Bildung und Digitalisierung gehören zusammen – was es mit „MTK Zwanzig30“ auf sich hat

Digitale Kompetenzen zu vermitteln wird eine immer wichtigere Aufgabe für die Schulen. Der Main-Taunus-Kreis hat das mit seinem Entwicklungskonzept „MTK Zwanzig30“ im Blick: Die Digitalisierung an den Schulen wird vorangetrieben. Foto: Pixabay.com

Kelkheim (ju) – Wo soll es hingehen mit unseren Schulen? Diese Frage stellte der Main-Taunus-Kreis im Rahmen seines „MTK Zwanzig30“-Konzeptes vor acht bis neun Jahren der Bevölkerung, aber auch den Schulen und mit ihnen Lehrern und Schülern. Das Mitmachprojekt soll Leitplanken für das weitere Vorgehen des Landkreises verankern und dabei auf dem Sektor der Bildung alle mitnehmen, die direkt oder indirekt damit zu tun haben. Mit innovativen Projekten und Investitionen in Millionenhöhe entwickelt der Main-Taunus-Kreis nach den Worten von Landrat Michael Cyriax das Bildungs- und Betreuungsangebot weiter. Bei einem Informations- und Diskussionsabend im Landratsamt zeigten er und Kreisbeigeordneter Axel Fink, was sich nach den Maßgaben des Kreisentwicklungskonzepts „MTK Zwanzig30“ bisher getan hat und welche Schritte folgen sollen. Eine zentrale Bedeutung habe dabei die Digitalisierung, aber auch in Gebäude und Ausstattung werde investiert – ebenso wie in die Weiterentwicklung der Strukturen.

Projekte und Maßnahmen

Vor rund 100 Zuhörern boten Cyriax und der Schuldezernent Fink einen Überblick über bisher vom Kreis umgesetzte Projekte und Maßnahmen. Beispielsweise wende der Kreis Millionensummen für die Erweiterung und Sanierung seiner Schulen auf: Allein im laufenden Jahr seien das 64,5 Millionen Euro. Zudem errichte der Kreis mit rund 22 Millionen Euro ein eigenes Hallenbad – ein solches Engagement eines Kreises in der Schwimm-Infrastruktur sei beispielgebend.

Unterdessen werde die Digitalisierung an den Schulen weiter vorangetrieben, denn im Kreis hat man erkannt, dass Bildung und Digitalisierung eng miteinander verknüpft sind. Unter anderem sei es das Ziel, dass jeder jugendliche Schüler mit einem Tablet ausgestattet wird, bis Ende des Jahres sollen alle Schulen über einen Glasfaseranschluss verfügen. Dann könne auch der Unterricht digitaler werden, denn wie auch der Referent des Abends, Bildungsexperte Matthias Feuerstein, sagte, bringt es nicht so viel, Klassenräume mit Beamer und digitaler Tafel auszustatten, wenn der Unterricht weiterhin frontal stattfindet, ohne die Nutzung von Tablet und Co. und den damit einhergehenden Möglichkeiten. „Die digitale Kompetenz unserer Schüler scheitert jetzt zumindest nicht mehr an der Infrastruktur“, fasst der Landrat zusammen und fügt an: „Bildung und Digitalisierung gehören zusammen.“ Schon vor der Coronapandemie habe der Kreis in die digitale Ausstattung investiert. „Wir werden aber in den kommenden Jahren noch erhebliche Mittel aufwenden müssen, um mit der Entwicklung Schritt zu halten.“ Schon im Vergleich zu 2015, als das Kreisentwicklungskonzept aufgestellt wurde, seien die technischen Möglichkeiten und Anforderungen vorangeschritten.

Zudem seien die Schülerzahlen im Kreis enorm gestiegen, so der Landrat, um fast zehn Prozent in den vergangenen zehn Jahren. Grund sei nicht nur der Bevölkerungszuwachs, sondern seien auch die Flüchtlinge, die der Kreis unterbringen müsse. „Das alles zieht Investitionen in die Bildung nach sich. Wir müssen Schulen erweitern wie die Weltmeister und unser Betreuungsangebot immer weiter ausbauen.“

Wie Fink erläuterte, gehe es nicht nur um Bauten und Ausstattung: „Wir müssen zum Beispiel auch dafür sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler digitale Kompetenz erwerben und das Beste aus diesen Möglichkeiten machen.“ Als Beispiel nannte er das Projekt „Medien Technik Kids“, mit dem Grundschüler und -schülerinnen an das Programmieren herangeführt werden.

