Sicher kennen viele Leser die Geschichte von Wilhelm Busch: „Hans Huckebein, der Unglücksrabe“ noch aus ihrer Kindheit und haben sein trauriges Ende bedauert.
Der große Vogel – er hat eine Flügelspannweite bis 130 Zentimeter und ein Gewicht von etwa 1,2 kg – war lange Zeit bei uns verschwunden, er wurde früher stark bejagt, da er als Allesfresser sowohl in der Land- als auch in der Forstwirtschaft Schäden verursachte.
Das ging so weit, dass die Art bei uns in Deutschland fast ausgestorben war. Erst allmählich wanderte er aus den östlichen Nachbarländern wieder ein. Seit ein paar Jahren hat er sich auch wieder im Vordertaunus und in der Umgebung von Kelkheim als Brutvogel etabliert. Er wurde von mir schon oft beim Überfliegen von Fischbach gesehen, wobei er sich regelmäßig durch seinen Ruf, ein schnarrendes „kroh, kroh“, schon von Weitem verriet.
Die Vögel sind als „intelligent“ bekannt. Nicht nur, dass sie sich untereinander sehr gut verständigen können, nein, sie überraschen immer wieder durch ihre „Einsicht“ in komplexe Zusammenhänge.
So berichtete mir ein befreundeter Forstmann, dass Kolkraben gelernt haben, dass ein Schuss im Wald Nahrung bedeuten kann und sie daher nicht wegfliegen, sondern im Gegenteil nachschauen, ob der Jäger das geschossene Wild ausweidet (denn dabei fällt auch immer wieder etwas für die Vögel ab) oder nicht gleich mitnehmen kann, weil es zu schwer ist und es liegen lässt, das ist die Chance für die Vögel.
Aber wer hätte gedacht, dass der „Unglücksrabe“ zu den Singvögeln gerechnet wird, obwohl sein „Gesang“ nun weiß Gott nicht lieblich wie der einer Nachtigall klingt. Doch in der Systematik wird er aufgrund des Baus seines Kehlkopfes dort eingeordnet, und das macht dann die Verwandtschaft aus.
Und natürlich kann der Kolkrabe mit Hilfe dieses Kehlkopfes auch etliches an Lauten hervorbringen. Im Netz findet sich dazu Folgendes: „… verfügen Kolkraben über eine große Vielfalt von Lautäußerungen; ihr Repertoire umfasst mehrsilbige, an Kolken, Grunzen, Rülpsen, Knarren, Sirren bis zu hellen Xylophonklängen erinnernde Laute“ (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Kolkrabe). Da hat er seine Stellung bei den Singvögeln doch wohl zu Recht erhalten.
Bei uns steht der Vogel unter strengem Schutz und das, obwohl er so gut wie keine Feinde hat. Und so darf ihn auch der Forstmann nicht schießen, auch wenn er sich an Wild aller Art vergreift. So manchem Förster ist seine Anwesenheit daher ein Dorn im Auge.
Doch es gibt auch andere Faktoren, warum er in unsere Wälder zurückkehren konnte, obwohl er nicht viele Nachkommen aufzieht. Während viele unserer einheimischen Vögel im Winter inzwischen auf Futtergaben von uns Menschen angewiesen sind, können die Raben ihren Futterbedarf auch auf Mülldeponien holen. Dass sie dabei oft viele Kilometer fliegen müssen, stellt für sie kein Problem dar. Und so mancher Rabe fliegt daher über Fischbach und lässt seinen charakteristischen „Gesang“ ertönen.
Kälte scheint ihnen wenig anzuhaben, denn sie bleiben auch den gesamten Winter bei uns.
Die Kolkraben brüten bei uns bereits im Februar-März. Ihr Nest (Horst) wird auf hohen Bäumen, aber auch an Felsen angelegt und oft mehrere Jahre benutzt. Das Weibchen legt zwei – sechs Eier. Erst im Mai sind die Jungen flügge und verlassen das Nest. Nach drei Jahren sind die Jungvögel geschlechtsreif und suchen sich ein eigenes Revier.
Mit seinem kleineren Bruder, der Krähe, nimmt es der Kolkrabe locker auf, denn er ist ihnen im Gewicht und Flug weit überlegen. Und sogar ein Bussard legt sich besser nicht mit den meist paarweise auftretenden großen Vögeln an (Foto: Werner Bartsch).
So wie es aussieht, haben sich die Kolkraben erfolgreich in unserer Region etabliert. Wir wünschen ihnen nicht das tragische Ende ihres Verwandten aus Wilhelm Busch, sondern dass sie zur Bereicherung unserer heimischen Fauna beitragen mögen.
Ist sich der Fischbacher KS sicher.