Ein Preis für die Heldin des Datenschutzes

Bürgermeister Lars Keitel gratuliert Professorin Dr. Antonia Wachter-Zeh zum Johann Philipp Reis-Preis (benannt nach Friedrichsdorfs Telefonerfinder Philipp Reis) für eine herausragende, innovative Veröffentlichung auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik. Foto: fch

Friedrichsdorf(fch). Bei dieser Nachricht hätten 1861 und in den folgenden Jahrzehnten die Drähte des neu erfundenen Telefonapparates sicherlich geglüht. Mit Hilfe der neuen Technik hätte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet, dass eine junge Wissenschaftlerin den mit 10 000 Euro dotierten Johann Philipp Reis-Preis für eine herausragende, innovative Veröffentlichung auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik verliehen bekam.

Vergeben wird die Auszeichnung alle zwei Jahre von den Städten Friedrichsdorf und Gelnhausen, dem Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) und der Deutsche Telekom. Bürgermeister Lars Keitel überreichte den Preis im Rathaus an Professorin Dr. Ing. Antonia Wachter-Zeh. Die 38-Jährige hat an der Technischen Universität München die Professur „Codierung für Kommunikation und Datenspeicherung“ inne. Sie forscht an fehlerkorrigierenden Codes und deren Anwendung in der Datenübertragung, -sicherheit und -speicherung. IT-Sicherheit und Datenschutz sind wichtige Themen angesichts zunehmender Cyberkriminalität, die mit hohen Lösegeldforderungen einhergeht. Die wirtschaftlichen Schäden und durch die Hacker verursachten Ausfälle betreffen alle Lebensbereiche und Branchen. Durch digitale Schadsoftware bedroht sind Firmen, Banken, Versicherungen, Privatpersonen, Kommunen, Krankenhäuser, Infrastruktureinrichtungen und viele weitere Bereiche. Angesichts immer leistungsfähigerer Computer, die auch für kritische Infrastruktur genutzt werden, und dem zunehmenden Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI), ist die Verschlüsselung von Daten, das Schließen von Schwachstellen in Systemen, die Verhinderung von Attacken auf sensible Daten und die Erhöhung von Datensicherheit von enormer Bedeutung. Bürgermeister Keitel bestätigte, dass Cyberattacken auf Kommunen zunehmen. Die Angreifer sind immer da und sind den Attackierten voraus. Mit Phishing-E-Mails öffnen sie die Tore ins System und verschlüsseln Daten. Die Forderung der Hacker lautet: „Geld her oder die Daten sind weg!“ Hinzu kommt, dass während Corona Machbarkeit und Schnelligkeit beim „Home Office“ in vielen Unternehmen wichtiger waren als Sicherheit. Aus den genannten Gründen sind Investitionen in Technik und Know-how ebenso wichtig wie das Forschen für IT-Sicherheit und Datenschutz.

Antonia Wachter-Zeh hat zum Stand der Technik in der Nachrichtentechnik vor allem mit Beiträgen zur Codierungstheorie und Sicherheit beigetragen. Ihre Forschung befasst sich mit Codierung und Kryptographie, mit einem aktuellen Schwerpunkt auf Post-Quanten-Kryptographie, Codierung für DNA und verteilter Datenspeicherung sowie Privacy für codierte Berechnungen mit Anwendung auf maschinelles Lernen. Die Wissenschaftlerin nutzt grundlegende, mathematische Eigenschaften wie algebraische Codes, um aktuelle Probleme in den Bereichen Sicherheit, Datenschutz, Speicherung und Kommunikation zu lösen. Dazu gehört die Beschäftigung mit algebraischen Codekonstruktionen und effizienten Algorithmen zu deren Decodierung. Sie forscht an Codes zur zuverlässigen Speicherung von Daten in nicht-flüchtigen Speichermedien und zur Datenspeicherung in effizienten verteilten Datenspeichersystemen. Auch die Korrektur von „Insertions“ und „Deletions“, sichere Datenspeicherung und wie diese mittels Code-basierten Kryptosystemen erreicht werden kann, auch für „Private Information Retrieval“ fallen in ihr Forschungsgebiet. Antonia Wachter-Zeh leistet mit ihrer Forschung einen zentralen Beitrag, damit wichtige und kritische Infrastruktur vor dem Mitlesen und Datenmanipulationen geschützt und steigende Datenmengen zuverlässig geschützt werden.



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