Eine erneuerte Behausung für Forschergeist und Geschichte

Friedrichsdorf (fch). Großer Bahnhof für die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn-Rancke (B90/Die Grünen) bei der Neueröffnung des sanierten, erweiterten und neu gestalteten Philipp-Reis-Hauses. Bürgermeister Lars Keitel, sein Vorgänger Horst Burghardt, Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerd Brücks, Museumsleiterin Dr. Erika Dittrich, Geschäftsführerin Christina Reinsch und Museumsberaterin Heike Heinzel vom Museumsverbandes Hessen, zahlreiche Vertreter aus dem Kulturamt, Vereinen, Schulen, Kirchen und Organisationen sowie interessierte Bürger begrüßten die Ministerin in der Hugenottenstadt. Museumleiterin Dittrich stellte beim Blick auf die vielen Eröffnungsteilnehmer erfreut fest: „Ein lebendiges Museum lebt von Besuchern.“ Das Interesse am Museum mit der neuen Abteilung „Hugenotten“ sei groß, bereits 15 Gruppen sahen sich die Ausstellung an.

Auch Ministerin Dorn-Rancke tauchte unter sachkundiger Führung von Dr. Dittrich tief in das Leben und Schaffen des Erfinders Philipp Reis, die Anfänge der Stadt Friedrichsdorf als Hugenottensiedlung, die Wirtschaftsgeschichte mit Färberei, Strumpfherstellern und -händlern, Hutproduktion, Zwieback- und Kindernahrungsherstellern ein. Und sie hatte das Glück bei ihrem Rundgang gleich mehrere historische Persönlichkeiten wie Spielbankbesitzerin Marie Charlotte Blanc (Ann-Kathrin Kunz) und Antoine Privat (Michael Greßler) sowie mit Eugen Privat einen Nachfahren der Friedrichsdorfer Hugenotten zu treffen. Eugen Privat präsentierte den Stammbaum seiner Hugenottenfamilie, der bis ins Jahr 1637 zurückreicht. Hypolit Privat begründet 1706 den Friedrichsdorfer Familienzweig. Spielbankbesitzerin Marie Charlotte Blanc, geborene Hensel, verteilte großzügig Schecks an die Besucher und Antoine Privat, den Michael Greßler vom Museumstheater im Freilichtmuseum Hessenpark, Stimme und Aussehen verlieh, schilderte anschaulich seine entbehrungsreiche Flucht zusammen mit seinen zehn Geschwistern aus Frankreich und wie er als Strumpfhändler „in der kleinen Ortschaft Friedrichsdorf“ zu Ansehen und Besitz kam. Manfred Fels von der Burgspielschar Burgholzhausen führte als Zwieback Bäcker in die Wirtschaftsgeschichte ein. Hergestellt haben das weltweit exportierte Knuspergebäck in der Stadt bis zu 20 Fabrikanten. Auch Färber und Strumpfhersteller, Nudelfabrikanten wie Henry Frederic Pauly und Theodor Haller sowie Bäcker, Konditor und Babynahrungshersteller „Milupa“ Emil Louis Pauly machten neben dem Universalgelehrten Edouard Desor und Telefonerfinder Reis mit ihren Erfindungen, Entdeckungen und Produkten die Hugenottenstadt in aller Welt bekannt. Alle, die wie Ministerin Dorn-Rancke mehr erfahren möchten, sind bei Dr. Erika Dittrich im Philipp-Reis-Haus richtig.



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