät der 13-Jährige. „Für mich ist es das dritte Mal, dass ein Stück abgesagt wird. Das ist frustrierend“, sagt „Königin“ Tania Chapuis. In 2020 wollten zwei ehemalige Burgspielschardarstellerinnen ein Stück inszenieren, das abgesagt wurde. Da das Duo 2021 keine Zeit für Proben und Aufführungen hatte, wurde eine neue ambitionierte Regisseurin gesucht und gefunden. „Der Froschkönig“ musste jetzt wieder abgesagt werden. Beobachter der Szene meinen jedoch optimistisch: „Es kann doch nur besser werden.“

Der Verein hat sein Gelände fein für die neue Spielsaison herausgeputzt. Bewirtungs- und Lagerhütte sind neu, die sanitären Anlagen mit einem Vordach versehen, der Mittelweg wurde geteert. Der Vorstand plant als „Trostpflaster“ für die Darsteller einen Workshop und ein kleines Fest. „Wir wollen unser Vereinsleben schnellstmöglich wieder aufleben lassen“, sagt Ohlsen. Für das Ende Januar 2022 geplante Winterstück sollen die Proben nach den Sommerferien beginnen. Regisseurin der Komödie „Ein Herz aus Schokolade“ ist Andrea Laucke, auf der Bühne in der Alten Schule stehen sechs Schauspieler. Jetzt heißt es Daumen drücken und fest wünschen, dass es mit den Aufführungen klappt und der Spielbetrieb wieder anläuft.



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