Johann Seidel von der Eichendorff-Schule forschte zum Thema Organische Elektronik

„Auch Merck ist ein Erfinderlabor“, betonte Frank Gotthardt. Ob Global Player oder Schülerteam: „Man darf seinen Entdeckergeist niemals verlieren“, sagte der Leiter der Abteilung Public Affairs beim internationalen Pharma- und Chemiekonzern. Am Stammsitz Darmstadt begrüßte Gotthardt am Freitag 16 leistungsstarke Oberstufenschüler zur Abschlussveranstaltung des 18. Erfinderlabors. Rund 200 Zuhörer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik erlebten Jungforscher, denen es an Motivation und Wissensdurst wahrlich nicht mangelt.

Seit zehn Jahren bietet das Zentrum für Chemie (ZFC) hessischen Top-Schülern regelmäßig die Chance, sich außerhalb des Unterrichts mit spannenden Zukunfts- technologien zu beschäftigen. Thema des einwöchigen Workshops war diesmal der Komplex Organische Elektronik. Jeweils acht Schülerinnen und Schüler nahmen die Herausforderung an. In vier Teams entwickelten sie kreative Forschungs- ideen und innovative Lösungswege. Unter anderem ging es um neuartige OLED- Materialien (Organische Leuchtdioden) für die Anwendung in revolutionären Hochleistungsdisplays.

Seit 2005 hat das Zentrum für Chemie 288 Oberstufenschülerinnen und -Schülern aus über 100 hessischen Schulen einen intensiven Dialog mit Wissenschaft, Hochschule und Industrie ermöglicht.

Allein im laufenden Schuljahr hatten sich mehr als 250 Schüler aus 80 Schulen für drei Workshops beworben, wie Projektleiter Patrick Röder mitteilt.

Mit Spannung erwarteten die Gäste den Auftritt der Schülerteams, die sich in Darmstadt binnen kürzester Zeit in ein hoch komplexes Thema eingearbeitet hatten. Sie verglichen unter anderem die Funktionsweise unterschiedlicher Flüssigkristalle und beschäftigten sich mit organischen Halbleitern für Feldeffekttransistoren. Besonders spannend war die Frage nach der weiteren Optimierung flexibler Displays für Mobiltelefone und Fernsehgeräte.

„Das Erfinderlabor bot mir eine wunderbare Möglichkeit, einmal genau das zu tun, was im normalen Unterricht nicht möglich ist: In einem richtigen Labor zu arbeiten und die Methoden praktisch anzuwenden, die in der Schule meist nur theoretisch behandelt werden“, zeigte sich Johann Seidel von der Eichendorff-Schule begeistert. „Darüber hinaus fand ich es sehr interessant, am alltäglichen Leben der TU Darmstadt teilnehmen zu dürfen.“

Nach einer Einführung in die „organische Elektronik“ durch Professor Dr. Matthias Rehahn und einer Werksführung bei Merck experimentierten die Schülerinnen und Schüler drei Tage lang in den Laboren des Fachbereichs Chemie der Techni- schen Universität Darmstadt, wo sie von vier Mitarbeitern des Arbeitskreises intensiv betreut wurden. Professor Rehahn, Fachgebietsleiter Makromolekulare Chemie der Polymere, lobte den Wissensdurst und die Begeisterung, die die Teilnehmer des Erfinderlabors mit an die Uni gebracht haben. Als weltweit marktführender Hersteller von Flüssigkristallen ist Merck ein idealer Partner für das ZFC.

Neben dem technologischen Fortschritt lag den Wissenschaftlern auch die erfolgreiche Vermittlung von Naturwissenschaften im Schulunterricht am Herzen. Professor Amitabh Banerji (Universität zu Köln) plädierte für mehr praxisnahe Unterrichtsmodule und Konzepte, die komplexe Themen nicht nur oberflächlich behandeln.

Die Abschlusspräsentationen wurden von einer Expertenjury kommentiert. Am Ende überreichte das ZFC Sonderpreise des Magazins Spektrum der Wissen- schaft. Vier Jungforscher freuten sich über die Teilnahme an einem Talentförder- programm der Fraunhofer-Gesellschaft.

Das Erfinderlabor wird seit 2005 vom Zentrum für Chemie mit Sitz in Bensheim an der Bergstraße organisiert. Das Projekt greift Themengebiete auf, die im Unter- richt nicht vorkommen oder nur partiell behandelt werden können.

Die Zusammenarbeit mit Industrie- und Hochschulpartnern ermöglicht Schülerinnen und Schülern einen Zugang zu aktuellen Forschungsthemen und - methoden und vermittelt darüber hinaus einen Eindruck von zukünftigen Arbeits- gebieten im MINT-Umfeld.

Das Erfinderlabor ist Teil der ZFC-Initiative “Schule 3.0 – Zukunftstechnologien in den Unterricht“.

Dem gleichnamigen Schulnetzwerk gehören mittlerweile 21 hessische Schulen mit gymnasialer Oberstufe und die Deutsche Schule Seoul an. Im aktuellen Schuljahr findet ein weiteres Erfinderlabor zum Thema Biotechnologie statt.

Text und Foto: Merck



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