Bürgermeisterin Bannenberg verabschiedet – Nachfolger Ciesielski vereidigt

Bürgermeisterin Brigitte Bannenberg mit Entlassungsurkunde Foto: Puck

Glashütten (pu) – Knapp acht Wochen nach der in der Stichwahl mit lediglich 46 Stimmen Unterschied entschiedenen Bürgermeisterwahl fanden im Rahmen einer Sitzung der Gemeindevertretung in der Sporthalle mit coronabedingt reduzierter Zahl an geladenen Gästen sowohl die öffentliche Verabschiedung der unterlegenen bisherigen Bürgermeisterin Brigitte Bannenberg (parteilos) als auch die Vereidigung ihres Nachfolgers Thomas Ciesielski (CDU) statt.

Hinsichtlich des etwas mehr als zweistündigen Festakts sprach der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Matthias Högn (CDU), von einer „gewissen Gratwanderung“ und gefundenem „Kompromiss“, der einerseits dem von der Hessischen Gemeindeordnung geforderten öffentlichen Rahmen Rechnung trug, andererseits die nach wie vor zwingend gebotene Vorsicht gewährte. In diesem Zusammenhang brachte er sein Bedauern zum Ausdruck, weil unter diesen besonderen Umständen Vereinsvorsitzende außen vor bleiben mussten.

Harter Gang

Unabhängig davon war dieser Abend für die bisherige Verwaltungschefin Brigitte Bannenberg ein harter Gang. „Diese Abschiedsrede zu halten, ist für mich eine emotionale Angelegenheit, und daher kann ich nicht garantieren, dass meine Augen trocken bleiben“, bat sie die Anwesenden vorsorglich um Nachsicht. Eine Niederlage sei an sich schon bitter, diese derart knappe und vor allem nach aus ihrer Sicht sehr guter Arbeit „hat mich persönlich hart getroffen.“ Ihr Dank galt an dieser Stelle allen, die ihr im Nachgang der Wahl Trost, Anerkennung oder Blumensträuße zukommen ließen – die letzte Phase eines Amtes, das sie trotz aller Widrigkeiten und teils hoher zu überwindender Hürden mit Herz, Seele und hohem Krafteinsatz gelebt habe.

Seit ihrem Amtsantritt im Februar 2015, als es ihrer Auffassung nach aufgrund der politischen Situation in Glashütten höchste Zeit gewesen sei, als parteilose Bürgermeisterkandidatin für eine sachorientierte und unabhängige Gemeindearbeit zu stehen, sei bis zum jähen Ende „gemeinsam viel erreicht, gefeiert, gelacht oder geweint worden.“ Als Belege für Erfolge nannte die 58-Jährige unter anderem die geringe Verschuldung, die optimierte technische und personelle Ausstattung der Feuerwehr, die vorangetriebene Digitalisierung und das neu strukturierte Gemeindearchiv. Des Weiteren lenkte sie den Blick auf herausragende Festivitäten (10 Jahre Limes Weltkulturerbe der UNESCO, 40-jährige Partnerschaft zu Caromb) und kleinere wie Vereinsfeste oder Weihnachtsfeiern.

An Ausnahmesituationen blieben neben den Flüchtlings-, Klima- und Pandemiekrisen unfassbare traurige Momente in Erinnerung, darunter der viel zu frühe Tod des Gemeindebrandinspektors Lothar Müller oder die furchtbare Gewalttat am Frankfurter Hauptbahnhof, durch die ein achtjähriger Junge der Gemeinde aus dem Leben gerissen wurde.

„Gemeinschaft braucht man an allen Stellen des Gemeinwesens“, unterstrich Bannenberg. In ihren innigen Dank für Zusammenarbeit und Rückhalt schloss sie sowohl die eigene und die kommunale Familie als auch die Verwaltungsmitarbeiter und engen Wegbegleiter und die Vereine und Bürger ein, die hier nicht nur leben, sondern sich persönlich einbringen.

Wie die scheidende Bürgermeisterin einräumte, „wäre ich natürlich sehr gerne geblieben, doch nun ist es jedoch, wie es ist“. Sie habe „alles dafür getan, um meinem Nachfolger einen Überblick zu verschaffen und übergebe mitten im Lauf den Staffelstab in der Hoffnung, dass Thomas Ciesielski die begonnenen Projekte zu Ende bringt und wünsche ihm dabei viel Erfolg, gute Nerven, Spaß an der Arbeit und alles Gute“!

Nachdem Brigitte Bannenberg aus den Händen Högns als Abschiedsgeschenk der Gemeindevertretung einen Gutschein für ein Essen in einem Unterwasser-Restaurant in Koblenz entgegengenommen hatte, verlas und überreichte Thomas Ciesielski die Entlassungsurkunde. Abschließend zollte das Auditorium der scheidenden Bürgermeisterin mit langanhaltendem Applaus Respekt und Anerkennung.

