Nicht jeder wird die Nachricht mit Freude registrieren: Aber die „Völkerwanderung“ der Waschbären hat jetzt Kelkheim erreicht. Ein Exemplar davon fotografierte vergangene Woche Cornelia Rother von einer Praxis im Gesundheits-Zentrum aus, als sie das Tier am Liederbach in einer Baumgabel hingekuschelt entdeckte. Wo ein Waschbär auftaucht, dürfte es auch weitere Tiere der Gattung geben, so dass dann eines Tages auch mit Nachwuchs gerechnet werden kann.
Eigentlich hübsche Tierchen, die bis zu sechzig Zentimeter groß und bis zwölf Kilogramm schwer werden können, wie bei Wikipedia zu lesen ist.
Schaut man sich die Berichterstattung aus Nordhessen an, dann sind dort Waschbären in den letzten Jahren zu einer richtigen Landplage geworden. Und zwar deshalb, weil sich die Tiere nicht nur von Obst ernähren, das sie von den Bäumen „pflücken“, sondern auch von den Abfällen, die in den Mülltonnen der Stadtbewohner landen. Außerdem verschaffen sie sich immer wieder Eingang auf Dachböden, eine ausgesprochen unangenehme Eigenschaft, weil die Tiere Lärm machen und die Bewohner damit nicht nur stören, sondern unter Umständen in Angst und Schrecken versetzen, weil man natürlich schnell an Einbrecher denkt. Hinzu kommt, dass die Tiere, die sich auf den Dachböden, in Gartenhütten und Garagen gern häuslich niederlassen, dort Nachwuchs produzieren. Dank ihrer „Waschbären-Toiletten“ nicht unbedingt Weihrauchdüfte verbreiten. Da die Tiere als besonders scheu bekannt sind, da sie sich vor allem auch über Tage gern verbergen, bekommt man sie nur schlecht und selten zu sehen. Gartenbesitzer in Nordhessen klagen darüber, dass die Tiere Mülltonnen ausräumen, die nicht fest geschlossen sind, dass sie Blumenbeete zerstören und es wird auch davon berichtet, dass sie Haustiere angreifen. Für den Eingang in ein Haus gibt es verschiedene Möglichkeiten: Katzenklappen, offene Fenster oder der Sprung von einem Baum nebenan aufs Dach mit losen Ziegeln und von dort auf den Dachboden, wo sie auch dafür bekannt sind, dass sie Isolierungen zerstören.
An sich stammen die Waschbären aus Nordamerika. Ältere werden sich noch an die Waschbären-Mützen der Trapper im Wilden Westen erinnern.
In Deutschland wurden sie zur Landplage, nachdem 1934 zwei Pärchen am Edersee ausgesetzt worden waren. Dazu kamen Waschbären, die nach Bombenabwürfen im Krieg freigesetzt wurden. Sie vermehrten sich rasend.
Und machten sich immer weiter nach Süden auf den Weg. Inzwischen ist in einschlägigen Publikationen zu lesen, dass es Waschbären schon seit einiger Zeit im Taunus gibt. Auch in Frankfurt seien einige der Tiere gesichtet worden.
Ergänzend zitieren wir aus der Frankfurter Rundschau: „
Gerade bei Junghasen und Kaninchen richtet der Waschbär große Verluste an“, berichtet indes Rolf Becker vom Landesjagdverband Hessen. Er findet es richtig, dass die Tiere gejagt werden dürfen. 20.000 Waschbären hätte man im letzten Jahr in Hessen mit Fallen gefangen und dann erschossen – für die normale Jagd sind die Tiere mit dem Zorro-Gesicht zu klein und zu flink“.
Diese Einstellung dürfte bei Tierfreunden auf erbitterten Widerstand stoßen. Und so wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als sich mit der Anwesenheit der Tiere zu arrangieren. Und sich vor ihnen zu schützen, wie immer wieder empfohlen wird. Der Liederbach mit seinen Abfällen in der Nachbarschaft – ideale Lebensmöglichkeiten..