Naturbetrachtungen aus Kelkheim und Umgebung Der Aurora-Falter auf Kelkheims Wiesen

Das ist schon ein etwas ungewöhnlicher Sommer. Mal richtig warm, mal wieder sehr kühl mit schweren Gewittern, an Abwechslung mangelt es beim Klima aktuell nicht. Aber der vergangene Winter hat den Insekten nicht gefallen. Zu milde Temperaturen führen dazu, dass die Winterstarre nicht so lange anhält und die Tiere dann regelrecht verhungern, weil die Reserven aufgebraucht sind. Wir kennen das auch von den Igeln: Wird ihr Winterschlaf immer wieder durch zu milde Temperaturen unterbrochen, so verlieren diese Tiere schnell ihre Fettreserven und sind im Frühjahr sehr geschwächt. So ähnlich kann man sich das auch bei den Insekten vorstellen.

Entsprechend wenige Schmetterlinge konnte man daher in diesem Jahr beobachten. Kaum ein Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, C-Falter oder Admiral ließ sich blicken. Und ihre Raupen – sie leben alle an Brennnesseln – sind entsprechend selten.

Der Aurorafalter war weniger betroffen. Die Art fliegt oftmals schon früh im Jahr (in warmen Jahren bereits im April) und ist auch schnell wieder verschwunden, nachdem die Weibchen ihre Eier an Wiesenschaumkraut, Knoblauchsrauke oder Einjähriges Silberblatt abgelegt haben. In diesem Jahr war das etwas anders, denn Anfang Juni waren noch sowohl die Männchen mit den orangefarbenen Flügelecken als auch die unscheinbaren Weibchen – sie erinnern an den Kleinen Kohlweißling – noch zu sehen (Bild oben).

Das Ei kann man leicht finden, wenn es seine anfangs weißliche Farbe kurz vor dem Schlupf der Raupe in orange tauscht (Erstes Bild in der Reihe). Mit sehr viel Glück, besser aber bei einer Zucht, kann man den Schlupf der Raupe aus dem Ei erleben (Zweites Bild in der Reihe).

Das winzige Räupchen frisst danach die Eischale auf und verrät so niemandem seine Anwesenheit: Denn es lauern viele Gefahren: Wespen, Meisen, räuberische Käfer, aber auch Schlupfwespen verzehren die Larven und so manches Tier fällt der Mahd oder anderen menschlichen Aktivitäten zum Opfer.

Schon nach wenigen Tagen sind die kleinen Raupen etwa ein Zentimeter lang, denn sie beeilen sich mit ihrer Entwicklung. Sind zwei oder mehr Raupen auf einer Pflanze, gibt es „Mord und Totschlag“. Die größte Raupe frisst ihre Artgenossen einfach auf, denn oftmals ist das Futter knapp und reicht nicht für mehrere Tiere.

Etwa zwei Wochen nach dem Schlupf aus dem Ei sind die Larven bereits erwachsen. Sie im Freiland zu entdecken, ist allerdings nicht einfach, denn sie sind schlank und so gefärbt, dass sie mit der Futterpflanze fast verschmelzen (Drittes Bild). Nun fressen sie große Mengen und bereiten sich dann auf die Verwandlung zur Puppe vor. Dazu sucht sich die Larve einen geeigneten Zweig ihrer Futterpflanze und fertigt ein kleines Spinnpolster, um sich daran mit ihrem letzten Beinpaar zu verankern. Anschließend legt sie sich einen „Gürtel“ um den Körper und wird nach der Häutung so zu einer Gürtelpuppe (Viertes Bild). So verbringt die Puppe den gesamten Sommer und Winter, um erst im kommenden Jahr, wenn sich die Luft wieder erwärmt, als Falter einer neuen Generation zu schlüpfen.

Leider schaffen das nicht viele der hübschen Tiere, denn wie bereits erwähnt: Überall lauern Gefahren für die Eier, die Larven oder Puppen.

Auf unseren Wiesen findet sich das Wiesenschaumkraut, eine der wichtigsten Futterpflanzen für die Raupen nur noch an wenigen Stellen, vor allem dort, wo der Mensch durch nicht so häufige Mahd eingreift. Wer in seinem Garten einer der genannten Futterpflanzen ein Plätzchen lässt, hat die Chance, den schönen Falter zu sehen.KS

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