Antrittsrede

Im nächsten Schritt des Wechselprozederes war es wiederum Bannenberg, die ihrem Nachfolger die Ernennungsurkunde zum hauptamtlichen Bürgermeister aushändigte. „Ich bin Ihr neuer Bürgermeister der Gemeinde Glashütten und Ihr neuer Ansprechpartner. Dieser Verantwortung bin ich mir bewusst und freue mich auf die Aufgabe“, begrüßte der „Neue“ auf dem Rathauschefsessel, der sein Amt offiziell am 1. Juni übernimmt, in seiner Antrittsrede die Festaktgäste.

Einleitend skizzierte er die schwierige Situation zum Start seiner Anwartschaft für diese leitende Funktion in der Stadtverwaltung, die erst Ende November letzten Jahres nach dem aus persönlichen Gründen vollzogenen Rückzug des vorherigen CDU-Kandidaten zur Option geworden war. Den ihm zur Seite Stehenden wäre bewusst gewesen, dass sowohl aus Zeit- als aus Pandemiegründen kein „konventioneller Wahlkampf“ machbar war. Umso dankbarer sei er allen, die ihn auf diesem letztendlich erfolgreichen Weg – einem „sehr spannenden, aber auch anstrengenden Wahlkampf“ – halfen und es weiterhin tun; angefangen von seiner Familie bis zu politischen Freunden und Weggefährten: „Ihr habt es durch Eure Unterstützung geschafft, dass ich hier heute am Rednerpult stehe!“

Sportsmann

Allen Kritikern hielt er entgegen, sein Wahlkampf sei sachlich und themenbezogen gewesen. „Das möchte ich hier nochmals explizit betonen, da auch nach der Wahl an der ein oder anderen Stelle anderslautende Meldungen zu lesen waren. Ich bin Sportsmann und habe mich im gesamten Wahlkampf gegenüber politischen Mitbewerbern absolut korrekt verhalten. Wichtig war mir, den Wahlkampf mit einem eigenen Programm als Alternativangebot zu präsentieren, und das ist uns gut gelungen.“

Jene Wähler, die ihm nicht das Vertrauen schenkten, wolle er gerne in den kommenden Jahren überzeugen.

Bürgermeisterin Bannenberg dankte der 54-Jährige für den „weitestgehend fairen Umgang miteinander“ und die Zeit, die sie sich in den letzten drei Wochen genommen habe, um ihm die wesentlichen Vorgänge ausführlich und gewissenhaft zu übergeben. „Das sah nach der Verkündung des Wahlergebnisses zuerst anders aus, aber man sagt ja, die Zeit heilt alle Wunden.“

Blick nach vorne

Beim nunmehr zwingend notwendigen Blick nach vorne nahm er nicht minder die Kolleginnen und Kollegen des Gemeindevorstandes und der Gemeindevertretung in die Pflicht: „Die CDU Glashütten und ich sind angetreten, um ein besseres und faires politisches Klima zu leben, und so möchte ich meine ganze Erfahrung zum Wohl der Gemeinde Glashütten einbringen.“ Das Gebot der Stunde könne nur heißen, bei allen politischen Gegensätzen und sicherlich auch kontroversen Diskussionen müsse politisches und soziales Engagement in der Stadt dennoch Spaß machen.

Bürgermeister aller Menschen

Als für gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit stehender „Bürgermeister aller Menschen in Glashütten und das über Parteigrenzen hinweg“ warb der neue Verwaltungschef, sich auf den Wechsel einzulassen, der für alle Chancen für die beginnende Arbeit, explizit die Zukunftsgestaltung der Gemeinde, biete: „Gemeinsam heißt für mich, mit Ihnen im Dialog Probleme zu erkennen und gemeinsam die besten Entscheidungen für die Gemeinde Glashütten zu treffen.“

Damit war in puncto Ciesielski am Herzen liegender Bürgerbeteiligung der Bogen zu den künftig in Zusammenarbeit mit dem Gemeindevorstand organisierten, bereits angekündigten runden Tischen in den Ortsteilen geschlagen. „Generell bin ich der Meinung, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern die Themen transparent und offen vermitteln sollten. Denn nur so ist sichergestellt, dass alle den gleichen Kenntnisstand erlangen können und auch mitgenommen werden.“

Als kleine Gemeinde im Taunus lediglich ein winziger Punkt auf dem Globus, ist Glashütten logischerweise dennoch nicht vor Auswirkungen internationaler Ereignisse gefeit, etwa durch das sechstägige Festsitzen des mit Waren aus Asien für Europa bepackten Containerschiffs „Ever Given“ Mitte März im Suezkanal. Im Detail spielte der Bürgermeister auf Mikrochips, Halbleiterplatinen, Teile für die Automobilindustrie oder Baumaterialien wie Rigipsplatten oder Isolierplatten für Hausverkleidungen an, die nicht nur verspätet ankämen, sondern zusammenfallend mit der gestiegenen Nachfrage und der Verknappung des Angebotes nur noch zu dramatisch gestiegenen Preisen erhältlich seien.

Zu einem Zeitpunkt vieler Projekte in der Umsetzungsphase „sehen wir uns jetzt unerwartet in einer Inflationsspirale, was die Baukosten angeht – teils mit 50-prozentigen oder größeren Preissprüngen bei Isolierplatten oder Aluminiumprofilen und Ähnlichem seit September 2020“, redete er Klartext.