„Digitale Welten“

Als Pilotprojekt hat zudem das Land an der Albert-Einstein-Schulein Schwalbach das Fach „Digitale Welt“ gestartet. Die Schulleiterin Anke Horn berichtete an dem Abend von ersten Erfahrungen mit diesem Angebot. Demnach werden an der AES insgesamt 180 Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen in der „Digitalen Welt“ unterrichtet. Sie lernen in zwei freiwilligen zusätzlichen Schulstunden je Woche Grundlagen wie das Programmieren kennen. Zudem greift das Fach Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und verantwortungsbewusste Mediennutzung auf. Es soll auch konkret zeigen, wie digitale Technologien zur Lösung sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Probleme beitragen können. Die dafür nötige digitale Ausstattung wird vom Main-Taunus-Kreis geliefert. Die Schulleiterin würde sich wünschen, dieses Projekt in anderer Form auf die Klassen 7 und 8 auszuweiten, denn in diesem Alter würden in der digitalen Welt noch ganz andere Themen wichtig.

Einfluss der Digitalisierung

In einem Vortrag schilderte der Bildungsexperte Matthias Feuerstein die Digitalisierung als Kulturtechnik und beleuchtete ihren Einfluss auf Gesellschaft, Wirtschaft und Arbeitsleben. Er schilderte vorbildhafte Praxisbeispiele und skizzierte Voraussetzungen, die Digitalisierung auch in der Bildung voranzutreiben. Dabei legte er auch Wert darauf zu betonen, dass die digitale Bildung so früh wie möglich einsetzen sollte. „Die Kita ist kein Raum, der vor Digitalisierung geschützt werden muss oder soll“, so seine Einstellung. Denn schließlich würden selbst die Kleinen schon täglich damit konfrontiert, kommen jeden Tag damit in Berührung, da sie ihre Eltern damit hantieren sehen und beobachten. Von daher sollte es Ziel sein, digitale Kompetenzen zu fördern, denn es sei nicht von der Hand zu weisen, dass sich die Gesellschaft von den rein fachlichen Kompetenzen entferne. „Digitales ist immanenter Bestandteil unseres Lebens.“ Über alle Fächer hinweg müsse sich die Didaktik an den Schulen ändern. Dazu gehöre aber nach Ansicht einer Mutter, die sich in der anschließenden Fragerunde zu Wort meldete, dass auch die Lehramtsstudenten sich mit digitaler Bildung und deren Umgang und Nutzung beschäftigen. „Derzeit ist das keinen Pflichtfach an den Universitäten bei der Lehrerausbildung. Da läuft doch was schief“, monierte sie. Axel Fink gab ihr Recht, nach seinem Wissen werde das an den Universitäten angeboten, Pflicht sei es nicht. Womit auch wieder klar wurde, dass der Kreis die Infrastruktur für Digitalisierung und Bildung schaffen kann, das Bildungssystem aber an Förderalismus und Kompetenzengerangel krankt. „Wir schaffen die Grundlagen, für alles andere ist das Land zuständig.“ Ein Satz, der noch lange nachhallt.

Schwerpunkte für die Entwicklung

Das Konzept „MTK Zwanzig30“ skizziert Schwerpunkte für die Entwicklung des Kreises bis zum Jahr 2030. Es gliedert sich in mehrere Schwerpunkte. Dabei waren den Bürgern die Themen Verkehr, Natur, Bildung und Versorgung am wichtigsten gewesen. Erarbeitet worden war das Konzept auf der Grundlage mehrerer Großveranstaltungen und so genannter Zukunftswerkstätten mit Bürgerinnen und Bürgern. An den Workshops nahmen insgesamt rund 200, an einer Online-Befragung rund 1.100 Personen teil. In weiteren Runden wurde mit Experten verschiedenster Bereiche und Vertretern der Kommunen gesprochen.

Auf der Internetseite des Main-Taunus-Kreises kann das komplette Konzept unter www.mtk.org/mtkzwanzig30 heruntergeladen werden.



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