Auf dem Oldtimertraktor durch die Felder

Jörg-Alfons Hutter auf seinem Deutz D30, den er viel auch gemeinsam mit den Enkeln in Burgholzhausen nutzt. Fotos: fch

Friedrichsdorf (fch). Jörg-Alfons Hutter aus Burgholzhausen sammelt Oldtimer-Traktoren, historische Landmaschinen und alte Musikinstrumente. Der Kirchenmusiker und Bankkaufmann und ist zugleich leidenschaftlicher Hobbylandwirt und Züchter.

Langeweile kennt der Burgholzhäuser Jörg-Alfons Hutter nicht. Seine Tage sind ausgefüllt. Familie, Beruf und Hobbys sorgen für Kurzweil. Der gebürtige Frankfurter, der als Bankkaufmann bei der Bundesbank beschäftigt ist, lebt mit Ehefrau Jutta und den beiden inzwischen erwachsenen Töchtern seit vielen Jahren in Burgholzhausen. Hier hat er zusammen mit Helmut Dietz am 25. April 2003 den „Club der Freunde alter Traktoren und Landmaschinen“ gegründet. Aus der Taufe gehoben wurde der Verein beim Schröder-Hannes in der ehemaligen Gaststätte „Darmstädter Hof“. Heute treffen sich die 35 Mitglieder aus dem Hochtaunus- und Wetteraukreis an jedem letzten Freitag im Monat zum geselligen Beisammensein im Schützenhaus. Vertreten sind sie bei Oldtimer-Treffen in Florstadt Stammheim und auf dem Baiersröderhof in Hammersbach.

Musik spielt von Jugend an eine wichtige Rolle in seinem Leben. „Ich liebe die Werke von Mozart und seinem Lehrer Haydn“, sagt der gelernte Kirchenmusiker, Kantor (Vorsänger) und Chorleiter. Entfacht hat die Liebe zur Musik in dem Multi-Instrumentalisten und Sänger seine Großmutter Else Ott in Bockenheim. Die Sängerin brachte dem Zehnjährigen Notenlesen und Klavierspielen zusammen mit ihrer klavierspielenden Freundin Minna Susemichel bei. Unterstützt von Pfarrer und Dekan August Thielemann aus der Frankfurter Frauenfriedens-Kirche, dem Organisten und Chorleiter Alois Salzberger, dem Pianisten und Komponisten Franz Bücheler sowie wichtigen Musikern in Frankfurt und im Bistum Limburg erhielt er eine solide kirchenmusikalische Ausbildung. Hutter studierte Chorleitung, Partiturlesen, Schlagtechnik, Dirigieren, den Umgang mit der Stimmgabel und das Einüben von mehrstimmigen Chören. Er spielt Orgel und alle anderen Tasteninstrumente. Seit dem 1. Advent 1990 ist er als Organist in der päpstlichen Basilika „Maria, St. Peter und Paul“ in Ilbenstadt im Bistum Mainz tätig. Zuvor spielte er Orgel in verschiedenen Kirchen und leitete Chöre in Frankfurt sowie im Wetterau- und Hochtaunuskreis. Für sein Engagement zeichnete ihn im März 1997 Kardinal und Bischof Dr. Dr. Karl Lehmann mit einer Ehrenurkunde für 25-jährige Organistentätigkeit im Bistum Mainz aus.

Im Juli 2002 überreichte ihm im Auftrag von Bundespräsident Johannes Rau, Bundesbankpräsident Ernst Welteke für „30-jährige, ununterbrochene Tätigkeit im „Ehrenamt zum Allgemeinwohl“ die Verdienstmedaille (das Bundesverdienstkreuz).

Sammler, Musiker, Bauer und Opa

Im März 2012 freute sich der Musiker und Sänger über die Urkunde des Cäcilien-Verbandes-Mainz für 40 Jahre Organistendienst. Noten und Musikinstrumente füllen im Heim der Hutters einen ganzen Raum. Zu den Sammelobjekten, die der Hausherr alle regelmäßig zum Klingen bringt, gehören ein Klavier (1875), ein Hagspielflügel (1901), ein Harmonium von Kleve (1930), ein Harmonium (1900), ein Spinett (1980), eine elektronische Kirchenorgel (1980) sowie drei Hohner Akkordeons in verschiedenen Größen. „Das kleine habe ich vor 20 Jahren im Sperrmüll in Burgholzhausen gefunden.“ Sein erstes Klavier, das 1875 von Müller & Co. in Dresden gebaut wurde, schenkte ihm die Pfarrgemeinde der Frauenfriedens-Kirche.

Der Hobbybauer bewirtschaftet in Burgholzhausen 1,2 Hektar Ackerland und Wiesen und rund um sein Elternhaus im Oberpfälzer Landkreis Cham fünf Hektar Ackerland. In Hessen macht er Heu, baut Futterrüben und Kartoffeln für seine Tiere an. Alles, was er nicht selbst als Futter für seine derzeit vier Bergziegen und acht Kaninchen braucht, findet Abnehmer in der Region. „Es ist alles ungespritzt.“ Heuballen, die er nicht braucht, gehen an den Gnadenhof in Bad Homburg. Die Leidenschaft für die Landwirtschaft, die Liebe zur Natur und Tieren wurde ihm quasi mit in die Wiege gelegt. „Ich bin in die Fußstapfen meines Vaters und meines Opas getreten. Mein Opa hatte Kühe, Pferde und Hasen. Das historische Geschirr für Kühe, die er vor den Wagen oder die Landmaschinen spannte, habe ich noch und benutze es. Bei anderen hängt es im Museum.“ Sein Fitnessprogramm umschreibt er so: „Mein Joggen besteht in 17 Reihen Kartoffel hacken, im Heu mähen und wenden.“

Jörg-Alfons Hutter ist stolzer Besitzer von vier Oldtimer-Traktoren „einen habe ich geerbt, alle anderen selbst gekauft“ und zahlreichen historischen Landmaschinen. Seine Trecker-Sammlung umfasst einen Fendt Farmer 106, Allradtraktor mit Frontlader, Baujahr 1974 mit 65 PS, einen Fendt Farmer 105 HR (Hinterradmaschine) , Baujahr 1977, einen 28 PS starken Deutz D30, Baujahr 1961 sowie einen Güldner Spessart mit 15 PS. „Ihn nutze ich für Rangierarbeiten, für Ausflüge, Oldtimertreffen und für Rundfahrten mit meinen Enkeln. Celina (14), Marlon (9), Philian (5) und Sofie (3) lieben die Fahrten mit dem Trecker über die Felder rund um Burgholzhausen“, freut sich der Opa.

Passend für seine Traktoren hat er alte Landmaschinen gekauft und viele so vor der Verschrottung gerettet. Auf der Wiese hinterm Haus in Burgholzhausen steht ein historischer Gabelwender aus den 1930er Jahren, „der wurde früher mit Pferden gefahren, ich habe ihn für Traktoren umgebaut“. Im Hessenbauer entdeckte er die Anzeige für einen Winkeldrehpflug (1963). „Hergestellt wurde er im 1889 gegründeten und Ende April 2020 geschlossenen Rabe-Werk in Bad Essen. Ich habe ihn vor dem Schrott gerettet.“

Im kommenden Jahr, will der fleißige Burgholzhäuser in den Ruhestand gehen. Und er freut sich auf mehr Zeit für Familie und Hobbys.

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