Teufelsfratze, Herbstessen und Dekohit

„Kürbiszauber“ auf dem Reinhardtshof. Den Neubürgern Noah (4) und Mila (6) aus der Öko-Siedlung fällt die Entscheidung schwer, welcher Zierkürbis der Schönste ist. Den Einkauf in Begleitung des Papas schließen die beiden mit zwei von Landwirtin Marianne Reinhardt-Pfaff geschenkten großen „Laternenkürbissen“ ab. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Intensiv in der Sonne leuchtende Farben verzaubern im Herbst alle Spaziergänger. Passend zum Farbenrausch hat Mutter Natur den Tisch reich mit leckeren Früchten, Gemüse, Pilzen und Nüssen gedeckt. Besonders beliebt und begehrt Ende Oktober: Der Kürbis, und das aus mehreren Gründen.

Die Vielfalt an Farben, Formen und Sorten von Herbstgemüsen- und früchten und somit auch des Kürbisses spiegelt sich ebenfalls im Angebot des Hofladens der Familie Reinhardt wider. Herbst ist nicht nur die Lieblingsjahreszeit von Landwirtin Marianne Reinhardt-Pfaff, sondern ebenso die des „Kürbiszaubers“ auf dem Burgholzhäuser Bauernhof. Schon beim Betreten des Hofs leuchten den Kunden rote, orange, gelbe, grüne, grüngelbgestreifte, grünweiße und weiße Kürbisse entgegen. „Wir bauen auf einer Fläche von mehr als einem Hektar 15 verschiedene Sorten Kürbisse, davon vier Sorten Zierkürbisse, an. Den größten Teil vermarkten wir direkt ab Hof in unserem Bauernladen. Zusätzlich beliefern wir mit unserer Kürbisernte als Landmarktbetrieb 15 Rewe-Märkte und einige Gemüsehändler in der Region“, informiert Marianne Reinhardt-Pfaff.

Kürbisliebhaber kommen auf dem Hof absolut auf ihre Kosten, denn die Fülle an Speise- und Zierkürbissen ist groß. Kunden auf deren jahreszeitlichem Speisezettel Kürbisse stehen werden ebenso fündig wie alle, die sich eine Kürbisvielfalt zum Dekorieren wünschen. Zu letzteren gehören die Geschwister Noah (4) und Mila (6). Die jungen Neubürger aus der Öko-Siedlung sind mit ihrem Papa zum Einkaufen gekommen. Die Kinder unterziehen die Zierkürbisse einer eingehenden Inspektion. Soll es ein runder oder lieber ein birnenförmiger Kürbis sein, lautet die schwierig zu beantwortende Frage. Auf ihrem Einkaufszettel stehen allerdings große „Laternenkürbisse“ und keine, kleinen Zierkürbisse. Mit Hilfe von Marianne Reinhardt-Pfaff werden sie fündig, und so steht dem Schnitzen von Kürbislaternen nichts mehr im Weg. „Beim Aushöhlen der großen, runden und orangen Kürbisse können die Kinder die Natur erfühlen.“ Die Laternenkürbisse sind vor allem zu Halloween sehr beliebt. Der Brauch, Laternen aus Kürbissen zu schnitzen, geht auf Legenden der Kelten zurück. Als ein Bösewicht namens Jack gestorben war, verwehrte ihm Gott den Zugang zum Himmel. Doch auch in der Hölle war Jack nicht willkommen, denn er hatte den Teufel zu Lebzeiten übers Ohr gehauen. Mit einem Stück Kohle, das er in eine ausgehöhlte Rübe legte, machte sich Jack auf die Suche nach einem Ort, an dem er bleiben konnte. Aus dieser Legende leiteten die Menschen den Glauben ab, dass ein brennendes Stück Kohle in einer Rübe die Macht habe, den Teufel und böse Geister fernzuhalten.

Kontakte ins Reich der Toten

Halloween hat seinen Ursprung in Irland. Am heidnischen Samhainfest feierten die Kelten ihre Ernte, den Beginn der kalten Jahreszeit und den Start in ein neues Kalenderjahr. Sie glaubten, dass es an diesem Tag Kontakte in das Reich der Toten geben kann. Der Legende nach ziehen die Toten auf der Suche nach den Lebenden, die im nächsten Jahr sterben sollen, durch die Straßen. Zur Abschreckung der bösen Geister verkleideten sich die Menschen mit furchterregenden Kostümen und spukten selbst bei Nacht durch Dörfer und Städte. Sie zündeten große Feuer an, die böse Geister fernhalten sollten. Und sie stellten vor die Häuser kleine Gaben („treats“), die die Geister besänftigen und von Untaten abhalten sollten. Heute spuken an Halloween kostümierte Kinder mit dem Schlachtruf „Süßes oder Saures!“ durch die Nachbarschaft und Erwachsene feiern Grusel-Partys. Diese entwickelten sich an Halloween erst, als irische Einwanderer den Brauch im 19. Jahrhundert nach Amerika brachten.

Wichtig für die Qualität, das Aussehen, Geschmack und die Haltbarkeit aller Kürbisse ist der Erntezeitpunkt. Wenn beim Gang über den Acker der Blick auf Blätter mit Mehltau fällt, diese sich aufrollen, und die Kürbisse leuchten in allen Farben, dann nähert sich der Erntezeitpunkt. „Das ist ein schöner Moment, vor allem am frühen Morgen, auf den ich mich das ganze Jahr über freue. Geerntet wird ab Mitte September, wenn die Stiele verholzt sind. Kürbisse sind ein Lagergemüse. Speisekürbisse halten sich bis Januar“, sagt die Landwirtin. Die Aussaat des Kürbisgewächses, dessen Früchte große Beeren sind, beginnt nach den Eisheiligen. „Kürbisse dürfen keinen Frost abbekommen.“ Die lehmigen Böden in der Region halten die für das Wachstum der Kürbisse wichtige Feuchtigkeit im Boden. „Der Regen hat den Kürbissen gutgetan.“ Bei den Speisekürbissen ist die Sorte „Hokkaido“ mit ihrem sanften Aroma und der einfachen Verarbeitungsweise, sie kann in der Küche mit Schale verarbeitet werden, der Renner. „Die orangen Schalen können mitverarbeitet werden, geben der Suppe eine schöne Farbe.“ Beliebt in der Kürbisküche ist ebenso der buttrig-nussig schmeckende „Butternut -Speisekürbis“, der geschält wird. Dagegen sei der Muskatkürbis mit seinem intensiven, leicht säuerlichen Geschmack mehr etwas für den Kenner. Er hat zum Erntezeitpunkt eine grüne Farbe, die sich mit fortschreitender Reifung in grünbraun verwandelt. Ideal für die Zubereitung von Marmelade und Chutneys ist die Sorte „Roter Zentner“ wegen ihres recht süßen Geschmacks. Die genannten Sorten sind nur ein kleiner Auszug aus der Vielfalt des frisch auf den umgebenden Feldern des Bauernhofes geernteten Gemüse-Angebotes.

!Geöffnet hat der Hofladen der Familie Reinhardt in Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Ober-Erlenbacher Straße 100, von dienstags bis freitags von 9 bis 13 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 13 Uhr.



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