Neu im Römerkastell Saalburg: Dauerausstellung zur Urgeschichte

Das Römerkastell Saalburg in Bad Homburg kann ab 12. Februar 2016 mit einer neuen Attraktion in seiner Dauerausstellung aufwarten. Zwei neue Ausstellungsräume in der Principia widmen sich den archäologischen Funden aus der Steinzeit, der Bronze- und Eisenzeit und dem frühen Mittelalter rund um den Saalburgpass im Taunus. Die Präsentation der originalen Funde wird ergänzt durch informative Texte, Grafiken und „Hands-On-Stationen“, an denen die Besucher originalgetreue Nachbildungen der Objekte betrachten und begreifen können.

Die Römer waren nicht die ersten Menschen, die die Gegend am Saalburgpass besiedelten, wenn sie auch die prominentesten zivilisatorischen Zeugnisse hinterließen. Davon zeugen die steinzeitlichen Funde aus Wehrheim und von der Saalburg. Aus der Bronzezeit stammt der spektakuläre Hortfund vom Ferdinandsplatz in Bad Homburg, der nach längerer Zeit wieder ausgestellt wird. Die Eisenzeit und die Kultur der Kelten ist mit Funden aus Wehrheim präsent. Vom Zusammenleben und der gegenseitigen Beeinflussung von Römern und Germanen erzählen die Funde aus dem Limeskastell Zugmantel bei Taunusstein. Dass die Geschichte nach dem Abzug der römischen Truppen vom Limes nicht stehenblieb, belegt der Fund eines Depots eiserner Werkzeuge vom Herzberg aus dem frühen 5. Jahrhundert. Die Geburtsstunde des frühen Mittelalters ist durch die Funde aus den Gräbern in Bad Homburg-Gonzenheim belegt, die aus der Zeit des Herrschergeschlechts der Merowinger stammen. Die neue Dauerausstellung ergänzt damit die bisherige Präsentation römischer Funde um die Darstellung der Zeiten vor und nach der römischen Präsenz auf der Saalburg. Dadurch erhalten die Besucher einen spannenden Überblick über den Verlauf der Geschichte von den ersten Belegen für die Anwesenheit des Menschen am Saalburgpass bis zum Anbruch einer neuen Epoche im frühen Mittelalter.

Im Zeitraffer

Die großformatige Darstellung einer Zeitleiste im ersten Raum der neuen Ausstellung zeigt im Zeitraffer die Epochen der Menschheitsgeschichte bis in die Neuzeit. Die Zuordnung weltweit bekannter archäologischer Funde und zivilisatorischer Errungenschaften zu den einzelnen Epochen gibt eine erste Übersicht zur Abfolge und Einordnung der ausgestellten Funde in den Vitrinen. Für jede der vorgeschichtlichen Epochen steht eine Vitrine, auf deren Außenseite kurze Texte die Besonderheiten der archäologischen Funde der Zeit hervorheben. Die Exponate sind durch Beschriftungen erläutert. Vergleicht der Besucher zum Beispiel die Dauer der Steinzeit auf dem Zeitstrahl mit den Funden in der Vitrine wird er die rasante und immer schnellere Entwicklung der menschlichen Fertigkeiten in Handwerk und Technik unmittelbar erkennen. Die „Hands-On-Stationen“ mit der Nachbildung eines steinzeitlichen Steinbeils oder verschiedener Bronzebarren und keltischer Münzen geben eine unmittelbare sinnliche Erfahrung der Materialien und ermöglichen im Ertasten auch Menschen mit Handicap eine Vorstellung der Originale.

Im zweiten Raum werden das Zusammenleben der Germanen mit den Römern und der Übergang von der antiken römischen zur mittelalterlichen, von germanischen Gesellschaften und Herrschergeschlechtern bestimmten Epoche lebendig. Als Fallbeispiel ist hier das Kastell am Zugmantel im Taunus hervorgehoben. Von dort stammen eigentümliche Gefäße, deren Verwendung und Deutung bis heute Rätsel aufgibt. Die Nachbildung zum Anfassen ermöglicht auch hier die dreidimensionale Anschauung dieser besonderen Keramik. In einer Zusammenschau werden typische germanische und römische Gefäße vorgestellt und die Schnittmenge bezeichnet, in der durch Einflüsse beider Seiten neue handwerkliche Formen entstanden sind.

Schmuck, Trachtbestandteile, Waffen und Gefäße aus den Gräbern merowingischer Zeit in Bad Homburg-Gonzenheim schließlich zeugen von dem hohen Stand des frühmittelalterlichen Handwerks und bilden den geschichtlichen Endpunkt der Zeitreise in der neuen Dauerausstellung des Römerkastells Saalburg.

Neue Möglichkeiten für die Museumspädagogik

Die neue Dauerausstellung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftlern und den Museumspädagogen der Saalburg konzipiert. Neben der Möglichkeit, zusätzliche inhaltliche Schwerpunkte zu setzen, bietet die Gestaltung der Ausstellung auch völlig neue Zugänge zu den Ausstellungsstücken. Dabei sind die Objekte zum Anfassen hervorzuheben, die den Besuchern durch den physischen Kontakt ein Gefühl für die Beschaffenheit urgeschichtlicher Gegenstände und die verwendeten Materialien vermittelt. Die stark vergrößerte Nachbildung einer originalen Fundmünze ermöglicht eine genauere Betrachtung als das Original und bietet nicht zuletzt Menschen mit Sehbehinderung die Gelegenheit einer direkten haptischen Annäherung an die Exponate. Der neue Ausstellungsbereich ermöglicht damit in Zukunft eine Ausweitung des museumspädagogischen Vermittlungsprogramms der Saalburg und bietet den Besuchern neue Dimensionen in der Betrachtung und Erfahrung archäologischer Funde. Mehr Fotos davon gibt es im Internet: siehe www.saalburgmuseum.de unter „Aktuell“.



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