Vorsicht ist der vernünftigere Teil der Tapferkeit – also lieber etwas Abstand vom Stromverteilerkasten an der Ecke Hornauer Straße und Rotebergstraße halten. Keine Kurzschlussgefahr in diesem Fall, sondern eher die Möglichkeit, schnell von einer Biene gestochen zu werden. Denn es hatte sich irgendwo in der Gegend ein Bienenvölkchen mit seiner Königin auf den Weg nach Hornau gemacht, um dann am Verteilerkasten zu landen.
Dass den Nachbarn dieser Besuch nicht ganz geheuer war – verständlich. Und die meisten wahrten auch entsprechenden Abstand, wie die beiden Polizeibeamten, die zunächst zu Hilfe gerufen worden waren, aber mit Bienen dieser Art weniger zu tun haben.
Also wurde die Feuerwehr, der Tierrettungsdienst benachrichtigt. Und da hatte man insofern Ahnung, dass sich irgendwo in dem Schwarm eine Königin befinden musste, die Chefin des Ausflugs. Vor allem: Ruhe bewahren, meinteEdgar Katzer.
Doch selbst für die versierten Tierretter war dies nicht die richtige Aufgabe. Von Bienen und Imkerei fehle die letzte Ahnung. Also wurde im Verzeichnis nach Imkern in Kelkheim gesucht, die hier helfen konnten. Einer der ersten meldete sich schnell, meinte aber, dass er mit seinen rund achtzig Jahren inzwischen zu alt für diesen Job sei. Schnell zur Stelle war dann Josef Paha. Er schüttelte nur den Kopf, denn dass sich Bienen an einem Schalt- oder Verteilerkasten beim Schwärmen niederlassen, das hatte er noch nicht erlebt. Wenn sie schwärmen, lassen sie sich oft an Zweigen als Bienentraube nieder. Aber an einem Blechdins wie hier?
Nun, Josef Paha machte kurze Fünfe, stülpte sich den Gesichtsschutz über, auch die dicken Handschuhe und beförderte die Bienen kurzerhand in einen Eimer, um sie dann zu Hause fachgerecht in einer bienengerechten Behausung unterzubringen.
Wenn man googelt, liest man, dass schwärmende Bienen garnicht so gefährlich seien, dass der Auszug der Völker, das Schwärmen, im Sommer nicht ungewöhnlich sei und dass sie sich gern in Trauben an Bäumen niederlassen. Klar, dass sich Josef Paha über den Landeort wunderte.