Willkommensgrüße und Abschiedssalven

Powerfrau Mirja Boes verbreitet mit dem „Messie Mambo“ Tanzstimmung im Saal. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Beim Abschied leise „Servus“ sagen is nich bei Mirja Boes. Zumal bei ihrem Auftritt im Forum vergangenes Wochenende auch nicht wirklich klar war: Ist es jetzt ein Abschied oder ein Willkommen-heißen, heißt es „Hallo“ oder „Auf Wiedersehen“? Auch egal. Hauptsache Spaß. Und den hatten alle bei der Show der Komikerin und ihrer Band Honkey Donkeys.

Das Forum in Köppern war eine Station der Good-Bye-Tour „Auf Wiedersehen Hallo – Die Willkommenabschiedrevue“ von Mirja Boes. Mit dem Blick ins Publikum präsentiert sie gleich zu Beginn mit „Die Maske hat dich schön gemacht“ ihren ersten Hit. Begleitet wurde die vielseitige Künstlerin, die als Comedian, Sängerin, Moderatorin, Schauspielerin und Buchautorin Erfolg hat, von der Band Honkey Donkeys. Die sechs Musiker sind voll mit ins Programm eingebundenen. Sie zeigen in Promipersiflagen ihre Gesangskünste und schauspielerischen Talente. Zu den Abschiedsgeschenken der Band „auch, wenn wir nur so tun“, gehören Gastauftritte bekannter Sänger. Da schmettern die Wildecker Herzbuben „Herzilein, du musst nicht, traurig sein“. Nach den Volksmusikstars gehört die Bühne gleich vier weiteren Superstars der Musikszene. Alle interpretieren augenzwinkernd Mirja Boes’ vor zwei Jahrzehnten veröffentlichten Smash-Hit: „20 Zentimeter, nie im Leben, kleiner Peter”. Zur Gaudi der Fans geben sich Elvis Presley, Udo Lindenberg, Rammstein Sänger Till Lindemann und Tenor Luciano Pavarotti die Ehre. Mit den Persiflagen lockern die Musiker die Improvisations-Comedy von Mirja Boes gekonnt auf. Auch das Publikum sowie die beiden Polizisten im Saal werden von der Künstlerin immer wieder in das Programm ihrer „definitiv letzten Abschiedstour“ eingebunden.

Damit sie ihre Fans auch sehen kann, läßt sie die Techniker mehrmals das Licht im Saal anschalten. Der darauffolgende „Messie Mambo“ ist ein Song zum Tanzen. Frage an die Polizisten: „ Darf das Publikum tanzen?“ Nein, durfte es nicht. Das übernahm dann für alle im flirrenden Licht der Discoscheinwerfer die Künstlerin. Während des Lockdowns habe sie feststellt, dass „Schule gar nicht so schlecht sei, erzählt die Mutter zweier Söhne: „Weil dann die Kinder acht bis neun Stunden weg sind. Jetzt sind alle zu Hause.“

Darmspülung und Damenbart

Das Programm ihrer Comedy drehte sich vor allem rund um die „kleinen, großen, schrecklich-schönen und leider lustigen Comebacks des Lebens, denen oft der Verlust der Würde vorausgegangen ist“. Die Frage „Gibt es schöne Abschiede?“, beantwortete Mirja Boes anhand mehrerer Beispiele, womit sie zeigte, wie „der Abschied von der eigenen Würde, den man mehrmals täglich durchläuft“ aussieht. Die Bandbreite reichte vom Friseurbesuch mit Haarschnitt und Damenbartentfernung über Darmspülungen bis zu ihrer ersten Menstruation mit 13 Jahren. Anschaulich schilderte die in einer Kleinstadt aufgewachsene und im katholischen Glauben erzogene Mirja Boes, welche Gefühle und Ängste die erste Regelblutung bei ihr ausgelöst hat. Und wie das Tragen von Binden und Tampons war. Worauf sie ihren Song „Ich werd zum wilden Tier, denn ich menstruier‘“ folgen ließ.

Zwischen ihren Liedern wie etwa „Mir scheint die Sonne aus dem Arsch“ oder „Mit Männernamen“ erzählt sie Geschichten aus ihrem Leben. Sie verrät die Wünsche ihres Freundes, die da lauten: „Klavierspielen, Singen und Reiten lernen“ sowie ihre Neigung, bei Filmen, aber auch bei Werbung oder bei ihren Lieblingssongs zu weinen. Mit dem Paradebeispiel „Männerschnupfen, raffte ihn dahin“, nahm sie gekonnt die Wehleidigkeit des vermeintlich starken Geschlechts auf die Schippe. „Ich bin zwar auch krank, aber ich nehm‘ mein Schicksal an, denn Männer leiden härter als jede Frau das kann“. Auf der Bucketlist (Wunschliste) der Künstlerin standen Wünsche wie sich ein Tattoo stechen zu lassen – natürlich den Klassiker „Arschgeweih“ und dem Spruch „Publikum for ever“ – mit Delfinen zu schwimmen „ Delfine sind böse“ oder mit Inline-Skatern durch Buenos Aires zu laufen. Für Eric im Saal sang sie ihr Liebeslied „Ich pinkel deinen Namen in den Schnee“ und appellierte an alle „Das Leben soll eigentlich schön sein“. Zum Schluss wurde es mit dem ihrem verstorbenen Vater gewidmeten Song „Du würdest weinen, wenn ich nicht lach‘“, richtig privat.

Texte akustisch kaum zu verstehen

Die Hygiene- und Abstandsregeln wurden bei der Veranstaltung optimal umgesetzt. Allerdings hätte es angenehmer für das Publikum sein können, wenn die Musik etwas leiser aus den Lautsprechern gekommen wäre. So hätten sicher auch alle die Texte besser verstehen können. Die Fans von Mirja Boes und die Honkey Donkeys waren jedoch zufrieden mit der Abschiedsrevue. Wenn es denn dann eine war...Bestens gelaunt verließ das Publikum das Forum.

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