Reisemobil „Friedzbox“ ersetzt Jugendtreffs

Gute Laune bei der Übergabe des neuen Reisemobil-Jugendtreffs „Friedzbox“ haben (v. l.): Claudia Schünemann, Hans Schilling, Patrick Wohnig, Manuel Vogt, Mathias Feßler und Anne Bergermann sowie Bürgermeister Horst Burghardt. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Der letzte Jugendtreff (JUZ) in Burgholzhausen hat seine Türen geschlossen. Zukünftig sollen in dem Gebäude Kindergartenkinder betreut werden. Die Schließung bedeutet aber nicht das Ende der offenen Jugendarbeit. Sie wurde umstrukturiert und veränderten Bedingungen angepasst. Zukünftig wird ein Wohnmobil mit dem Namen „Friedzbox“ dorthin fahren, wo Jugendliche sich treffen.

Zwar sei Jugendarbeit gesetzlich verankert, aber es bestehe kein Anspruch auf feste Räume, informiert Lisa „Liz“ Singer vom Jugendbüro. Die gebürtige Thüringerin hat in Fulda soziale Arbeit studiert und leitet seit Februar 2019 das fünfköpfige Betreuer-Team. Sie ist unter anderem zuständig für die offene Jugendarbeit und Jugendvertretung.

Vor dem JUZ Burgholzhausen wurden bereits die Räume in Köppern, Seulberg und in der Innenstadt geschlossen. Sie werden mittlerweile anderweitig genutzt. Das breitgefächerte Angebot in den Jugendtreffs stand allen Jugendlichen offen. Es war vor allem für Jugendliche aus finanziell schwächeren Familien attraktiv.

Gründe für die Schließung des JUZ Burgholzhausen gab es mehrere. Zum einen wurde das Angebot zuletzt nur noch von sechs jungen Twens genutzt. Das Jugendbüro-Team mit Erfahrungen in der Jugend- und Jugendverbandsarbeit betreute die Gruppe jahrelang. „Die Betreuer haben zur Gruppe ein enges Verhältnis aufgebaut.“ Was fehlte, war der Nachwuchs. Alle Versuche des Teams, das JUZ wieder zu beleben – teils durch die gezielte Ansprache Jugendlicher – blieben ohne Erfolg. „Es dauert rund eineinhalb bis zwei Jahre, um neue Klientel zu gewinnen.“ Vor allem die veränderten Unterrichtszeiten und die starke Konkurrenz durch Vereine und soziale Medien spielten eine Rolle für das Fernbleiben der Jugendlichen. Zudem befand sich das rund 100 Quadratmeter große JUZ Burgholzhausen mit großem Aufenthaltsraum, Theke, Bühne und Außenbereich in Ortsrandlage. Das war zwar toll für Partys mit lauter Musik und Veranstaltungen, aber die nächste Bushaltestelle und auch die Schule liegen etwa 15 Minuten Fußweg entfernt. Die Jugendlichen konnten nicht spontan einen Zwischenstopp einlegen, sondern mussten gezielt kommen.

Die Bilanz des Teams lautete: „Jugendliche kommen nicht mehr ins JUZ.“ Die Schließung bedeutet aber nicht das Ende der offenen Jugendarbeit. Das Team hat die Jugendarbeit umstrukturiert, den veränderten Bedingungen mit einer mobilen, „aufsuchenden Jugendarbeit“ angepasst. „Wir werden ab Januar die Jugend dort aufsuchen, wo sie sich aufhält. Derzeit läuft eine Sozialraumanalyse in der Stadt. Die Ergebnisse fließen dann in den Fahrplan für das Wohnmobil mit dem Namen ‚Friedzbox‘ ein“, informiert Liz Singer. Ausgestattet ist der mobile Treffpunkt mit Chill-Ecke, Kochnische, Nasszelle, Sitzgelegenheiten für bis zu sieben Personen, Spiel-, Bastel- und Kreativmaterialien sowie Getränken und kleinen Snacks. Das Wohnmobil ist ideal bei Regen und Minusgraden, bietet im Sommer dank einer ausfahrbaren Markise einen schattigen Platz im Freien. Die „aufsuchende Jugendarbeit“ wird das Angebot im Sportpark in den Wintermonaten unterstützen. Das Angebot soll einen niedrigschwelligen Zugang ermöglichen. „Die Jugendliche können einfach vorbeikommen, Zeit verbringen, Freunde treffen, chillen oder an verschiedenen Aktionen teilnehmen.“

„Ich wünsche mir, dass die Jugendlichen sich trauen, uns zu sagen, was und welche Angebote sie sich wünschen, was sie vermissen. Dann werden wir gemeinsam mit ihnen ein Angebot erstellen.“ Die Idee von einer „aufsuchenden Jugendarbeit“ im Reisemobil stieß bei Unternehmerin Bianca Seebald von Wohnmobile United auf Begeisterung. Sie verkaufte der Stadt nicht nur den mit einem Führerschein B zu fahrenden Vorführwagen, Baujahr 2018, für einen günstigen Preis, sondern sie spendete auch die luxuriöse Inneneinrichtung.

Zur Übergabe des Reisemobils „Friedzbox“ in Köppern kamen Bürgermeister Horst Burg-hardt, Claudia Schünemann und die Jugendbüro-Mitarbeiter Patrick Wohnig, Manuel Vogt, Mathias Feßler und Anne Bergermann. Geschäftsführer Hans Schilling wünschte dem Team allzeit gute Fahrt und viel Erfolg mit dem neuen Angebot.

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