„Bisschen stolz bin ich schon“ – Beate Matuschek gestaltete die Kelkheimer Kultur

Kelkheim (ju) – Sie prägte 29 Jahre das kulturelle Gesicht Kelkheims und verabschiedet sich jetzt in den verdienten Ruhestand – Kulturdezernentin Dr. Beate Matuschek. Bei einer kleinen, aber feinen Verabschiedung im Rathaus, ließ sie die Jahre gemeinsam mit Bürgermeister Albrecht Kündiger und dem Ersten Stadtrat Dirk Hofmann noch einmal Revue passieren.

Glücksgriff

Wegen der Liebe war Matuschek nach Kelkheim gekommen. Ihrem Mann war eine Stelle in Höchst angeboten worden und sie machte sich auf die Suche nach einem Job, der ihrer vorherigen Stelle als Direktionsassistentin im Rheinischen Museumsamt Abtei Brauweiler, nahe kam. Und die Stadt Kelkheim, die zu der Zeit der Kultur noch nicht so eine große Bedeutung beimaß, war gerade dabei, eine neue Stelle zu schaffen: die des Kulturdezernenten/der Kulturdezernentin. Der ehemalige Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) setzte 1994 dies gegen den Protest der Politik durch und sollte am Ende Recht behalten. Heute ist Kelkheim im Main-Taunus-Kreis absoluter Spitzenreiter im kulturellen Bereich, dank Beate Matuscheks, die sich auf die Stelle bewirbt und eingestellt wird. Damit beginnt eine Erfolgsgeschichte, denn die studierte Kunstgeschichtlerin legt sich gleich richtig ins Zeug.

Kelkheimer Kultursommer

Ihr erstes Projekt wird der Kelkheimer Kultursommer, der 1995 als Experiment unter dem Namen „Kultursommer am Rettershof“ begann und in den Jahren zum etablierten „Kelkheimer Kultursommer“ heranreift. Das erfolgreiche Festival wird zum Publikumsmagneten, spätestens als 1997 auf ihre Initiative das „Rheingau Musikfestival“ dazu stösst. Die Konzerte, die zunächst auf der Terrasse des Schlosshotels stattfinden, wandern später in den beschaulichen Gutshof und bereichern bis heute mit renommierten Ensembles und bekannten Künstlerinnen und Künstlern aus Cabaret und Chanson das kulturelle Angebot.

Um das Ganze finanziell stemmen zu können, macht sich Matuschek daran, ein umfangreiches Sponsorennetz aufzubauen, denn der Haushalt gibt nicht viel her, sie muss kreativ werden und überzeugend. „Das beste für mich war, dass man mich hat machen lassen. Ich konnte die Sponsoren von unseren kulturellen Projekten überzeugen und bei einigen auch Fördermittel einstreichen.“ So schaffte sie es, das kulturelle Leben an vielen verschiedenen Orten in Kelkheim zum Erblühen zu bringen. Sei es im Kulturbahnhof Münster, im Atelierzentrum am Zauberberg, in der Alten Kirche in Hornau oder durch die Einrichtung eines Stadtmuseums und der Stadtbibliothek.

Museum und von Gagern

Das Museum lag und liegt Beate Matuschek sehr am Herzen. Ihr erstes Konzept sah einen Standort am Zauberberg vor, da dort oben viele Räume leer standen – Platz vorhanden war. Doch die Politik spielte nicht mit. Zu weit weg. Ungeeignet als Standort. So suchte sie weiter und wurde im Endeffekt in der Frankfurter Straße beim „Hollunderhof“ fündig. Damit begann auch hier ein kultureller Aufstieg, wenn auch auf beengtem Raum. Matuschek konzipierte verschiedenste Ausstellungen von „Einem Hauch von Hollywood“ über „Das Erbe der Karolinger“, „Otto walkes – Eine Ausstellung“ bis hin zum Höhepunkt dieses Jahres, „Demokratie weiter denken. Die Freiherren von Gagern – Wegbereiter der parlamentarischen Demokratie“. Sowieso die von Gagern – eine Herzensangelegenheit der Kulturdezernentin, die Kelkheim landesweit bekannt machte. Hatte sie doch die Gagernanlage, den Gagernrundweg und den Staufenschwur auf den Weg gebracht, gipfelte ihr Engagement in diesem Jahr im „Gagernjahr“ anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Nationalversammlung in der Paulskirche, deren erster Präsident 1848 Heinrich von Gagern war. Nach Rita Süßmuth im Jahr 1998, die damals anlässlich des 150. Jubiläums der Frankfurter Nationalversammlung die Gagernanlage eröffnete, durfte Matuschek dieses Jahr Bundestagspräsidentin Bärbel Bas begrüßen. Und noch eine Ehre wurde der Stadt durch Matuscheks Arbeit zuteil: Die Auszeichnung mit einer Plakete als „Orte der Demokratiegeschichte. „Bisschen stolz bin ich da schon“, verrät sie später.

„Kulturlokomotive“

Und was hat ihr in den 29 Jahren am meisten Spaß bereitet? „Die Vielfalt: Von der archäologischen Prospektion über die Einrichtung von Institutionen (Stadtmuseum, Stadtbibliothek mit Onleihe, Galerie der Stadt Kelkheim) bis zur Entdeckung und Förderung von Künstlerinnen und Künstler. Lokale Schätze zu heben, das war und ist meine Passion.“

Kelkheim hat ihr viel zu verdanken, das sieht auch Bürgermeister Albrecht Kündiger so. „Gäste von außerhalb sprechen mich immer wieder auf unsere ‘Kulturlokomotive‘ und das internationale Renommee an, dass sie hierherlocken konnte.“ Ihrer Hartnäckigkeit, gerade in Verhandlung mit Sponsoren, sei es zu verdanken, dass Kelkheim heute da steht wo es steht. Auf was blickt sie mit großem Stolz zurück? „Auf die nachhaltigen Kulturprojekte. Das, was bleibt. Es gibt nicht diesen einen großen Erfolg, sondern die Kunst, alle die kleinen und großen Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten.“ Ganz zurückziehen wird sie sich nicht. Dem MTK-Jahrbuch bleibt sie weiter erhalten und auch ehrenamtlich könne sie sich vorstellen, noch weiterhin für die Kultur Kelkheims tätig zu sein. Wenn sie selbst auf die 29 Jahre zurückblickt, dann gab es einige Dinge, die viel Energie gekostet haben. „Die Einrichtung des Museums, der Stadtbibliothek und des Gagernrundwegs haben viel Kraft gekostet. Die wissenschaftlichen Ausarbeitungen erforderten die Energie eines Marathons, der Kultursommer war und ist eher ein Sprint.“

Ist zu hoffen, dass ihr Nachfolger in gleicher sportlicher Art und Weise unterwegs ist. Er wird es im neuen Jahr beweisen können.

Ulrich Tukur war nur einer der vielen Prominenten, die Beate Matuschek in die Möbelstadt holte. Er begeisterte dieses Jahr musikalisch das Publikum im Schlosspark des Rettershofes. Die Kulturdezernentin blickt auf 29 Jahre erfolgreiche kulturelle Arbeit zurück und verabschiedet sich jetzt in den Ruhestand. Fotos: Stadt/Judith Ulbricht

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