Als Beispiele nannte er die Fliesen für die Duschen im Schwimmbad, die nicht mehr rechtzeitig ankommen, oder das Holz für die neuen Balken des Daches der Mehrzweckhalle, das sich drastisch verteuere, weil sehr viel Bauholz nach China exportiert werde, da dort die Wirtschaft um 14 Prozent im Jahr wachse.

Qualität vor Quantität

„Aus diesem Grund müssen wir manche Projekte neu bewerten und die Planungen eventuell anpassen. Denn eines ist wichtig: Alle Projekte müssen im Rahmen des finanziell Möglichen sein, und die Umsetzung darf die Gemeinde Glashütten nicht überfordern“, gab er die künftige Richtung vor. Dazu die aktuell alles andere als in Gänze abschätzbaren Konsequenzen der derzeitigen Coronapandemie, der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg. Dem Rechnung tragend sei es unter Umständen je nach Entwicklung der Einnahmesituation notwendig, die „vielen großen Projekte so zu priorisieren und strukturieren, dass sie zum einen unsere Liquidität nicht überfordern und zum anderen auch von einer solch kleinen Verwaltung bearbeitet werden können. Und zwar so, dass auch etwas Vernünftiges dabei rauskommt, denn Qualität geht vor Quantität.“

Oben auf der Agenda

Neben dem bereits im Vorfeld ausführlich vorgestellten Programm zum kommunalen Klimaschutz (wir berichteten) stehen für Bürgermeister Thomas Ciesielski angesichts der deutlichen Zunahme von Homeoffice und Digitalisierung die daraus resultierenden Hausaufgaben, sei es die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur, die Sicherstellung einer guten Nahversorgung im Ort – auch in Schloßborn – oder die Verbesserung des ÖPNV-Angebots, auf der Agenda. Er stellte in Aussicht, im Dialog mit dem Hochtaunuskreis, dem Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) auf einen optimierten, bedarfsgerechten Anschluss der Gemeinde an den Kreis zu drängen, vor allem bei den Schulbusverbindungen nach Königstein. Darüber hinaus brachte er flexiblere Verbindungen mit kleinen Shuttle-Bussen zwischen den Ortsteilen ins Spiel. „Das macht ein Stück Lebensqualität aus, wenn wir Feste besuchen und dann vom Bus nach Hause gefahren werden.“

Verwaltung

Als Erstes nach seinem Amtsantritt stünde jedoch das Thema „Verwaltung“ samt Mitarbeitergesprächen, Überprüfung der Abläufe, Motivation der bestehenden Mannschaft und gemeinsam geplanter Umstrukturierung zu einem modernen Dienstleister an. Hierbei spiele auch die Digitalisierung eine wesentliche Rolle.

Ziel sei die Einführung eines Onlineangebots parallel zu dem bestehenden vor Ort. Die Vision beinhalte – unter Einbindung der Mitarbeiter – eine Umgestaltung des Bauhofs zu einem modernen Wertstoffhof. Ciesielski bezeichnete es als „wichtig und richtig, sich eine eigene Verwaltung leisten zu können“ – Wachstum der Gemeinde sei dabei unabdinglich. Denn nur so könnten Kosten durch Einnahmen aufgefangen und ein vernünftiger Servicelevel in der Verwaltung geschaffen werden.

Vereinsleben

Nach Aussage des Christdemokraten wird die Umgestaltung der Mehrzweckhalle in eine Kulturhalle mehrere Monate dauern. Hierzu werde er sich mit den betroffenen Vereinen abstimmen und so einen möglichst guten Starttermin finden. Insgesamt will Thomas Ciesielski die Vereine und die damit verbundene ehrenamtliche Arbeit als Herzstück der Gemeinde mehr in den Vordergrund stellen. Dabei müsse die Gleichbehandlung aller Vereine zum Grundkonsens und mittels eines auszuarbeitenden Zukunftskonzepts genau die zukünftige Förderung definiert werden.

Last not least richtete der neue Bürgermeister das Scheinwerferlicht auf die Feuerwehren. Bei aller Freude, dass die außergewöhnlich vielen freiwilligen Einsatzkräfte die Gemeinde überregional bedeutend machten, sei es von elementarer Wichtigkeit, sich stärker um die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr zu kümmern.

Ganz abgesehen davon, dass die Homeofficearbeitsplätze unter Umständen neue personelle Perspektiven zur aktiven Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger in der Feuerwehr böten, müsse die Gemeinde auch sicherstellen, dass die Feuerwehrleute mit adäquaten Mitteln und Material ausgestattet sind, „um möglichst gefahrlos ihren gefährlichen Dienst, zu unser aller Schutz, zu betreiben.“

Thomas Ciesielski versprach: „Viele Bürgerinnen und Bürger erkennen, dass sich etwas ändern muss. Meine Kernkompetenzen sind strategisches Denken, Weitblick, gute teamorientierte Führung der Mitarbeiter, analytisches kaufmännisches Denken und Durchsetzungsstärke. Deshalb haben Sie mich zu Ihrem neuen Bürgermeister gewählt, der Verantwortung möchte ich mich nun stellen.“

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