Küss die Hand, gnädige Frau

Dieser Tage beim Besuch der Alten Oper in Frankfurt beobachtet und registriert: Zwei älteren Damen wurden von einem noch älteren Herren die Hand zur Begrüßung geküsst. Form gewahrt. Das Parfum der Dame vor uns: Sehr eindrucksvoll, gelinde gesagt. Eigentlich: Eher zu reichhaltig.

Das Gespräch zweier Herren, die sich kontrovers, aber trotzdem sehr zivil über einen Sitzplatz unterhielten wurde dadurch beendet, indem der eine in der Jackentasche doch die richtige Eintrittskarte mit der Platznummer fand. Den Platz hatte er mit der Karte vom Konzert vorher gesucht... Dann die Dame eine Reihe schräg vorn: Gut zwanzig Minuten oder so jagte sie während Beethovens Violinkonzert D-Dur mit Hilfe des moderne Smartphones, oder wie das moderne IT-Spielzeug heißt, eine SMS in die Welt hinaus und ließ die Finger lebendig auf der Tastatur spielen. Dass dies für andere als störend empfunden wurde, wollte sie eigentlich erst nicht einsehen: Das Gerät macht doch keinen Lärm, das Argument. Und schließlich: Der etwas jüngere Herr drei Sitze weiter sollte sich mal die Polypen in der Nase kontrollieren lassen. Dann würde er vielleicht beim Atmen auch nicht zu schnauben. Und schließlich: Bevor der letzte Tone von Tschaikowskys „Pathetique“ verklungen war, jagten die ersten schon wieder aus dem Saal.

Ach, nun sollten wir eigentlich sagen: Es hat uns alles nicht gefallen: Bestimmt nicht: Es war ein großartiger Konzertabend.



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